Hilden Mit Buch über Pflege will sie Mut machen

Hilden · Die Hildenerin Helga O'Brien hat jahrelang ihre Mutter betreut und gepflegt. Über diese oft schwierige Zeit hat sie jetzt ein Buch geschrieben.

Hilden: Mit Buch über Pflege will sie Mut machen
Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Die Betreuung und Pflege ihrer Mutter hat viele Jahre das Leben von Helga O'Brien bestimmt. Täglich ist sie zu ihr gefahren, hat sie in den Rollstuhl gehoben, ist mit ihr Spazieren gefahren und hat sie anschließend ins Bett gebracht. Bis sie selbst die Kräfte verließen. "Meine Mutter wollte unbedingt zu Hause sterben und ich wollte ihr das auch ermöglichen. Doch das habe ich nicht geschafft", sagt die Hildenerin, und noch immer schwingt etwas Trauer in ihrer Stimme mit.

"...und dennoch kam Mutter ins Altenheim" hat Helga O'Brien ihr Buch betitelt, in dem sie ihre Erfahrungen aus mehr als sechs Jahren Pflege schildert. Sie möchte damit vor allem anderen Betroffenen Mut machen, sich um ihre Angehörigen zu kümmern und sich nicht allein gelassen zu fühlen. "Die einzelnen Kapitel habe ich bewusst kurz gefasst, damit niemand lange lesen muss", sagt die Hildenerin. Das Schreiben ist ihr nicht leicht gefallen. "Doch ich habe eine innere Verpflichtung gespürt, alles zu Ende zu bringen." Monatelang hat sie ihre Tagebücher gewälzt, sich Notizen gemacht, sie überarbeitet und gekürzt. "Das Kapitel über das Sterben war besonders schwierig. Kaum hatte ich angefangen, kamen mir die Tränen, und ich habe es erst einmal wieder zur Seite gelegt."

Der Verlust ihrer Mutter schmerzte, dem Tod selbst hat sich Helga O'Brien ganz bewusst gestellt und in aller Ruhe Abschied genommen. "Als sie gestorben ist, war ich nicht bei ihr. Sie hat aber auch immer gesagt, dass sie das alleine mit sich ausmacht. Doch danach habe ich lange Totenwache gehalten und gesehen, wie ihre Seele sich verabschiedet hat. Dafür bin ich dankbar." Sie hat diese Momente nicht als beängstigend, sondern als sehr friedlich empfunden.

Der Entschluss, darüber ein Buch zu schreiben, kam erst viel später, und selbst als sie das Manuskript endlich fertig gestellt hatte, war sich Helga O'Brien nicht sicher, ob sie es auch veröffentlichen sollte, doch die Literaturwissenschaftlerin und Publizistin Inge Jens bestärkte sie. "Sie haben einen ergreifenden Bericht über die letzten Jahre Ihrer Mutter - und mehr noch über sich selbst geschrieben: Ehrlich, lesenswert und sehr bewegend. Das Schicksal Ihrer Mutter geht alle an. Beinahe jeder ist heute betroffen", lautete ihr Kommentar, nachdem sie die erste Fassung gelesen hatte.

"Das hat mir sehr viel Mut gemacht", betont Helga O'Brien. Sie hatte Inge Jens während einer Autorenlesung kennen gelernt und ihr von dem Buchprojekt erzählt. "Sie hat gesagt, das Thema interessiere sie", doch sie habe nicht gedacht, dass aus dem Gespräch ein Austausch entstehen könnte. "Durch die Lektüre des Manuskripts habe ich viele neue Eindrücke vom Umgang mit Kranken und Hilflosen gewonnen, die mir präsent bleiben werden, und ich habe einmal mehr gesehen, wie wichtig Hilfe und Mitgefühl für die Angehörigen ist", lautete das Fazit von Inge Jens. Inzwischen wünscht sich auch die Autorin, dass ihr Buch gelesen wird und ist fast ein wenig stolz auf ihr Werk. "Der Inhalt soll im Vordergrund stehen. Als Person bleibe ich lieber im Hintergrund", sagt die zierliche Frau mit den weißen Haaren und den wachen, blauen Augen.

Sie selbst erinnert sich am Liebsten an die schönen Augenblicke mit ihrer Mutter, in denen sie gemeinsam das Leben genossen haben. "Mir war immer wichtig, dass sie nicht im Bett liegt, sondern raus kommt und bis zuletzt leben durfte. Dafür habe ich gekämpft." Täglich hat Helga O'Brien ihre Mutter im Heim besucht, hat mit ihr Ausflüge unternommen oder auch nur Musik gehört. "Ihre Lebenslust hat auch mir immer Kraft gegeben", erinnert sich die Hildenerin. Sie hat viel Verständnis für die Zeitnot des Pflegepersonals und hat versucht, das zu kompensieren. "Wenn wir gemeinsam unterwegs waren, war meine Mutter glücklich."

(domi)
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