Hilden/Mettmann Trojaner - Städte machen Schotten dicht

Hilden/Mettmann · Öffentliche Institutionen treffen Sicherheitsvorkehrungen, um sich vor einer digitalen Geiselnahme zu schützen.

 Computer-Viren sind nicht putzig - wie die Gesellen auf dem Foto. Sie können schwere Schäden an Daten und Geräten verursachen..

Computer-Viren sind nicht putzig - wie die Gesellen auf dem Foto. Sie können schwere Schäden an Daten und Geräten verursachen..

Foto: dpa-tmn

Ausgerechnet per Mail hatte die Landesverwaltung alle städtischen Mitarbeiter informiert: Das Computervirus "breitet sich rasant aus, verschlüsselt Festplatten und macht sie unbrauchbar". Auch die Kreisverwaltung in Mettmann hat ihre Vorsichtsmaßnahmen gegen Trojaner nun deutlich verschärft. Bei E-Mail-Anhängen greifen die verschärften Sicherheitsmaßnahmen bereits.

"Sämtliche Nachrichten mit Office-Dokumenten oder ähnlichen Anhängen, werden für 72 Stunden in Quarantäne verschoben", sagt Daniela Hitzemann von der Kreisverwaltung. Bisher sei die Kreisverwaltung von Cyber-Angriffen verschont geblieben. Hitzemann sagt, dass in Sachen Internetnutzung aber weitere Beschränkungen folgen sollen. "Denn jeder tut gut daran, lieber rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen."

Wie viele andere öffentliche Institutionen, haben die Städte im Kreis ihre Schotten weitgehend dicht gemacht. Die Angst vor Schadsoftware, wie dem derzeit wütenden Trojaner "Locky" (siehe Box) ist groß. Das ist in Hilden nicht anders, wie Stadtsprecherin Henrike Loer sagt. Die E-Mail-Eingänge durchlaufen mehrstufíge Filter, bevor sie überhaupt in die Mailfächer der Mitarbeiter gelangen. Die herausgefischten Mails sind später von den Mitarbeitern einsehbar - sie können sie dann immer noch öffnen, wenn sie den Absender kennen und der Inhalt anscheinend unbedenklich ist.

Genau so geht auch der Krankenhaus-Verbund K-Plus mit der Gefahr um. Alle Mails, ob mit oder ohne Anhang, gehen dort sogar durch drei verschiedene Filter, bevor sie beim Adressaten landen. "Zip-Dateien werden sofort gelöscht, Mails mit unbekannten Links auch", erklärt K-Plus-Sprecherin Cerstin Tschirner. Denn mit immer ausgefeilteren Viren haben auch die Krankenhäuser zu kämpfen - und damit ist nicht nur der medizinische Bereich gemeint. Keine zwei Wochen ist es her, da fiel das Lukaskrankenhaus in Neuss unbekannten Tätern zum Opfer. Per E-Mail hatten Computerhacker einen Virus in das Computersystem des Krankenhauses geschleust. Die schädliche Software drohte sämtliche Dateien zu verschlüsseln, sodass alle Rechner heruntergefahren werden mussten. Nur gegen Lösegeld bekomme man den Entschlüsselungs-Code. Auch in Arnsberg gibt es einen Virenbefall. Hacker könnten nicht nur Patientendaten abgreifen. Auch zu medizinischen Geräten, die über Server gesteuert werden, könnten sie sich Zugriff verschaffen. Was nach Dystopie klingt, ist in Form der digitalen Geiselnahme aber längst Realität.

Die K-Plus-Gruppe, die die Krankenhäuser in Hilden und Haan betreibt, hat nach den Worten Tschirners dadurch einen Vorteil, dass sie noch nicht komplett auf digitale Patientenmappen umgestellt hat. Händische Akten seien durchaus noch die Regel.

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(RP)
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