Hilden Unternehmer plädiert für freien Handel

Hilden · Ist das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA, TTIP, eine Chance für den Mittelstand? Ja, sagt der neue Vorsitzende des Hildener Industrie-Vereins, Michael Kleinbongartz.

 Alexander Graf Lambsdorff, Moderator Jörg Wagner, Unternehmer Michael Kleinbongartz und US-Generalkonsul Stephen A. Hubler (v.l.) diskutierten in der Werkhalle der Firma Kukko über die geplante Freihandelszone TTIP.

Alexander Graf Lambsdorff, Moderator Jörg Wagner, Unternehmer Michael Kleinbongartz und US-Generalkonsul Stephen A. Hubler (v.l.) diskutierten in der Werkhalle der Firma Kukko über die geplante Freihandelszone TTIP.

Foto: Olaf Staschik

Es war eine ungewöhnliche, aber doch passende Kulisse: Die Werkhalle des Hildener Werkzeugherstellers Kukko war gestern zwischen Laderampe und Hochregal Veranstaltungsort einer Podiumsdiskussion, zu der neben Kukko die Friedrich-Naumann-Stiftung sowie das Generalkonsulat der Vereinigten Staaten von Amerika vormittags eingeladen hatten. "TTIP - Chance für den Mittelstand?", so lautete das Thema. TTIP ist das Kürzel für "Transatlantic Trade and Investment Partnership", also das geplante Transatlantische Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Das ist in Deutschland umstritten. Gegner befürchten durch die für die Handels- und Investitionspartnerschaft eigens aufgestellten Gesetze einen Abbau von Produktionsstandards, Verbraucherschutz- und Arbeitnehmerrechten, Umwelt- und Sozialauflagen.

Ganz anders argumentiert Michael Kleinbongartz, Hildener Unternehmer (Kukko Werkzeugfabrik), Vorsitzender des Fachverbands Werkzeugindustrie und frisch gewählter Vorsitzender des Hildener Industrie-Vereins: "Es muss für uns genauso einfach sein, nach Amerika Waren zu senden, wie nach Holland", sagte er. Zehn Mitarbeiter beschäftige er allein in seiner Exportabteilung. Das Auslandsgeschäft erzeuge mit seinen Antragsformularen und Dokumentationspflichten "ganz viel Papier. Das muss weg", so lautet seine Forderung. Unterstützer fand Kleinbongartz dabei in seinen Gesprächspartnern Stephen A. Hubler, Generalkonsul der USA, und Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Hubler: "Wir erwarten durch TTIP mehr Wachstum, Arbeitsplätze und Innovation durch mehr Wettbewerb." Einen Beweis sieht er im Nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA, einem Verbund zwischen USA, Kanada und Mexiko. Seit Gründung seien die Handelsströme um 55 Prozent gewachsen, sagt Hubler.

Auch Alexander Graf Lambsdorff sieht in TTIP mehr Chancen als Risiken: Ein 2011 in Kraft getretenes Freihandelsabkommen zwischen Europa und Südkorea habe 99 Prozent aller Zölle beseitigt, berichtete er. Seither gebe es 35 Prozent mehr Handel. "Hier wird mehr Wohlstand generiert, das rechnet sich", sagte Lambsdorff.

Vom Publikum gab's zu einzelnen Stellungnahmen immer wieder Applaus. Das Forum war hochkarätig besetzt. Unter den rund 90 Zuhörern waren auch Vertreter des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft, der Industrie- und Handelskammer oder des Fachverbands Werkzeugindustrie. Ein Fazit von Graf Lambsdorff: "Die Deutschen sind Exportweltmeister. Wir müssen auch Handelsweltmeister sein."

(RP)
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