Hilden Unbekannte stehlen Tanne vom Grab

Hilden · Ilse Rosenbaum ist sauer: Erst wurde eine Friedhofspflanze zerstört, nun fehlt eine ganz. Kein Einzelfall, sagt die Polizei

Die Hildenerin Ilse Rosenbaum ist so verärgert, dass sie ein Schild aufgestellt hat. "Dem Schänder der Schirmtanne und dem Dieb der chilenischen Schmucktanne sollen die Hände abfallen" steht darauf. Sie hat das Schild auf das Grab von Wilhelm Rosenbaum auf dem Hauptfriedhof gestellt, das sie seit Jahren pflegt. Es zeugt von Wut und Ohnmacht gegenüber Dieben, die auch vor Erinnerungsstätten wie Gräbern nicht Halt machen. "Was sind das nur für Menschen?", fragt Ilse Rosenbaum in einem Schreiben an die Hildener Friedhofsverwaltung. Und: "Das müssen Kenner gewesen sein. Was können Sie dagegen tun?"

Die Antwort ist: nicht viel. "Natürlich halten unsere Leute die Augen offen", sagt Amtsleiter Ulrich Hanke. "Aber leider kommt es immer wieder vor, dass Grabschmuck gestohlen wird." Der Fall Rosenbaum sei nur insofern bemerkenswert, als dort eine Pflanze, die schon vor zwei Jahren eingepflanzt worden ist, ausgebuddelt wurde. Ein Loch zeugt davon. Hanke: "Dass aber Blumen gestohlen werden - das passiert öfter." Die Verwaltung empfiehlt, in jedem Fall Anzeige zu erstatten, damit die Polizei Kenntnis von den Vorgängen bekommt. Dass Rosenbaums Tanne wieder auftaucht, ist eher unwahrscheinlich.

Nicht nur auf Friedhöfen verschwinden Pflanzen, sondern auch von städtischen Beeten. Kaum haben die Mitarbeiter des Bauhofs zum Beispiel das gut sichtbare Beet im Stadtpark nahe dem Gressard-Platz bepflanzt, "fehlen auch schon Blumen", so Hanke. Dass es niemandem auffalle, wenn an einem öffentlich so präsenten Platz plötzlich Menschen in die Beete stiegen - das wundert den städtischen Mitarbeiter dann doch. Auch aus Blumenkübeln verschwänden immer mal die Blumen.

"Diesen Dieben ist einfach nichts heilig", sagt Polizeisprecher Ulrich Löhe spontan, als er von der gestohlenen Pflanze hört. Es komme leider durchaus vor, dass Pflanzen ausgegraben würden, die sich manchmal auf anderen Gräbern wiederfänden. Normalerweise würden die Blumen und Bäume aber weiterverkauft, "das haben wir durchaus schon gehabt". Allerdings komme es weit häufiger vor, dass frische Gestecke und Kränze von Beerdigungen verschwänden und dann ein wenig umgemodelt wieder auftauchten. "Ich erinnere mich an einen Dieb, der argumentierte, dass das Gesteck doch anderswo noch andere Leute erfreuen könnte", so Löhe. Ilse Rosenbaum findet, dass es durchaus noch einen Unterschied zwischen einem "normalen" Beet und dem Friedhof gibt, für den sie eine höhere innere Hemmschwelle reklamiert. Begonnen hatte der Ärger schon vor Jahren mit Vandalismus. Denn die Schirmtanne, die ursprünglich auf dem Grab stand, wurde nach und nach zerstückelt und ging daran letztlich ein. "Ich vermute, dass die Äste den ein oder anderen Adventskranz geziert haben", sagt Ilse Rosenbaum.

(RP)
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