Hilden Offener Brief des "Nostromo"-Teams um Peter Brack

Hilden · Bürgermeisterin Birgit Alkenings hat den Vertrag mit Peter Brack, Kopf des "Nostromo"-Teams im Club Area 51, nicht erneuert. Wir dokumentieren den offenen Brief, in dem Brack Stellung nimmt.

Stellungnahme. Geüchte, Irrtümer, Fakten über nostromo

1) Nein, nostromo ist kein eingetragener Verein. Die Kulturiniative ging 2003 hervor aus dem ehemaligen SOKULT e.V. (Verein für soziale Kultur), der seit 1997 in den städtischen Einrichtungen T-Stube, Kleefer Hof, Haus der Jugend, Konzerte, Brunches u. Kleinkunst organisierte. Das wurde uns damals, nach längeren Verhandlungen mit der Stadt, ermöglicht, nachdem mehrere Dutzend Jugendliche u. junge Erwachsene die alte, leerstehende Stadtbücherei besetzt hatten, um Raum für selbstorganisierte Kultur einzufordern. Die Vereinsgründung erfolgte darauf aus juristischen Gründen. Bis dato war "selbst organisiert" rar gesät in Hilden.

Ferner erklärten wir uns damals bereit, die Arbeit der damals schwindenden H.A.I. ( Hildener Antifaschischtische Iniative) zu übernehmen. Von der Stadt wurde uns dafür dankenswerterweise ein leerstehender Raum als Büro im Kleefer Hof zur Verfügung gestellt. Ansonsten finanzierten wir uns genügsam aber ausreichend selbst. Damalige Besucherzahlen konnten wir im abgelegenen Area 51 selten noch einmal erreichen. Nach der Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen stand der Kleefer Hof wegen Unsanierbarkeit zum Abriss frei. Es war auch ein schon lange verplantes Grundstück, wie man später erfuhr.Mit der Planung und dem Bau des Area 51 sollte dann das entstandene Loch gestopft werden. Man lud uns, zusammen mit dem Proberaum e.V., ein, daran mitzuwirken, was wir gerne taten.

Zu der Zeit bespielten wir Provisorien und freuten uns auf eine neue Location, obwohl uns der Standort schon damals Bauchschmerzen machte. Aber daran wollte man ja zusammen arbeiten, nachdem 3 Millionen in den Norder Sand gesetzt waren. Und jetzt fehlte noch der Part Kultur im städtischen Jugend- u. Kulturzentrum und uns wurde angeboten, dies ,gegen Entlohnung und Etat zur freien Verfügung, mit zu organisieren. Gemeinsam war man sich sicher, einen langen und beschwerlichen Weg vor sich zu haben, aber man ging diesen dann den Widrigkeiten zum Trotz zusammen. Seitens des federführenden Jufö-Leiters hieß es, es gäbe Erfahrungswerte, wie lange es dauere bis sich so ein neuer Laden an der Perepherie etabliere, mindestens 10 Jahre. Oha !! Aber immerhin, man hatte für kleine Verhältnisse einen ausreichenden Gesamtetat für das AREA 51 bewilligt. Und das sollte auch noch die nächsten Jahre gewährleistet bleiben. Da nun auch zwei Menschen vom Proberaum e.V. mit im Boot saßen entschieden wir uns dazu, dem Kind mit neuem Laden auch einen neuen Namen zu geben, eben nostromo.

2) Nein, wir machen nicht nur Punk. Haben wir noch nie. Das ist auch nicht die Philosophie von Punk, daß es nur 3 Akkorde sein müssen, damit es stimmt. Wir machen alles, immer schon. Wenn es mit Liebe u. Herzblut ist. Wenn es sich ausprobieren will, wenn es was zu sagen hat u. nicht strunzdoof ist. Wenn es vom anderen Ende der Welt kommt, oder von umme Ecke. Wir haben im Area und auch davor alles gehabt. Von leiser Poesie bis zum Grindcore, von neuseeländischen Nymphen bis zur fußballmannschaftsstarken Brassband. Wir haben junge, alte, mittelalte Säcke auf der Bühne und vor der Bühne. Wir sind Kulturgouda. Wir machen Musik, wir machen Worte, wir machen Suppe und Laune. Wir sind lieb. Echt.

Wir haben pi mal Daumen seit 1995-97 ca. 1100 Bands u. KünstlerInnen veranstaltet.

Wir haben 2007 einen kompletten Generationswechsel vollzogen und würden uns über neue Leute immer sehr freuen, wenn sie das Feuer packt.

3) Nein, wir sind keine "Thekenkräfte". Wir sind kulturbegeisterte Menschen, die alles können und wenn nicht, lernen wir immer gerne dazu. Das ist, neben dem Spaß hier ,der Sinn. Uns auf den Ausschank von Getränken zu reduzieren ist eine Zumutung.

"Wir sind das nostromo-Team. Eine eingespielte Gruppe, die seit Jahren gemeinsam (und nicht untergeordnet) mit Peter Brack verschiedenste Veranstaltungen plant, vorbereitet und durchführt. Und am Ende wieder alles aufräumt. Gemeinsam pflegen wir unseren Webauftritt, gestalten Flyer, helfen beim Kochen. Gemeinsam sind wir nostromo. Und das was wir tun, und wie wir es tun, machen wir aus Begeisterung und mit vollem Herzen. Und sicher nicht wegen unserer "Entschädigung".

Ja, Peter hat eine Sonderstellung: Er ist der offizielle Ansprechpartner der Stadt, bringt die meiste Zeit ein und er ist derjenige, den man in einem Verein wohl Kassenwart nennen würde. Aber Peter arbeitet nicht alleine. Und wir sind auch kein Verein. Peter ist unser Kollege und unser Freund. Er hätte in uns einfach Thekenkräfte sehen können und nostromo nicht mit uns teilen müssen. Das tat er aber nicht. Wir wünschen uns, dass auch allen Lesern dieses Textes klar wird, dass wir zu nostromo gehören und nostromo mitgestalten. Die Frau Bürgermeisterin sieht das leider nicht. Unter den Strukturen der städtischen Mitarbeiter wollen und werden wir nicht arbeiten. Und ohne unseren Kollegen Peter erst recht nicht." - Kim nostromo crew -

I prefer Klassensprecher statt Kassenwart, by the way. — piet-

Wir fassen zusammen.

- Die Stadt erhält die Einnahmen aus dem Eintritt

- Von den bescheidenen Getränkeeinnnahmen bestreiten wir z.Zt. einen Teil des Caterings u. die Werbung

- Unsere "Thekenkräfte" erhalten Aufwandsentschädigungen unter Mindestlohn. Dafür helfen sie bei der Veranstaltungsplanung, - vorbereitung u. -durchführung, bei der Erstellung von Internetangeboten, gestalten mit mir zusammen Werbung u. verbreiten sie. Stellen ihre PKW u. Fahrdienste zur Verfügung. Putzen, helfen in der Küche etc. .

- Unsere Techniker arbeiten alle seit Jahren unterm branchenüblichen Tarif

- Gagen sind eher bescheiden und eine direkte Förderung von KünstlerInnen u. Bands

- von meinem Salär rede ich erst gar nicht.

4) Ja, wir fühlen uns verschaukelt. Im Juli sitzt man noch im trauten Kreise beim mittlerweile ausgeschiedenen Kulturdezernenten Gatzke und stößt auf die jahrelange, erfolgreiche Zusammenarbeit an, bekommt darauf vom Jufö-Leiter grünes Licht für die Planung 2017 und wird dann dermaßen vor den Kopf gestoßen. Der ganze Ablauf war und ist unwürdig.

Die städtische Kollegin P. machte Anfang September Andeutungen wir sollten unsere Planungen drosseln, das gelte auch für das Area Team. Nach der Rückkehr des Jufö Leiters aus dem Urlaub wisse man sicher mehr. Es kam aber nichts.

Zwei Wochen später schrieb ich den Jufö Leiter R.K. nach seinem Urlaub darauf an und bekam diese Antwort am 15.09.16 :

Hi Piet,

ich gehe davon aus, dass wir so nächstes Jahr nicht mehr zusammenarbeiten können. Daher würde ich Dich bitten auch Deine Planungen erst mal auf Eis zu legen. Es gibt dazu verschiedene Gründe:

- Einsparungen Sachmittel (Klärung im Frühjahr 2017)

- Einsparungen Personal (Klärung nächsten Mittwoch)

- Keine Dienstverträge mehr ab 2017, also nebenamtliches personal nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen

- Und zum Ende keine Möglichkeiten mehr, so unabhängig zu arbeiten, wie Du das bisher konntest

Dazu würde ich nochmals persönlich auf Dich zukommen, und mit Dir nach Klärung einiger Dinge intern ein Gespräch suchen.

Sorry, ist für alle gültig.
Gruß
R.

Im Großen und Ganzen wiederholte Herr K. dies dann nochmal im persönlichen Gespräch. Anwesend war dabei, auf mein Bitten, der liebe Kollege G., zudem ich nach wie vor größtes Vertrauen habe. Auf meine Frage wer das denn letztendlich zu verantworten habe, sagte Herr K. , der Kämmerer samt Personalabteilung und BM Alkenings hättes das auch schon abgenickt. Darauf erwiderte ich, daß ich das jetzt so erst mal zur Kenntnis nehme, mich aber bBei Fr. Alkenings melden würde.

Seltsam und schlimm genug, da wir schon bis Mitte 2017 geplant hatten.

Aber es kam noch besser, als sich herausstellte, daß Fr. P. schon begonnen hatte, die mit uns verbundenen Künstler anzuschreiben, daß sie nun unsere Reihe fortsetzen werde. Das brachte Herrn K. das erste Mal in Erklärungsnot und er versuchte mich zu psychologisieren.

Was aber dann folgte, bringt mich seitdem um meine Bettruhe, macht mich richtiggehend krank. Wir bekamen zahlreiche Solidaritätsbekundungen vom Publikum, Bands u. KabaretistInnen und ich schrieb die Bürgermeisterin an, bekam aber keine Antwort. Andere Leute schon. Ein Bekannter von unserer Kim, nostromo Team, sprach die ihm bekannte Fr. Alkenings darauf an und die gab, später nochmal konkretisiert gegenüber Kim, in einem Gesprach während eines Konzertes im Bürgertreff zu Protokoll :

- Seit 3 Jahren würde ich Gelder unquittiert für u.a. "meine"
Ehrenamtler ausgeben, sowie vergessen Konzerte bei der Gema anzumelden,
was zu erheblich Kosten geführt hätte (300€ Gema + 300€ Strafe je
Konzert)- darüber sei ich informiert.

- R. hätte mir Anfang / Mitte des Jahres bereits gesagt, dass mein
Vertrag nicht verlängert würde und ich hätte die Gruppe davon in Kenntnis
setzen sollen

- Grund für die Aufkündigung meines Vertrages wären o.g.
undurchsichtigen Zahlungen

- Ehrenamtliche wären bei der Stadt gar nicht erfasst, aber
könnten natürlich unter den Mitarbeitern des Areas, aber ohne mich,
weiter arbeiten, da unsere Konzertreihen und Kabarett fortgesetzt
werden sollen - im Grunde solle nur ich weg ( Kim hat darauf gesagt, ohne mich
wird keiner von nostromo weiter machen)


- Vor 2 Tagen hätte sie R. gesagt, er solle sich bitte auch mit der Gruppe
in Kontakt setzen, um uns über die Vorgänge zu informieren.

- Von unseren 12 Veranstaltungen jährlich würden wir 6 für die Stadt
machen, und 6 für die eingene nostromo-Tasche - da wir keine Miete
zahlen und alle (nicht erfassten oder wie?!) Mitarbeiter über städtische
Mittel unfallversichert werden und du Lohn erhälst, würden wir
zusätzlich einen hohen Kostenfaktor darstellen.

Die GEMA Geschichte kann ich zu ¼ gelten lassen, ein ewiges, leidiges Thema für Veranstalter, 90 % unserer KünstlerInnen sehen nie einen Cent von der GEMA, weil sie GEMAfrei sind. Nur, daß dies gehäuft vorgekommen wäre in den vielen Jahren ist Blödsinn. Ich hab auch selbst geblecht dafür. Mittlerweile kriegt die GEMA ja einen Dämpfer nach dem anderen vor Gericht. Bis 5,- € Eintritt hat das Area 51 einen Pauschalvertrag mit der GEMA. Jeder Euro darüber muß angemeldet werden. Je nach dem frisst die zusätzliche Gebühr den erhöhten Eintritt auf. Für exakt NULL Gegenleistung. Für mich ist dieser Verein mafiös. Erst recht, als sie anfingen zu versuchen Musikrechte für Wortveranstaltungen geltend zu machen. Die genannten Summen stimmen mal überhaupt nicht.

Und der Rest ist komplett aus dem Hintern gezogen. Ich habe sofort interveniert und bei der Jufö und bei Fr. Alkenings um Aufklärung gebeten. Keine Antwort. Da kam nichts mehr. Mittlerweile habe ich anwaltliche Rückendeckung. Falls gegenüber Dritten noch mal sowas rausgehauen wird, kommt ein Brief.

Jedem aus dem Stadtbetrieb, dem ich das erzähle, schüttelt mit dem Kopf, einschließlich ehemalige Vorgesetzte. Drei Jahre Schmu, ohne Konsequenzen? Alles, was ich quittieren sollte, mußte, habe ich immer getan. Die Verantwortlichen von der Jufö mußten da immerhin ihren Stempel drunter setzen.

Mir hat man diese "Vergehen" nie, weder schriftlich noch persönlich, je zur Last gelegt. Was uns zu der Frage bringt. Was passiert hier eigentlich?

Daß es so wie behauptet, nicht abgelaufen sein kann, habe ich Fr. Alkenings mit zwei beweiskräftigen Dokumenten versucht darzulegen. Aber sie reagiert einfach nicht.

Unser ehemaliger Kulturdezernent schrieb mir, daß es für ihn so aussähe, daß die Gunst der Stunde (Haushaltslage) genutzt werde um meine Person loszuwerden auf dem Wege der stillen Post.

Andere sagen Mobbing dazu.

5) Ja, wir sind politisch. Wir schreiben aus ideologischer Verbohrheit nur mit links. Ansonsten versuchen wir eigentlich nur menschlich zu sein und Unmenschen ihre Grenzen aufzuzeigen. Das kann man alles sehr fein mit Kultur machen. Wir sind sogar selbstkritisch und können auch über uns lachen. Hindert uns aber nicht daran, die herrschenden Verhältnisse zu hinterfragen und zu kritisieren. Uns sind ehrliche Rechtelieber als verdruckste , wir haben aber für jeden Argumente und Literatur u. Musik zum drüber nachdenken. Für schwierige Fälle haben wir auch Einhörner und Glitter. Stört die Stadt etwa unsere seit Jahrzehnten bekannte politische Ausrichtung? Jetzt auf einmal?

6) Nein, die Stadtkollegen sind keine unfähigen Höhlenbewohner. Die werden ein gutes Programm machen und haben sie auch in der Vergangenheit. Die Agenturen sind schon angefragt, es gilt immerhin nun den "nostromo" Etat mitzuverbraten. Ach ja, aus den Vollen schöpfen, hätten wir auch gerne gemacht. Ein gutes Händchen und laßt mal bloß keine Termine frei für uns. Nett auch die Miet-Preisliste vom Bürgertreff auf meinem Schreibtisch. Bussi. Wir haben übrigens das "Gerücht", es gehe um eine neue Stelle nicht in die Welt gesetzt. Wir sehen aber natürlich, daß seit Ganztagsschule, Auflösung der Albert-Schweitzer-Schule u. verändertem Freizeitverhalten ihr einfach kein Publikum mehr habt für den offenen Teil der Jugendarbeit. Damit haben viele Einrichtungen zu kämpfen.Vielleicht überlegt man, wie das zu ändern wäre? Dann bliebe auch Platz für uns. Wir finden, das ist eure originäre Arbeit, die ihr z.B. in der Beratung auch zweifellos gut macht, Sozialarbeit mit Jugendlichen. Korrigiert uns, wenn wir da falsch liegen. Aber wer sind wir schon, undiplomiert? Ja, ihr werdet tolle Veranstaltungen machen. Aber stellt ihr euch auch hinter die Bands, vor das Publikum, kommuniziert, heizt ein, tanzt vor u. mit? Gebt ihr den Gästen das Gefühl in einem temporären AZ zu sein, oder unter städtischer Aufsicht? Schade, daß keine Koexistenz mehr möglich ist.

7) JA. Wir haben großartige Solidarität erfahren. Um ganz ehrlich zu sein, keine/r von uns hätte das so jemals erwartet, nie u. nimmer. Man pusematuckelt ja doch oft in seiner eigenen Blase und frustet öfter vor sich hin. Da tut so ein Weckruf doch ganz gut. Herzlichen Dank an euch Alle. Großes Badabumm. Im Allgemeinen hätten wir es aber noch lieber, man redet mit uns, statt über uns. Das gilt für Alle.

8) Was ist denn nun?Trotz der großartigen Unterstüzung und konkreten, ernstgemeintenFinanzierungsangeboten, von den vielen anderen Angeboten, Vorschlägen, Ideen, ganz zu schweigen, keine Rückmeldung von der Stadt, von Frau Bürgermeisterin. Wir haben mittlerweile selbst Kontakt zu Ökoworld aufgenommen, sie scheinen sehr nett zu sein.

Liebe Birgit, ich bin nicht aus der Welt, die nostromonautInnen auch nicht. Irgendwann schon, sicher. Aber bis dahin die ganze Geschichte aussitzen? Ist doch doof. Gib dir nen Ruck!

Mit besten Grüßen

nostromo

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