Hilden Naturschützer reißen Springkraut aus

Hilden · Bei einem Pflegeeinsatz im Naturschutzgebiet am Sandbach ist der BUND dem Drüsigen Springkraut zu Leibe gerückt

 Rainer Kalbe reißt auf der Uferseite des Sandbachs die Wurzeln des indischen Springkrauts aus. So hübsch es in voller Blüte auch aussieht - das Kraut verdrängt heimische Gewächse.

Rainer Kalbe reißt auf der Uferseite des Sandbachs die Wurzeln des indischen Springkrauts aus. So hübsch es in voller Blüte auch aussieht - das Kraut verdrängt heimische Gewächse.

Foto: Olaf Staschik

Die Flora im Naturschutzgebiet am Sandbach zeichnet sich durch ihre ursprüngliche Zusammensetzung aus. Auf dem feuchten Untergrund der Weichholzauen gedeihen Torfmoose, seltene Farne und Sumpfdotterblumen. Zunehmend gesellt sich ein Neophyt hinzu: Das aus dem indischen Kaschmir eingeschleppte Drüsige Springkraut droht die heimischen Arten zu überwuchern. Deshalb hatte die Hildener Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) jetzt zu einem Pflegeeinsatz eingeladen, um dem auch Himalaya- und Indisches Springkraut genannten Zuwanderer einzugrenzen. Etwas mehr als zehn Naturschützer folgten der Einladung.

Das Problem muss mit der Wurzel gepackt werden. Ein fester Griff, ein kurzer Ruck - und schon halten die Naturschützer die einjährige Pflanze samt Wurzelballen in der Hand. Die Wurzel muss mit raus, sonst wächst die Pflanze in kürzester Zeit nach. Die ausgerupften Pflanzen dürfen nicht einmal achtlos auf dem Boden geworfen werden, da sie neu wurzeln würden.

"So schnell wie sie sich verbreiten, lassen sie sich auch entfernen", sagt BUND-Sprecherin Claudia Roth. Im Falle der Verbreitung bedeutet das rasend schnell. Das Springkraut trägt zahlreiche Blüten, die sich innerhalb weniger Wochen zu Samenkapseln entwickeln. Diese Kapseln haben es in sich: Sind die Samen reif, explodieren sie förmlich und schleudern ihren Inhalt bis zu sieben Meter weit.

Der Zeitpunkt für den Pflegeeinsatz war bewusst gewählt. Im Juli beginnt die Blüte des um 1840 von englischen Kolonialisten als Zierpflanze mit in die Heimat gebrachten Springkrauts.

Von der Insel aus hat es sich danach über weite Teile des Kontinents verbreitet. Dabei ist es so erfolgreich, dass das je nach Region auch Wupper- oder Emscher-Orchidee genannte Gewächs ganze Flussläufe zugewuchert hat. Zu ihrem Siegeszug trägt auch bei, dass die Pflanze reichlich Nektar produziert und deshalb laut Roth "sehr attraktiv für Bienen und Hummeln" ist.

"Mit ihren violetten Blüten sieht sie recht hübsch aus", sagt Roth. Damit unterscheidet sich die Pflanze deutlich vom heimischen Springkraut. Das wird auch Rührmichnichtan genannt und hat gelbe Blüten. Vor der Blüte unterscheidet es sich durch die Anordnung der Blätter von seinem fernöstlichen Konkurrenten: Beim Neophyten wachsen sie zu beiden Seiten auf gleicher Höhe, bei der heimischen Art sind sie abwechselnd rechts und links am Stamm angeordnet.

Die Ausbreitung des Zuwanderers ist längst nicht mehr rückgängig zu machen. "In Naturschutzgebieten ist das aber besonders kritisch", erklärt die BUND-Sprecherin. Denn sie stellt ihre Mitbewerber im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten.

Drei Stunden lang sind die Naturschützer ihr deshalb mit Mistgabeln, Hacken und sogar einer Sense zu Leibe gerückt. "Die Wurzel muss ganz mit raus", sagt Roth zur Bewaffnung ihrer Mitstreiter. Die ist zwar nur faustgroß und wenig verästelt, aber die Pflanze krallt sich damit im Untergrund fest.

(RP)
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