Hilden Single-Storch sucht Partner in Baumberg

Hilden · Endlich! Eines der beiden vor vier Jahren auf Haus Bürgel gebauten Nester ist seit kurzem erstmals von Freund Adebar bewohnt.

 Juchu, ein Storch. Nach vier Jahren hat sich endlich ein Exemplar ins Nest auf Haus Bürgel getraut. Fehlt nur noch der Partner.

Juchu, ein Storch. Nach vier Jahren hat sich endlich ein Exemplar ins Nest auf Haus Bürgel getraut. Fehlt nur noch der Partner.

Foto: Ralph Matzerath

Besser spät als nie. Mögen seine Artgenossen weiter nördlich am Niederrhein und im Münsterland längst auf ihren Eiern sitzen - dieser Storch hat sich immerhin schon sein Nest gewählt. Auf dem Dach von Haus Bürgel! Mal hockt er, mal steht er - und klappert. Aber was heißt schon "immerhin"?! Für Elke Löpke wäre es eine Sensation, wenn mehr daraus würde. "Wir hoffen alle sehr, dass seine Balzversuche von Erfolg gekrönt sind", sagt die Leiterin der Biologischen Station auf Bürgel. "Seit den 1920er Jahren wurde in der Urdenbacher Kämpe und Umgebung kein brütendes Storchenpaar mehr gesichtet."

Manche sagen auch "seit 1910", andere "seit 1996 nicht mehr". Egal, es wäre das erste im dritten Jahrtausend und auf jeden Fall eine Rarität. Schon, dass sich der Storch überhaupt in einem der beiden vor vier Jahren angelegten Dach-Nester niederließ, ist ein Novum. "Das hat vor ihm noch keiner gemacht", sagt Löpke. Warum er so spät Frühlingsgefühle entwickelte? Die Biologin weiß es nicht. Normalerweise beginnen Störche deutlich früher im Lenz mit Paarung und Nisten - nachdem sie in Afrika oder (neuerdings) vereinzelt auch in Deutschland überwintert haben.

Was für Otto-Normal-Naturfreund ein Storch, ist für die Biologin ein Weißstorch. So heißt die Art, die bis zur Industrialisierung in weiten Teilen Deutschlands verbreitet war. Bekanntlich ist der Storch ein Maus- und Froschfresser. Trockenlegung von Feuchtgebieten, Landwirtschaft und Verstädterung haben ihm den einst reich gedeckten Tisch genommen. Bis Ende der 1980er Jahre ging die Zahl der Storchenpaare in Deutschland auf knapp 3000 zurück. Inzwischen brüten hierzulande wieder mehr als 4500. Auch nach Nordrhein-Westfalen, vor 30 Jahren für Störche quasi eine No-Brut-Area, kehrt Freund Adebar zurück. Dank Naturschutzmaßnahmen und gezielter Auswilderung. 226 brütende Paare waren es laut "Stiftung Störche NRW" im vorigen Jahr.

"Jetzt trägt die Renaturierung des Altrheins Früchte", freut sich Löpke. Das 2014 abgeschlossene Projekt hat nachweislich den Bestand an Fischen, Amphibien, Insekten und weiteren Auenbewohnern erhöht. Es dürfte die Anziehungskraft der Urdenbacher Kämpe, nach Hochwasser ohnehin ein Schlaraffenland für Adebar, weiter verstärkt haben. "Vor ein paar Jahren landeten einmal sogar rund 30 Jungstörche auf den Dächern hier", erzählt Katrin Reuter, Bäuerin auf Haus Bürgel, beim Anblick des neuen Mitbewohners. "Die sind aber recht schnell weitergezogen."

Erst vorige Woche sichtete die 42-Jährige in der Kämpe zwei Störche. Bis vor etwa einem Jahrzehnt tauchte das schreitende Langbein in dem Naturschutzgebiet hingegen nur höchst selten auf. Um so größer jedes Mal die Aufregung. Im April 2005 ließ sich sogar ein Paar auf Nestsuche auf Haus Bürgel blicken, zog es dann aber vor, sein Brutglück woanders zu finden.

2013 zeigten sich in der Kämpe gleich drei der fabelhaften Baby-Bringer - allerdings wieder nur auf der Durchreise. "Noch im selben Sommer haben wir die beiden Nester auf den Scheunendächern gebaut", erinnert sich Elke Löpke. Kürzlich hätten sie diese Quartiere neu hergerichtet, mit Reisig und weißen Farbklecksen. "Das soll den vorbeifliegenden Störchen signalisieren: Hier ist Kot, hier war schon mal jemand." Denn ein Storch setzt sich nur in ein gemachtes Nest. Und gebraucht muss es sein, Neubau ist nicht sein Ding.

Seit Montag ist einer eingezogen. Oder ist es eine Störchin? "Ob Weibchen oder Männchen, ist uns gleich", sagt Löpke. "Hauptsache, es gesellt sich noch einer hinzu."

(gut)
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