Hilden Seit 110 Jahren gibt's den Martinsbrauch in Hilden-Süd

Hilden · Gerade mal 15 Mitglieder sorgen für hunderte leuchtende Kinderaugen: Der nächste Umzug ist Sonntag, 12. November.

 Thomas Heisters ist in das Gewand des St. Martin geschlüpft (l.), Jörg Owsianowski in das des Bettlers. Der Verein unterstützt die Initiative, das Martinsfest als Unesco-Weltkulturerbe erklären zu lassen.

Thomas Heisters ist in das Gewand des St. Martin geschlüpft (l.), Jörg Owsianowski in das des Bettlers. Der Verein unterstützt die Initiative, das Martinsfest als Unesco-Weltkulturerbe erklären zu lassen.

Foto: Stephan Köhlen

Der Martins-Verein Hilden-Süd hat bereits 2007 sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Dazu wurden die Mitglieder vom damaligen Bürgermeister Günter Scheib ins Rathaus eingeladen, wo sie sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen durften. Zum 100. Geburtstag wurde auch das Puppenspiel "St. Martinus oder Ich gehe mit meiner Laterne" eigens von der Puppenspielerin Martina Burkandt entwickelt und erfreute seither alle Grundschul- und Kita-Kinder. "Es zeigt den Werdegang von St. Martin bis zu seinem Todestag", verrät Udo Höpfner, Vorsitzender des St. Martinsvereins Hilden-Süd.

Auch zum diesjährigen 110. Geburtstag des Vereins wird dieses Stück aufgeführt. Am 6., 7. und 9. November dürfen es die Kitas aus dem Hildener Süden auf Einladung des Vereins kostenlos im Jugendtreff Weidenstraße erleben. "Wir möchten nicht uns als Verein präsentieren", betont Höpfner, "das Wichtigste sind die Kinder."

Begonnen hat alles 1907, als Jakob Pesch den Martinsbrauch aus seiner Heimat Kempen am Niederrhein mit nach Hilden brachte. Nach einem ersten Treffen fand am 15. Dezember 1907 dann die offizielle Gründungsversammlung statt. Der erste Martinsumzug im November 1908 war ein voller Erfolg. Kontinuierlich zog sich dieser Brauch nun durch die Jahre - unterbrochen nur von den beiden Weltkriegen und der Inflation im Jahr 1921. Obwohl der Verein nie mehr als 15 Mitglieder hatte, waren diese jedoch von großer Beständigkeit. Auch die Vorsitzenden waren meist über mehrere Jahrzehnte im Amt.

Und so ist es heute noch. Udo Höpfner übernahm den Vorsitz im Jahr 1996. Allerdings ist er bereits über 30 Jahre im Martins-Verein engagiert. "Meine Schwiegereltern stellten damals das Pferd für den Umzug", erzählt der 63-Jährige. Da der Verein ausschließlich von Spenden lebt, wird es immer schwieriger. Nicht nur der Aufwand ist durch die Sicherheitsauflagen größer geworden, auch möchte der Verein seinem Vorbild weiterhin gerecht werden. "Es geht um das Teilen", erklärt Udo Höpfner.

So zahlen die Eltern für die Martinstüte nur die Hälfte ihres Wertes. Den Rest übernimmt der Martins-Verein. "Da kommen für einen Martinsumzug schon um die 10.000 Euro an Kosten zusammen", sagt der Vorsitzende. Einiges hat sich geändert im Laufe der Zeit. So wird kaum noch gesungen. Außerdem laufen fast nur noch Kinder bis zum Alter von zehn Jahren mit. "Für einen 13-Jährigen ist das nicht mehr cool", weiß Höpfner.

Trotzdem ist es dem Verein wichtig, das Brauchtum und die Tradition zu erhalten. Deshalb sind neue Mitglieder willkommen. Außerdem beteiligt sich der Verein an der Initiative bei der Unesco, die Martinstradition zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. "Der Antrag ist bereits eingereicht", erzählt Pressewart Hans-Peter Rauscher. "Nun kann es ein bis zwei Jahre dauern, bis die Entscheidung gefällt wird."

Der Jubiläumsumzug ist am Sonntag, 12. November, 17 Uhr. Er geht über die St. Konrad-Allee, die Kölner Straße, An den Linden und Erikaweg. Den Mantel teilt der Heilige Martin am Martinsfeuer, das auf dem Schulhof der Astrid-Lindgren-Schule entzündet wird.

(RP)
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