Hilden Seniorenzentren schränken Service ein

Hilden · Zwischen 14 und 17 Uhr gibt es in den Cafés keine Bedienung mehr. Die Mitarbeiter werden in der Pflege gebraucht.

Ingrid Kochems ist enttäuscht. Ab Montag, 1. Februar, verkürzen die beiden Seniorenheime der Stadt Hilden den Servicebetrieb in ihren Cafés. Wie Holger Reinders, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Seniorendienste "Stadt Hilden", bestätigt, bringt das Bedienpersonal dort nur noch zwischen 11.30 und 14 Uhr Tellergerichte und Getränke an den Tisch. "Nachmittags sind die Cafés noch geöffnet", erläutert Reinders. Doch Getränke müssen sich die Gäste dann selbst holen. "Kaffee, Tee und Wasser stehen aus unserer Küche gratis zur Verfügung", sagt Reinders. Für Feiern können die Cafés nach Anmeldung mit vollem Service gebucht werden, "und dann gibt's auch einen Kuchen oder eine Torte".

Ingrid Kochems, die in der Itter-Residenz (Berliner Straße) wohnt, kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen: "Ich bin 82 Jahre alt, und ich habe eine große Familie, die mich besuchen kommt." Diese will sie nicht immer in ihrer kleinen Wohnung empfangen. Sie schätzt die Abwechslung, die die Cafés ihr und ihren Gästen bieten. Doch ab Februar werde die Aufenthaltsqualität dort stark eingeschränkt sein. "Wer will denn da noch gerne sitzen?", fragt sie.

Zwei Mitarbeiter seien nötig, um den Servicebetrieb in der bisherigen Form aufrecht zu erhalten, erläutert hingegen Reinders. Es sind Beschäftigte, die nach dem Tarif des TVÖD beschäftigt werden. Doch "ab 14 Uhr ist in den Cafés so gut wie nichts mehr los", weiß er. Zwei bis höchstens vier Gäste sitzen in den Nachmittagsstunden dort. Zwischen 14 und 17 Uhr "haben wir Einnahmen von unter zehn Euro". Kosten und Nutzen stehen damit in keinem gesunden Verhältnis.

Zugleich steigt der Pflegeaufwand - auch im Speisesaal. "Dort essen 55 Menschen, und sie sind zunehmend unterstützungsbedürftig", erklärt der Geschäftsführer. Vielen Bewohnern muss das Essen klein geschnitten werden. "Manche brauchen bis zu anderthalb Stunden für eine Mahlzeit", berichtet er. "Vor diesem Hintergrund können wir uns nicht mehr leisten, zwei Leute über drei Stunden beschäftigungslos zu lassen."

Reinders will daher die beiden Mitarbeiter ab 14 Uhr von der Bedienung im Café abziehen und sie bei der Betreuung derjenigen Bewohner einsetzen, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Reinders bittet um Verständnis: "Die Cafés werden gewerblich geführt, wir müssen dafür Steuern zahlen." Schon seit Jahren laufen sie defizitär. Das wurde bislang so hingenommen. "Aber wir müssen schauen, dass wir die begrenzten Mittel, die wir zur Verfügung haben, möglichst eng an die Senioren bringen." Auch im Seniorenzentrum also tut eine Konzentration aufs Kerngeschäft Not.

Holger Reinders will die Beweggründe für seine Entscheidung in der nächsten Ausgabe der Hauszeitschrift ausführlich darlegen.

(arue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort