Hilden Politessen nutzen Spielraum bei Knöllchen

Hilden · Die Verkehrsüberwacherinnen sind menschlicher als ihr Ruf: Das zeigt eine auf Tour mit ihnen.

 Acht Politessen teilen sich in Hilden vier Vollzeitstellen. Intern wird im Rathaus darauf geachtet, dass die Außendienstler des Ordnungsamtes das (über Verwarnungsgelder) einbringen, was sie kosten.

Acht Politessen teilen sich in Hilden vier Vollzeitstellen. Intern wird im Rathaus darauf geachtet, dass die Außendienstler des Ordnungsamtes das (über Verwarnungsgelder) einbringen, was sie kosten.

Foto: Ralph Matzerath

Ein Sonntag im Herbst: In der ganzen Stadt finden Trödelmärkte statt und ausnahmsweise haben die Geschäfte ab 13 Uhr geöffnet. Für die Damen von der Verkehrsüberwachung bedeutet das Wochenenddienst. Ab 11 Uhr laufen die beiden Politessen durch die Innenstadt. Sie wollen aus Sicherheitsgründen unerkannt bleiben. Nachdem eine Kollegin mal "enttarnt" wurde, kam es zu bedrohlichen Situationen, erzählt die eine.

Gerade im verkehrsreichsten Monat des Jahres, im November, häufen sich die Beschwerden über scheinbar falsch ausgestellte Knöllchen, der Druck auf den Parkraum ist groß, der Druck auf die Politessen ebenso. "Wir werden durchaus von Autofahrern beleidigt und beschimpft", erzählt Dame Nummer 1. "Die Leute sind manchmal hochgradig aggressiv, dann nehmen wir auch das Handy in die Hand und wählen 110."

Körperlich angegriffen wurden die beiden bisher noch nicht, auch musste die Polizei noch nie wirklich kommen, es reichte die Drohung, berichtet Dame Nummer 2. Und einfach die Überwachung mal aussetzen? "Die Parkraum-Überwachung ist ein gesetzlicher Auftrag", sagt Ordnungsamtsleiter Michael Siebert. Parkraum werde immer knapper. Es gehe darum, diese Ressource optimal zu nutzen und damit auch die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Es dauert gar nicht lange und die ersten Falschparker werden erwischt: "Hier dürfen nur Anwohner parken und zwar in den eingezeichneten Parklücken", erklären die Verkehrsaufseherinnen. Die unrechtmäßig geparkten Autos stehen einfach am Wegesrand. Ein älterer Mann kommt auf die beiden Frauen mit den dunkelblauen Jacken zu. "Ordnungsamt" ist darauf in weißer Schrift zu lesen, der Mann ist nicht der Fahrzeughalter, trotzdem kommentiert er den Fall und fährt mit einem anderen Auto weg. "Wenn die Innenstadt richtig voll ist und gerade kein Parkplatz in der Nähe, verlangen einige Autofahrer auch, dass wir einfach neue Parkplätze schaffen oder ein Auge zudrücken." Knöllchenschreiben ist in Hilden ausschließlich Frauensache. "Bei uns bewerben sich keine Männer", sagt Sachgebietsleiter Stefan Döpper. Vorgaben, wie viele Knöllchen zu schreiben sind, bekommen die Politessen aber "definitiv nicht", sagt er. "Das spielt auch beim Gehalt keine Rolle, Quoten und Provisionen gibt es nicht. Intern schauen wir aber schon hin, wer wie viele Verwarnungen schreibt." Denn die acht Politessen, die sich vier Vollzeitstellen teilen, müssen laut Dezernent Norbert Danscheidt zumindest das einbringen, was sie kosten.

Im großen Bogen laufen die beiden gerade aus dem Innenstadtbereich raus, an der Fegro vorbei bis zum Hildorado. Eine feste Route haben sie nicht. Nein, persönlich nehmen die Damen die Verkehrsvergehen nicht. "Wenn wir in anderen Städten unterwegs sind, kann es uns auch passieren, dass wir Knöllchen bekommen." "Nur in Hilden wäre es peinlich, von den Kolleginnen aufgeschrieben zu werden."

Auf dem Rückweg in die Stadt erkennen die Frauen weitere Falschparker sofort. "Bei zweien fehlt die Parkscheibe, der dritte hat seine auf 7 Uhr stehen." Man darf eine Stunde mit Parkuhr stehen, es ist jetzt 12 Uhr. Die beiden geben dem mit der falschen Uhrzeit einen Strafzettel, weil er seine Parkscheibe falsch eingestellt habe. Das sei günstiger als ein Parkzettel wegen Zeitüberschreitung. Hier und da werden die Strafzettel dann doch zugunsten der Parksünder ausgestellt.

(RP)
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