Jecker Triathlon Narren übernehmen das Regiment

Hilden · Sturm aufs Rathaus, Feiern im Festzelt und Übernahme der Waldkaserne - das war der närrische Triathlon gestern in Hilden.

Karneval 2018: Sturm auf die Kaserne an Altweiber in Hilden
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Jecken stürmen die Waldkaserne in Hilden

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Foto: Köhlen, Stephan

Ihren Schlachtruf passte Bürgermeisterin Birgit Alkenings kurzerhand an das schlechte Wetter an: "Itter Itter Helau! Nass bis auf die Unterhose, helau! Weiberfastnacht, helau!" Das traf den Nerv: Trotz strömenden Regens kamen gestern Dutzende Narren vor das Bürgerhaus, um die Hildener Prinzenpaare beim Rathaussturm anzufeuern. Der findet seit Beginn der Amtszeit von Alkenings nicht mehr im alten Rathaus (Bürgerhaus), sondern davor auf der Mittelstraße unter freiem Himmel statt.

Auch gut: Ein Bierstand bot für durstige Kehlen Alkoholfreies sowie frisch gezapftes Alt, und die Hildener Band "Die Ittertaler" brachte die Jecken mit schmissigen Karnevalsliedern wie "Viva Colonia", "Die Hände zum Himmel", "Superjeilezick" oder "En unserem Veedel" zum Schunkeln.

Da tanzten Indianerinnen mit Schneefrauen und Matrosinnen mit Fliegenpilzen - eine poppig-bunte Gruppe mit viel guter Laune. "In diesem Jahr waren mehr Gäste da als im vergangenen Jahr", sagte Alkenings erfreut. Wie schon die Jahre zuvor ebenfalls dabei: Heike Zoike, ne echte Hildener Jeck. Regelmäßig - "seit ich denken kann" - zieht sie mit zehn bis 15 Frauen an Weiberfastnacht um die Häuser, mal als Pfauen, mal als Vogelscheuchen, und diesmal als Indianerinnen verkleidet. Der närrische Virus sitzt bei ihr so fest, dass sie und ihr Mann Ralf sogar an einem närrischen Datum heirateten: verkleidet als König und Königin am 11.11.2009. Ein Datum, das sich der Ehemann gewiss gut merken kann. Als rot-weiße Fliegenpilze verkleidet kamen Christel Behert, Tochter Claudia, Schwester Silke und Cousine Birgit, die allesamt in einem Haus wohnen. "Wir hatten schon gute Stimmung im Bus", erzählten sie launig von ihrer Anreise, bevor sie sich vor die Bühne stellten und mitschunkelten.

Möhnen stürmen das Rathaus in Hilden 2016
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Möhnen stürmen das Rathaus in Hilden 2016

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Als Schneefrauen tauchten Monika Dupke und Renate Daniel auf - die Nase mit Filz zur Möhre geformt und einem Reisigbesen in der Hand. "Weil noch kein Schnee da war", haben sie dieses Kostüm gewählt. Beim Rathaussturm vertreten waren neben Hoppedine Fanni Pook auch die sieben Hildener Karnevalsgesellschaften mit ihren Abordnungen: die Große Hildener Karnevalsgesellschaft, die KG Rot-Weiss Hilden, die Narrenakademie, die Kniebachschiffer, die Musketiere, die Jecken Fründe, der Prinzenclub der Stadt Hilden mit seiner Prinzengarde.

Unter großen Jubel stürmten die Hildener Prinzenpaare die Torwand. Das war die vorangestellte Aufgabe: Es galt, mit Footballs fünf Türchen einzuwerfen, die mit Fotos der Verwaltungsvorstände geschmückt waren. In der Mitte war Bürgermeisterin Birgit Alkenings zu sehen, umrahmt vom Ersten Beigeordneten Norbert Danscheidt, dem Beigeordneten Reinhard Gatzke, der Technischen Dezernentin Rita Hoff und Stadtkämmerer Heinrich Klausgrete. Klausgrete hielt dem Ansturm am längsten Stand. Dann aber gelang es beiden Prinzessinnen, auch sein Türchen einzudrücken - und als Lohn für diese Mühe winkte der Rathausschlüssel. Schnell noch einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, dann ging's ins wenige Meter entfernte Festzelt auf dem alten Markt.

Dort feiert die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert mit 950 Gästen. Die Freikarten waren wieder im Handumdrehen vergriffen. Wissen doch alle Jecken: Die Bänker wissen zu feiern - übrigens nur am Standort Hilden. "Das ist eine rein Hildener Tradition", erläutert Holger Kleine vom Vorstandsstab. Freibier, Sekt und Alkoholfreies floss in Strömen. Vorstand Josef Stopfer begrüßte die Gäste als eleganter adeliger Marquis. An seiner Seite eine auffallend schöne und elegante Frau: Iris Schmidt-Barkei. Die Sparkassen-Mitarbeiterin begeisterte viele Jahre als Solotanzmariechen des Carnevals Comitees Hilden. Vor vier Jahren hörte sie mit dem Tanzen auf und kümmert sich jetzt als Trainerin um die CCH-Flöhe. Stopfer spendierte dem Prinzenpaar 250 Euro für einen guten Zweck. Prinz Joel Benedikt und Prinzessin Viola sind ein echter Glückfall für den Hildener Karneval: Sie sind authentisch und locker, treffen den richtigen Ton. Ihre Rolle als Tollitäten macht ihnen Spaß. Und das merkt man ihnen auch an. Als Prinz Karneval mit der Prinzengarde, der ältesten "Boy-Group" der Stadt, auf der Bühne im Festzelt tanzt, toben die Möhnen im Saal vor Begeisterung: Kein Wunder, der Prinz kann sich bewegen und hat auch noch hübsche Beine!

Mit gutem Tanzstil kamen Prinzenpaar und rund 100 Jecken am Tor der Waldkaserne allerdings nicht weiter - dafür aber mit einer List: Pünktlich um 15.11 Uhr zeigte sich Prinzessin Viola mitsamt Gefolge, schritt sogleich auf das Tor zu und begann laut rüttelnd den Einlass zu fordern. Auf der anderen Seite gingen Soldaten mit Helm und Schild in Drohposition. Doch wo war der Prinz? Er hatte sich über das Musikkorps der Bundeswehr eingeschlichen, tauchte plötzlich hinter dem Tor auf und präsentierte stolz den Schlüssel. Nach diesem Erfolg ging es dann für alle zu den karnevalstischen Friedensgesprächen in die buntgeschmückte alte Truppenküche, in der bei Altbier und Berlinern die Vereinigung ausgelassen gefeiert wurde. Prinzessin Viola rief die "Frauenpower" aus und war sichtlich glücklich. "Es ist was Besonderes mal vorneweg zu gehen", sagte sie, obwohl sie ja sonst immer mittendrin gewesen sei. Standortältester Oberstleutnant Harald Wegener drehte den Spieß noch um und verlieh, nachdem er den Prinzenorden bekam, auch dem Prinzenpaar samt Gefolge einen Kasernenorden.

(RP)
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