Hilden Mütter kämpfen für Notfall-Praxis

Hilden · Ab 1. April gibt es für Kinder keinen Notdienst im Südkreis mehr, die Eltern wollen nicht bis nach Velbert fahren.

 Hunderte von Müttern mit ihren Kindern demonstrierten gestern vor der Notfallpraxis in Langenfeld. Die Vorstellung, im akuten Krankheitsfall ihrer Kinder bis nach Velbert fahren zu müssen, ist für viele Mütter furchtbar.

Hunderte von Müttern mit ihren Kindern demonstrierten gestern vor der Notfallpraxis in Langenfeld. Die Vorstellung, im akuten Krankheitsfall ihrer Kinder bis nach Velbert fahren zu müssen, ist für viele Mütter furchtbar.

Foto: MATZERATH

Hunderte von Müttern mit ihren Kleinkindern wollten gestern die Notfallpraxis in Langenfeld stürmen, um gegen die Schließung der kinderärztlichen Abteilung zu demonstrieren. Doch die neue Leiterin der Praxis wies sie - im Interesse der behandlungsbedürftigen Patienten - ab. "Ohne Auto, mit mehreren Kleinkindern an der Hand ist es für Mütter eine Zumutung, abends mit einem kranken Kind bis nach Velbert zu fahren", erklärt Protestlerin Nicole Walther. Nach dem Willen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sollen die beiden vorhandenen Notfallpraxen für Kinder im Nordkreis bestehen bleiben - obwohl dort angesichts zweier Kinderkliniken die Versorgung der kleinen Patienten optimal ist. Und obwohl an der Notfallpraxis auch Allgemeinmediziner Dienst tun, ist dies für die Eltern keine Option: "Viele Ärzte lehnen die Behandlung von Kindern ab, entweder aus Unsicherheit oder weil sie ihnen zu unruhig und laut sind", sagt Alexandra Thomé. Nachdem ein Arzt dort den ausgerenkten Arm ihres Kindes eingegipst hat, hält sie diese Zurückhaltung für nicht mehr so abwegig.

Gegen die kurzfristige Anordnung, ihren Dienst bis 31. März in ihren Praxen zu versehen, protestierten gestern die Kinderärzte. Das wiederum empört die KV: Sie hätte überhaupt nicht in die etablierten Notdienst-Strukturen eingegriffen, wenn der Ärzteverein die Praxen Langenfeld und Hilden bis zu der angestrebten Neuregelung weiter betrieben hätte. Der Verein habe sich selber zur Schließung zum 31. Januar entscheiden und es wäre die Pflicht von Hans Peter Meuser als Kreisstellenvorsitzender gewesen, einen Organisationsplan vorzulegen, der im Einklang mit den von ihm selbst herbeigeführten Verhältnissen steht, so KV-Sprecher Christopher Schneider. Statt dessen habe er "die betroffenen Ärzte in der Region in den bisherigen Praxen zum Notdienst eingeteilt, obwohl Sie wussten, dass diese nicht mehr existieren würden", schreibt der Vorsitzende Peter Potthoff an Meuser. Er habe es letztlich zu verantworten, dass eine frühzeitige und verlässliche "Informationspolitik" nicht möglich war. Abwegig sei auch die rechtliche Einschätzung Meusers, wonach der Wortlaut von Organisationsplänen die KV Nordrhein verpflichte, die Notdienstpraxen fortzuführen, erklärt Schneider.

Aufgrund dieser Vorgänge habe die KV die Ärzte in Hilden und die Kinderärzte in Langenfeld erst Ende letzter Woche über ihren Dienst in der eigenen Praxis unterrichten können. "Durch den angeordneten ,Sofortvollzug' haben etwaige Widersprüche gegen diese Anordnung keine aufschiebende Wirkung", erläutert Schneider. Ärzte, die sich nicht an ihre Dienstverpflichtung halten, müssen mit einem Disziplinarverfahren rechnen.

"Leider ist die irritierende Unsicherheit bewusst in Kauf genommen worden, um Druck auf die KV auszuüben und eine Eskalation herbeizuführen, die nur dazu dient, persönliche Interessen zu befriedigen", sagt Potthoff. Es könne nicht sein, dass der Ärzteverein mit einer öffentlich geschürten Empörung im Rücken die von ihm selbst herbeigeführte Situation beklage und gegenüber Ärzten und Patienten der KV die Verantwortung zuschiebe.

(RP)
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