Hilden Notfall: Stadt schafft Platz für Flüchtlinge

Hilden · 24 Stunden wurden der Stadt eingeräumt, die alte Hauptschule herzurichten. Die ersten Flüchtlinge kommen heute an.

Aktive der Johanniter richten die ehemalige Albert Schweitzer Schule als Flüchtlingsunterkunft her.

Aktive der Johanniter richten die ehemalige Albert Schweitzer Schule als Flüchtlingsunterkunft her.

Foto: olaf Staschik

Sie weiß nicht, aus welchen Ländern sie kommen, wie viele Frauen, Männer oder Kinder es sind - sie weiß nur, dass sie innerhalb von 24 Stunden Platz für 150 Menschen schaffen muss: Michaela Neisser, Sachgebietsleiterin Besondere Soziale Dienste bei der Stadt Hilden, wächst dieser Tage über sich hinaus. Sie muss für 150 Asylsuchende innerhalb von 24 Stunden eine Unterkunft stellen. Darüber informierte die Bezirksregierung Düsseldorf die Stadt Hilden gestern telefonisch. Umgehend ließ Neisser daraufhin die leer stehende Albert-Schweitzer-Schule herrichten. Kein Einzelfall: Auch Ratingen und Velbert wurden in der vergangenen Woche bereits von ähnlichen Nachrichten überrascht.

Grund sind die dramatisch ansteigenden Flüchtlingszahlen. Die fünf zentralen NRW-Erstaufnahme-Einrichtungen in Dortmund, Bielefeld, Unna-Massen, Burbach und Bad-Berleburg sind überfüllt. Und so handelt es sich bei den 150 Personen um noch nicht registrierte Menschen, für die eine erste Bleibe gesucht wird. Laut Bezirksregierung ist eine Unterbringung "zumindest für drei Wochen" vorgesehen. In dieser Zeit sollen die Personen erfasst und auf dauerhaft eingerichtete Flüchtlingsquartiere verteilt werden. "Ob welche davon bei uns bleiben, weiß ich nicht", sagt Neisser. Die Kosten für die Unterbringung trägt das Land.

Die Quartiere müssen bis heute Abend bereit stehen. Ein Kraftakt nicht nur für die Stadt, sondern auch für alle in Hilden vertretenen Hilfsorganisationen wie Feuerwehr, Johanniter, Rotes Kreuz und Malteser, die tatkräftig mit anpacken. Weil der Markt für Feldbetten in Deutschland leer gefegt ist, haben die Johanniter 150 Betten in Frankreich besorgt, berichtet Ulrich Hagemann. Die Hilfsorganisationen begannen gestern, die leer stehenden Räume mit dem Nötigsten - Betten, Tische, Schränke - einzurichten. Als erstes Abendessen gibt es heute kalte, vegetarische Kost - vegetarisch, um nicht mit religiösen Regeln in Konflikt zu kommen.

Die Verpflegung der Menschen übernimmt dauerhaft ein Caterer. Ein Sicherheitsdienst wurde beauftragt. Darüber hinaus werden die Flüchtlinge direkt von Mitarbeitern des Sozialamtes sowie den Johanniter betreut.

Weil auch Nachbarstädte betroffen sind, hat die Stadt Hilden mit einer solchen Anfrage schon unterschwellig gerechnet, heißt es. Dennoch kritisiert Sozialdezernent Reinhard Gatzke die Vorgehensweise: "Das Land hat viel zu spät auf den wachsenden Zustrom der Flüchtlinge reagiert und nicht genügend Plätze geschaffen."

Norbert Danscheidt, erster Beigeordneter der Stadt Hilden, dankt allen Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern: "Ich bin froh, dass wir den Flüchtlingen vernünftige Rahmenbedingungen garantieren können." Schließlich werde in Hilden die Willkommenkultur groß geschrieben. Wer ehrenamtlich helfen oder spenden möchte, findet Infos unter www.hilden.de/fluechtlinge.

(RP)
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