Hilden Mieter sechs Wochen ohne Heizung

Hilden · Alle Nachfragen liefen ins Leere. Stattdessen gab es eine Mahnung, als ein Betroffener die Miete bei der LEG minderte.

 Sebastian Retz hat für seine Frau Svetlana und die Kinder Daria und Alexander zusätzliche elektrische Heizungen besorgt.

Sebastian Retz hat für seine Frau Svetlana und die Kinder Daria und Alexander zusätzliche elektrische Heizungen besorgt.

Foto: Olaf Staschik

Valentina Seibel ist verzweifelt: "Hier sehen Sie: Ich habe jetzt in jedem Zimmer Schimmel. Und eines meiner Kinder ist Asthmatiker." Die Mutter von vier Kindern lebt mit ihrem Mann im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses Dürerweg 44. Seit dem 15. Oktober ist die Heizung ausgefallen. In dem Acht-Parteien-Haus leben 25 Erwachsene, darunter eine Schwangere, und etwa zehn Kinder und Jugendliche, erzählen Viktor (63) und Nelli Heydt (61): "Wir haben viermal bei unserem Vermieter, der LEG, angerufen, einen Brief und eine Mail geschrieben - und nie eine Antwort erhalten." Jetzt haben die Heydts einen Anwalt eingeschaltet. Sechs Mietparteien schrieben mit Datum vom 14. November einen Brief an die LEG Wohnen NRW GmbH. "Die Temperaturen in den Wohnräumen sinken auf bis zu 14 Grad Celsius ab", heißt es dort: "Dies ist ein unhaltbarer Zustand für alle Mieter." Die sechs Unterzeichner setzten der LEG eine letzte Frist von sieben Tagen. Dann werde man die Miete mindern.

Sebastian Retz hat schon für November keine Miete mehr überwiesen. Der 32-Jährige hat zusätzliche elektrische Heizungen besorgt, damit seine Kinder Alexander (1,5 Jahre) und Daria (9) sowie seine Frau Svetlana (31) nicht frieren müssen. Denn die beiden kleinen Heizlüfter, die die LEG am 20. Oktober jeder der acht Parteien zukommen ließ, schaffen es nicht, die Wohnungen wirklich zu erwärmen. Dazu fressen sie viel Strom (Verbrauch 2000 W). Die einzige Information, die Familie Retz von der LEG bekam, war mit Datum vom 10. November eine Mahnung - wegen der einbehaltenen Miete.

Sebastian Retz ist Mitglied im Mieterverein Düsseldorf. Dieser setzte der LEG Wohnen NRW GmbH per Einschreiben eine letzte Frist bis zum 21. November. Sie verstrich, ohne jede Reaktion. Daraufhin bat Sebastian Retz die RP um Hilfe: "Trotz Sammelbriefs, regelrechter Hilferufe und Unterstützung des Mietervereins Düsseldorf bekommen wir keine Hilfe durch den Vermieter."

Auf die Anfrage unserer Zeitung hat die Pressestelle der LEG Management GmbH in Düsseldorf reagiert. Mitte Oktober sei gemeldet worden, dass die 1992 installierte Heizung im Haus Dürerweg 44 ausgefallen sei. "Danach erfolgten durch unsere Fachfirma zahlreiche Instandsetzungsversuche, welche die Anlage leider nicht dauerhaft in Betrieb setzen konnten", erläutert Kathrin Jansing von der Unternehmskommunikation. Anfang November habe die LEG die "finale Information" erhalten, dass die Heizung nicht mehr repariert werden könne: "Direkt im Anschluss haben wir eine neue Heizungsanlage bestellt. Leider sind wir hier auf die Lieferzeiten des Herstellers angewiesen." Nach aktuellem Stand soll die neue Heizung am Montag, 28. November, "eingebaut und in Betrieb genommen werden". Die durch den Betrieb der Heizlüfter verursachten Stromkosten werde die LEG "selbstverständlich" übernehmen, versichert Jansing: "Ebenso ziehen wir die an Familie Retz ausgesprochene Mahnung zurück und gewähren selbstverständlich den betroffenen Parteien eine Mietminderung. Details dazu erhalten die Mieter in einem persönlichen Schreiben. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen wir uns ausdrücklich."

So krasse Fälle seien eher selten, sagt Rechtsanwalt Michaelo Damerow, Geschäftsführer des Mietervereins Düsseldorf: "Mit einem Schreiben an die Mieter hätte man die Situation sicherlich entschärfen können." Die Mieter seien am 20. Oktober von der Fachfirma der LEG persönlich über den Ausfall der Heizung und die Instandsetzung informiert worden, so Kathrin Jansing: "Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, dass die Anlage nicht zeitnah wieder in Betrieb genommen werden kann." Seit Mittwoch informiere ein Aushang die Mieter über den aktuellen Stand der Instandhaltung, die voraussichtliche Inbetriebnahme und die Übernahme der Strommehrkosten, teilt Jansing mit: "Wir haben alle angeführten Beschwerdepunkte aufgenommen und werden künftig besonders darauf achten, die Mieter fortlaufend zu informieren."

(RP)
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