Hilden Sie lösen Rätsel alter Handschriften

Hilden · Zum Tag der Archive hatte das Stadtarchiv Hilden in seinen Räumen an der Gerresheimer Straße eine Ausstellung zur Mobilität im Wandel aufgebaut.

 Wolfgang Antweiler und sein Mitarbeiter Bernt Morbitzer (stehend) blättern zusammen mit Karl-Heinz Sieger und Eckart Häfker in alten Kursbüchern.

Wolfgang Antweiler und sein Mitarbeiter Bernt Morbitzer (stehend) blättern zusammen mit Karl-Heinz Sieger und Eckart Häfker in alten Kursbüchern.

Foto: ola

Die Kühe geben keine Milch mehr, schrieb Eberhard Oehlkes Großmutter an seine Mutter im Jahr 1946. Den Brief bewahrte der heute 78-Jährige all die Jahre bei sich auf, konnte allerdings die alte Handschrift nicht vollständig lesen. Mit Hilfe von Dr. Wolfgang Antweiler konnte der Brief nun 70 Jahre später entschlüsselt werden. Der 62-Jährige leitet seit 15 Jahren das Stadtarchiv in Hilden, das Samstag zum "Tag der Archive" in seine Räume hinter dem alten Helmholtz einlud; wie bundesweit 300 andere Archive. Unter dem Motto "Mobilität im Wandel" wurden Fotos, Karten, Pläne, Filmausschnitte und Akten zur Verkehrsentwicklung und zum öffentlichen Nahverkehr in der Itterstadt und ihrer Umgebung präsentiert. Fotos von der Mittelstraße, Schulstraße oder vom Bahnhof zu Beginn des 20. Jahrhunderts verdeutlichten eindrucksvoll, wie sich das Stadtbild in den letzten 100 Jahren verändert hat. "Viele alte Hildener trauern immer noch der Straßenbahn nach", erzählte Antweiler. Die letzte "Elektrische" fuhr Anfang der 1960er-Jahre noch durch die Mittelstraße, was heute kaum mehr vorstellbar ist. Wegen der Schienengabel, die die Linien O (Richtung Ohligs) und V (nach Vohwinkel) damals trennte, hat die Gabelung heute noch ihren Namen.

Das Lesen alter Handschriften könne sich mit etwas Übung jeder aneignen, erklärte Antweiler. Zusammen mit seinen beiden Mitarbeitern sieht er seine Arbeit als "modernen Dienstleistungsbetrieb" an. Neben den rund 50.000 digitalisierten Bildern zählen zu den ältesten Schriftstücken Kirchenbücher aus dem 18. Jahrhundert, die Sterbefälle, Taufen und Heiraten dokumentierten. Das Personenregister der Stadt geht bis ins das Jahr 1811 zurück. Besonders wichtig sei eine kontinuierliche Datenpflege des seit 1947 bestehenden Stadtarchivs, das im Schnitt von 800 Bürgern im Jahr besucht wird. Auch in der Rechtssicherheit spielen Archive eine wichtige Rolle. Pro Woche gehen zwei bis drei Aufträge von Gerichten zur Erbermittlung ein. Zur Recherche von Facharbeiten kommen Schüler ins Archiv wie aktuell vier Schülerinnen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Herausragenden Arbeiten winkt dann vielleicht ein Abdruck im Hildener Jahrbuch, wie beispielsweise im Jahr 2012 die Arbeit eines Schülers zum Thema Straßenumbenennungen als Mittel der NS-Propaganda.

(RP)
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