Kreis Mettmann Salamander hat Kahlschlag gut überlebt

Kreis Mettmann · Nach den Baumfällarbeiten im Neandertal Anfang 2014 hat sich die Population erholt. Bei den Eidechsen sieht es nicht so gut aus.

Manchmal hat ein Kahlschlag auch was Gutes. So im Neandertal. Als zu Jahresbeginn 2014 die Motorsägen im Tal zwischen Kalksteinbruch Neandertal und Hunnskurve kreischten und viele Bäume aus Sicherheitsgründen fielen, schlugen die Umweltschützer Alarm. Fauna und Flora seien zerstört. Die Baumfällaktion sei übertrieben gewesen. Für Eidechsen und Co. bestehe kein Lebensraum mehr.

Nicht ganz richtig, wie Holger Pieren von der Biologischen Station Haus Bürgel, und Biologin Anja You nach einer Untersuchung der zwei Hektar großen Steilwandfläche feststellten. Sie hatten die Lebensräume im Tal von Zauneidechse, Feuersalamander und Brutvogel unter die Lupe genommen.

Der Feuersalamander lebt hier seit vielen Jahren und hat an einer Kalk-Sinterquelle, die ins Tal führt, ideale Lebensbedingungen. Und die hat er auch nach der großen Fällaktion. "Der Feuersalamander konnte im Juni und Mai 2015 mit einer hohen Larvenzahl mit 389 Tieren in den Quellteichen nachgewiesen werden", sagt Anja You.

Dagegen wurden im Jahr 2010 durch You nur 30 Tiere und im Jahr 2013 nur wenige Exemplare nachgewiesen. Umweltexperte Klaus Henf hatte 2014 (nach dem Kahlschlag) keine Tiere mehr gezählt. 2015 hat sich der Bestand deutlich erholt, so dass sich laut You "die Feuersalamander-Population in einem sehr guten Zustand befindet. Nicht ganz so gut sieht es bei den Zauneidechsen aus. Im Sommer 2015 konnten keine Zauneidechsen an der Hunnskurve nachgewiesen werden. 2006 schätzte Henf die Population auf 20 Tiere. Aber bereits 2013 (also vor dem Kahlschlag) zeichnete sich ab, dass die Hänge zu stark zugewachsen und verbuscht waren, um als idealer Lebensraum für die Zauneidechsen zu dienen. Der im Frühjahr 2014 freigelegte Kalkfelsen und die zurückgeschnittene Böschung der Hunnskurve haben sich mittlerweile als ideale Lebensräume der Zauneidechse erwiesen, sagt Pieren. Aber: Die bereits wieder zugewachsnen Flächen müssen zurückgeschnitten werden, denn die Eidechse braucht freie Flächen. Die beiden Umweltexperten empfehlen nach ihrer Untersuchung folgende Aktionen: Die Straßenböschung muss in einem fünf bis sieben Meter breiten Streifen jährlich zweimal gemäht werden. Auf ein Mulchgerät soll dabei verzichtet werden. Die Sträucher und Bäume, die auf dem Hang wachsen müssen im August und im Winter gekürzt werden. Die Zauneidechsen haben allerdings noch andere Lebensräume im Tal: so an der Kalkwerkstraße oder auch im Trockenrasen am Regiobahn-Gleiskörper.

Klaus Adolphy von der Unteren Landschaftsbehörde wies im Februar 2014 darauf hin, dass speziell der nun freigelegte Felsen ein interessantes Sekundärbiotop sei. Gerade die Zauneidechse könne sich dort ansiedeln. "Es ist kein Schaden entstanden, sondern eine Bereicherung. Wir haben bei aller Dringlichkeit für den Artenschutz alles getan, was nötig war und auch die Biologische Station mit eingebunden." Über die Notwendigkeit des Kahlschlags lohne sich keine Diskussion. Wohl aber über die künftige Gestaltung der Fläche. Sie könne sich selbst überlassen bleiben oder bewusst als offenes Biotop gestaltet werden, damit sich spezielle Arten dort ansiedeln. Die Fachleute von Straßen NRW hatten den Kreis auf die Gefahr hingewiesen, die von den Bäumen ausgehe. Als besonders dramatisch stellte Georg Görtz damals in diesem Zusammenhang den Dominoeffekt dar. "Wenn ein Baum fällt, reißt er andere mit." Deshalb mussten wir einen weitaus größeren Teil entfernen, als ursprünglich geplant."

(RP)
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