Hilden Mittelstraße ist Fanmeile für Freiwillige

Hilden · 50 Vereine und Verbände stellten sich am Wochenende bei der Ehrenamtsbörse in der Fußgängerzone vor.

 Ricarda Wingerath (l.) im Gespräch mit Ingrid Harer.

Ricarda Wingerath (l.) im Gespräch mit Ingrid Harer.

Foto: Staschik Olaf

"Ehrenamtsbörse" klingt etwas sperrig. "Fanmeile für Freiwillige" hätte am Samstag für die Mittelstraße besser gepasst: Fünfzig hiesige Vereine und Institutionen präsentierten sich bei sonnigem Wetter in der oberen Hälfte der Fußgängerzone. Im April war der von der Stadt organisierte Markt der Möglichkeiten, der 2005 ins Leben gerufen wurde, wegen Regens abgesagt worden. Statt Kommerz gab es viel Kommunikation. Ob Verkehrskadetten, Johanniter Unfallhilfe oder die Nachbarschaftshilfe - alle konnten bestens für sich werben.

 Das Ehrenamt hat viele Gesichter. Frank Kubik und Tanja Riedel, Jongleure beim Sportverein Hilden Ost, lassen dem unerschrockenen Karl Hubert (Mitte) die Keulen um die Ohren fliegen.

Das Ehrenamt hat viele Gesichter. Frank Kubik und Tanja Riedel, Jongleure beim Sportverein Hilden Ost, lassen dem unerschrockenen Karl Hubert (Mitte) die Keulen um die Ohren fliegen.

Foto: Olaf Staschik

Die Briefmarkenfreunde waren unter den einheitlichen Pavillons, die die Feuerwehr aufgebaut hatte, ebenso präsent wie das Demenz-Info Center oder die Hospizbewegung. "Wir wünschen uns zwar zuverlässige Unterstützung, aber ein Ehrenamt sollte kein Fulltime-Job sein", versicherte Hubert Bader, Geschäftsführer des SKFM. Sowohl die Tafel als auch die Kleiderkammer erstellen inzwischen Dienstpläne für den Einsatz ehrenamtlicher Helfer. Aber: "Es ist kein Problem, wenn jemand mal nicht kann.

" Auch Mirko Gottwald, der sich für die Diakonie im Süden als "Lotse im Quartier" engagiert, meint: "Ein Ehrenamt ist keine Pflicht." Zeit für Familie, Beruf oder eigene Interessen müsse natürlich bleiben. Das gilt sogar bei der Hildener Feuerwehr. Bis zum vollendeten 60. Lebensjahr können Mann oder Frau hier einsteigen. "Motivation, die Freude zu helfen", sollten Interessierte mitbringen. Dann können sie an "Schnupperdiensten" teilnehmen und sich mehrere Jahre in Lehrgängen weiter bilden.

"Bei uns gibt es keine festen Dienstpläne. Freizeit ist vielen kostbar. Deshalb läuft bei uns alles auf freiwilliger Basis. Und im planbaren Schichtdienst", erklärt Hans-Peter Kremer, Leiter der Feuerwehr. Und er sagt auch: "Wir könnten noch 50 Mann Verstärkung brauchen." Als zukünftiger "Musketier" sollte man einfach nur ein wenig "jeck" sein - Mitglied werden und den Karneval mit gestalten. Wer die "Hilfe für Afrika" unterstützen möchte, kann sich für konkrete Sammelaktionen zugunsten von Straßen-Kindern in Gambia melden.

Zurzeit werden dort Schulmöbel gebraucht. Vor Ort engagiert sich Ingrid Harer schon seit elf Jahren. Sie begleitet ältere Menschen aus den Heimen der städtischen Seniorendienste monatlich zum Hörtest: "Diese Aufgabe habe ich durch die Ehrenamtsbörse gefunden." Für Ricarda Wingerath, Leiterin der Bewohnerbetreuung, sind Menschen wie Ingrid Harer unverzichtbar. Ob Singkreis, Einkäufe, Begleitung beim Spaziergang oder Arztbesuche. "Mit rund 90 freiwilligen Helfern können wir die Qualität unserer Einrichtungen steigern", bekräftigt Stella Jurisa, Leiterin der Tagespflege.

Ein ganz aktuelles Thema sind die Flüchtlinge. Die Awo wird in Kürze "Lotsen" ausbilden, die bei der Orientierung helfen sollen. Der neu gegründete Integrations-Fonds Hilden-Haan (IFH), eine Initiative der hiesigen Rotary-Stiftung und der Firma Qiagen, wirbt für ein Konzept, das Anfang August rund 25 Teilnehmern gezielt den Start in den lokalen Arbeitsmarkt ermöglichen will. Spenden, aber auch Patenschaften für Flüchtlinge oder Praktikumsplätze würden der Initiative helfen, die von den Kommunen und dem Jobcenter ME gefördert wird.

(chm)
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