Hilden Seit 1991: Gemeindehaus als Nachrichtenbörse

Hilden · Jeden Mittwoch treffen sich ältere Hildener zum ernsthaften Reden oder Tratschen neben der Reformationskirche.

 25 Jahre Erzählcafé: Anni Meyer (l.) ist seit Beginn mit dabei und kommt immer noch regelmäßig jeden Mittwoch. Renate Schmeis leitet das Café seit 2001. Zum runden Geburtstag des Treffs gab es eine riesige Buttercremetorte.

25 Jahre Erzählcafé: Anni Meyer (l.) ist seit Beginn mit dabei und kommt immer noch regelmäßig jeden Mittwoch. Renate Schmeis leitet das Café seit 2001. Zum runden Geburtstag des Treffs gab es eine riesige Buttercremetorte.

Foto: Olaf Staschik

Der Geräuschpegel ist hoch an diesem Mittwochmorgen im evangelischen Gemeindehaus an der Reformationskirche. Jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr frühstücken Frauen über 70 miteinander und verwandeln das Gemeindezentrum in eine Nachrichtenbörse.

Gestern wurde "25 Jahre Erzählcafé" gefeiert - mit Buttercremetorte und vielen Rednern. Auch Superintendent Frank Weber und Bürgermeisterin Birgit Alkenings kamen zum Gratulieren vorbei. Weber befand, "alle Geschichten sind wichtig, auch die alten" und wünschte den Gästen "viele Zuhörer". Alkenings erzählte, dass sie die Einladende Renate Schmeis schon seit 40 Jahren kenne. "Ihre Kinder sind in meinem Alter, und ich kannte sie schon, als sie noch Ferienfreizeiten begleitet hat."

Ins Leben gerufen wurde das Erzählcafé vor 25 Jahren von der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB): "Wir wollten damals ein zwangloses Treffen für die Hildener anbieten, bei dem sie sich austauschen können, erinnert sich Mit-Initiatorin Helga Nell (78). "Das hat sich dann sehr schnell herumgesprochen."

Renate Schmeis (70) ist seit 1991 dabei. Seit 2001 leitet sie das Erzählcafé: "Mittwochs ist Markttag. Viele kommen nach dem Markt- oder Arztbesuch, um einfach zusammenzusitzen und Neuigkeiten auszutauschen oder ein reichhaltiges Frühstück für wenig Geld zu genießen." Vor allem Frauen, die krank sind oder ihren Partner verloren haben, nutzen die Möglichkeit, von ihrem Leben zu erzählen - oder sich im Seniorenbüro nebenan beraten zu lassen. "Man kann hier seine Sorgen auf neutralem Boden abladen", sagt Schmeis. "Wir achten auch immer darauf, dass niemand alleine an einem Tisch sitzt." So seien schon oft neue Bekanntschaften entstanden. Sie schätzt, dass mindestens 100 Personen mehr oder weniger regelmäßig das Erzählcafé besuchen.

In der hintersten Ecke des Gemeindesaals sitzen die Teilnehmerinnen, die schon seit Beginn dabei sind: "Wir haben hier unseren Stammtisch", sagt Anni Meyer (78). "Ursprünglich sind wir - oft mit den Enkelkindern - ins Erzählcafé gekommen, um uns nach einem Abnehm-Kursus regelmäßig zu treffen und gemeinsam gesund zu essen", erklärt die Seniorin. Jetzt kommen die alten Damen jede Woche. "Wir sind eine richtige Clique. Wer nicht teilnehmen kann, muss sich abmelden, damit wir uns keine Sorgen machen müssen." Geredet werde über alles Mögliche: Kochrezepte, Neues aus Hilden - nur über Krankheiten lieber nicht. "Wehwehchen haben wir alle", findet Anni Meyer.

(RP)
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