Hilden Paar steht seit 60 Jahren fest zusammen

Hilden · Fünf Jahre maximal, dann seid ihr geschieden, hatte man ihnen bei ihrer Hochzeit 1956 prophezeit. Der Grund dafür: aus heutiger Sicht banal, damals ein Skandal. Ursula ist bereits 23 Jahre, ihr Bräutigam Wolfgang erst zarte 19. "Das gab es früher gar nicht, dass die Frau älter als der Mann war, das war ein Tabu", erinnert sich die heute 84-Jährige.

 Ursula und Wolfgang Hauswirth feiern ihre Diamantene Hochzeit.

Ursula und Wolfgang Hauswirth feiern ihre Diamantene Hochzeit.

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Aufgewachsen sind beide in Leipzig, beim "Schaffen" sind sie sich das erste Mal begegnet: Er war Straßenbahnfahrer, sie Schaffnerin. "Ich dachte nur, Gott ist der jung", sagt Ursula Hauswirth. Aber - Liebe kennt bekanntlich keine (Alters-)Grenzen und Wolfgang wagte den ersten Schritt - mit Erfolg.

Was folgte, war die Hochzeit, die Geburt der beiden Kinder Gabriele und Andreas und die Flucht aus der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen nach Berlin. "Dort verschwanden damals Kinder aus dem Lager, so dass wir dann nach Worms in ein Lager kamen. Und von dort aus ging es nach Kaiserslautern", erinnert sich der 79-Jährige.

Ruhe sollte einkehren, aber der gelernte Schlosser Wolfgang konnte einfach keine Arbeit finden. "Man wollte schon damals keine Flüchtlinge einstellen", erinnert sich der Rentner. Ein Zufall brachte die Familie schließlich nach Hilden. Seit 1970 leben die Hauswirths in ihrer Wohnung an der Köbener Straße, fühlen sich dort wohl, heimisch. Und seit Wolfgangs Ruhestand mit 59 Jahren hat das Ehepaar einen Großteil seiner gemeinsamen Zeit mit Reisen verbracht. "Wir waren schon überall rund ums Mittelmeer, haben Norwegen bereist, viele Bustouren gemacht. Aber die schönste Reise bislang war Israel", schwärmt Ursula Hauswirth. Die Liste ihrer Wunschreiseziele ist noch lang, ganz oben Paris, dahinter direkt England. Aber ein schweres Hüftleiden verursacht ihr chronische starke Schmerzen, das Laufen wird zunehmend schwieriger. Und Ehegatte Wolfgang muss seit seinem Herzinfarkt vor knapp fünf Jahren ebenfalls gut auf seine Gesundheit achtgeben.

So verbringt das Ehepaar, das fünf Enkelsöhne und zwei Urenkeltöchter hat, derzeit viel Zeit mit Rätseln und Fernsehen. "Tierdokus und Fußball mag ich besonders gerne sehen", fügt Wolfgang hinzu. "Es gab gute und schlechte Zeiten, aber eine Trennung kam uns nie in den Sinn", sagen beide, zurückblickend auf die lange gemeinsame Zeit und sind sich einig: "Wenn man ehrlich zueinander ist, sich verzeihen kann, sich gegenseitig unterstützt und die Wörter Bitte und Danke kennt, kann doch eigentlich gar nicht viel schiefgehen."

(RP)
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