Hilden Taube wird Fluglehrer

Düsseldorf · Ende März wird der Stadtwerke-Geschäftsführer 65 Jahre alt und geht nach mehr als 16 Jahren an der Spitze des Energieversorgers in den Ruhestand. Unter seiner Führung hat sich das Unternehmen radikal verändert.

17 Jahre lang war Bodo Taube Geschäftsführer des kommunalen Energieversorgers. Die Gesellschafterversammlung (identisch mit dem Stadtrat) wählte den damals 48-jährigen Diplom-Ingenieur und Diplom-Wirtschaftsingenieur aus Erftstadt unter 62 Bewerbern aus. "Einstimmig": Darauf ist Taube heute noch stolz. Unter seiner Leitung haben sich die Stadtwerke und ihr Umfeld radikal verändert. Der Energiemarkt wurde liberalisiert. Kunden können sich ihren Strom- und Gaslieferanten heute aussuchen.

2009 wurden 49,9 Prozent der Anteile für 52 Millionen Euro an die Stadtwerke Düsseldorf verkauft. Für Taube bleibt die politisch kontrovers diskutierte Entscheidung richtig: "Gutachter haben uns andernfalls 30 Prozent Verlust bei den Privatkunden vorausgesagt." Und wie viele waren es tatsächlich? Sieben Prozent bei den Haushaltskunden und bis zu 20 Prozent weniger bei den Gewerbekunden, sagt der Geschäftsführer. Die Stadtwerke Hilden profitierten jetzt beim Strom- und Gaseinkauf vom Know-how der Düsseldorfer Stadtwerke. Ein Blick auf die Internet-Plattform verivox zeigt: Die Kunden der Hildener Stadtwerke zahlen jedoch keineswegs den günstigsten Preis. Stimmt, gibt Taube zu.

Das hänge mit der komplexen Beschaffung zusammen. Die Hildener Stadtwerke hätten ihren Strom schon vor zwei Jahren einkaufen müssen. Die Mitbewerber im Internet seien zwar günstiger, änderten dafür aber ständig ihre Preise. Rund 4000 Stadtwerke-Kunden hätten sich inzwischen für den Strom-Tarif Hilden-Fix mit Preisgarantie bis Dezember 2011 entschieden. "Die Kunden wollen Service vor Ort und nicht ständig den Anbieter wechseln", belegt das für Taube.

2008 geriet der Sportpilot mit Fluglehrer-Lizenz in schwere Turbulenzen. Die Staatsanwaltschaft bewertete eine vom RWE bezahlte Informationsreise nach Straßburg als "Lustreise" und bot an, die Verfahren gegen eine Geldbuße von 900 Euro einzustellen.

Taube geriet in den bösen Verdacht, er habe das Programm "getürkt" und den Aufsichtsrat der Stadtwerke über den wahren Geldgeber der Tour getäuscht. "Ich musste Schläge einstecken. Das gehört für einen Geschäftsführer dazu", bewertet das Taube im Rückblick.

Die Bürgeraktion Hilden forderte seine Entlassung. "Die öffentliche Ratssitzung war wie ein Bußgang nach Canossa", gibt der 65-Jährige zu: "Ich bekomme ein anständiges Gehalt, da ist Schmerzensgeld mit drin." Trotz der öffentlichen Angriffe habe er nie daran gedacht, die Brocken hinzuschmeißen: "Ich hätte die Stadtwerke im Regen stehen gelassen. Das wäre feige gewesen." Bei seinem Rauswurf hätte er noch zwei Jahre lang sein Gehalt bekommen.

Ab April hat Bodo Taube endlich viel Zeit für seine Leidenschaft, das Fliegen. Er wird künftig Piloten und Fluglehrer für Ultra-Leichtflieger ausbilden: "Fliegen hält die grauen Zellen auf Trab, viele Flieger werden alt." Sein Traum: "Einmal in einem Düsenjäger mitfliegen."

(RP)
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