Hilden Radiogottesdienst aus der Friedenskirche

Hilden · Sonntag will Pfarrerin Annette Braun-Wolf "Das große Staunen" predigen. Zu hören ist das in ganz Deutschland.

Es ist ihr erstes Mal, dass sie nicht nur für die tatsächlich anwesende Gemeinde spricht, sondern auch für die Hörer am Radio, die am 22. Mai um 10 Uhr den Deutschlandfunk einschalten. Deutschlandweit könnten das mehrere Hunderttausend sein. Aufgeregt ist Pfarrerin Annette Braun-Wolf trotzdem (noch) nicht: "Die Predigt ist bereits seit zwei Wochen fertig und redigiert," sagt sie. Wer im Radio predigt, muss sein Redemanuskript vorher einreichen und erfahrene Hörfunk-Redakteure schauen es sich auf seine Sendetauglichkeit an: "Die Sätze müssen kurz sein, es sollen wenig Adjektive vorkommen und Wichtiges muss mehrfach wiederholt werden."

Radiohörer sitzen eben nicht ruhig vorm Sender, sondern gehen sich schon mal ein Brötchen schmieren oder machen nebenbei den Abwasch. "Deswegen soll ich auch keine 15-minütige Predigt am Stück halten, sondern sie in drei mal fünf Minuten unterteilen, die durch Musik getrennt sind", weiß Annette Braun-Wolf. Wie sie zu dem Radiogottesdienst kommt? "Ich bin gefragt worden." Titus Reinmuth, Rundfunkbeauftragter der evangelischen Kirche in NRW, betreut mit zwei Kollegen alle evangelischen Radio-Gottesdienste in NRW: "Pro Woche müssen bis zu 22 Predigten für den WDR und den Deutschlandfunk realisiert werden. Wir haben ein Netzwerk aus Freunden, Bekannten und eigenen Kontakten und sind auf Vorschläge von Gemeinden oder Bewerbungen angewiesen." Annette Braun-Wolf kennt Reinmuth, der selbst Pfarrer ist und Radioandachten gehalten hat beziehungsweise noch hält, persönlich. "Ich höre mir die Gottesdienste auf Sendetauglichkeit an und überprüfe, ob dort auch gute Chöre vorhanden sind. Beides ist in Hilden an der Friedenskirche gegeben", erklärt der Rundfunkbeauftragte. Ein Radiogottesdienst hat drei bis vier Monate Vorlauf "wegen der Musik und der Chorproben".

Die Pfarrerin hat sofort zugesagt: "Es hat mich schon immer gereizt, das einmal zu machen." Das wichtigste bei einer Live-Sendung ist das richtige Timing: Um Punkt 10 Uhr muss der Gottesdienst beginnen. Deshalb sollen die Gläubigen eine Viertelstunde früher kommen. Das macht ihr noch ein wenig Sorgen: "Bei uns kommen die meisten Leute immer erst kurz vorher." Auch ihr eigenes Timing muss stimmen: "Ich habe meine Predigt mehrmals laut gelesen und die Zeit gestoppt", verrät sie. Der komplette Gottesdienst darf exakt 55 Minuten dauern. Variiert werden kann nur bei der Länge der Musikstücke. Braun-Wolf wird am Sonntag nach Pfingsten musikalisch von der Kantorei, der Orgel und dem Posaunenchor unterstützt. Sie hofft auf eine volle Kirche - das sind maximal 450 Plätze - und möglichst viele Leute draußen an den Radios: "Pfingsten ist für mich der Funke, der überspringt. Begeisterung, die traurige und verzagte Herzen fröhlich macht und die Verbundenheit der Christen überall auf der Welt, so vielfältig und immer wieder neu."

(ilpl)
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