Rainer Bannert " Leben in den Kitas ist jetzt noch bunter"

Hilden · Der 20. September ist Weltkindertag. Dann sollen die Rechte der Kinder im Mittelpunkt stehen. Der Vorsitzende des Kreisverbands Mettmann der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat das Wohl der Kleinen im Kreisgebiet im Blick.

Rainer Bannert: " Leben in den Kitas ist jetzt noch bunter"
Foto: Awo Kreis Mettmann

Herr Bannert, welche Bedeutung hat der Weltkindertag aus Ihrer Sicht?

Bannert Es ist ein Anlass, uns bewusst zu machen, dass wir in einem Land leben, wo Kinder gut aufwachsen können und dass wir alles dafür tun sollten - beruflich und privat - dass Kinder gute Chancen und Lebensmöglichkeiten haben. Wir sollten uns immer vor Augen führen, dass das nicht selbstverständlich und in vielen anderen Ländern nicht der Fall ist.

Das diesjährige Motto lautet "Kindern ein Zuhause geben". Was gehört zu einem guten Zuhause?

Bannert Dazu gehört Liebe, Sicherheit, Geborgenheit, Anerkennung und auch für Kinder da zu sein. Erwachsene müssen Beispiele setzen und Werte vermitteln und manchmal auch einfach nur zuhören.

Es suchen ja aktuell auch viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein Zuhause. Wo finden sie das im Kreis Mettmann?

Bannert Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Es gibt Familien, die Kinder aufnehmen und ihnen ein neues Zuhause geben. Es gibt aber von der Awo beispielsweise auch vier Wohngemeinschaften, in denen junge Flüchtlinge mit professionellem Personal zusammenleben. Dort geben wir ihnen Orientierung, eine Routine, Räume, Kleidung und eine Gemeinschaft - das ist sehr wichtig.

Ihre Chancen hier sind also gut?

Bannert In der Regel findet die Aufnahme im Kreis sehr verantwortlich statt. Den unbegleiteten jungen Flüchtlingen wird unsere Sprache beigebracht, es wird darauf geachtet, dass sie am Unterricht teilnehmen und lernen, unsere Kultur zu verstehen.

Die Awo gehören betreibt 20 Kitas im Kreis. Auch in den Einrichtungen hat sich das Leben bestimmt verändert.

Bannert Es sind viele unterschiedliche Nationalitäten in den Gruppen. Das war zwar vorher auch schon so, aber das Leben in den Kitas ist noch bunter geworden. Das ist eine Bereicherung: Die Nachrichten aus dem Fernseher werden dadurch erfahrbar, wir lernen, dass wir alle Menschen sind und dass wir froh und stolz sein können, dass unser Land hilft. Aber es ist auch eine Verantwortung.

Wie haben Sie die Erzieher vorbereitet?

Bannert Durch Fortbildungen. Die interkulturelle Kompetenz hatten wir schon vorher, aber die sprachliche Kompetenz muss ausgebaut werden. Das sind vor allem Englisch-Kurse, denn viele Flüchtlinge bringen auch gewisse Englischkenntnisse mit. Sprachmittler sind aber auch dazugekommen, besonders für die arabische Sprache. Außerdem bieten wir Fortbildungen zum kulturellen Hintergrund an, damit die Erzieher auch die Verhaltensweisen der Kinder besser verstehen lernen. Zum Beispiel zum Thema "Was wissen wir über Syrien?". Es gibt aber auch Gesprächskreise mit Therapeuten für die Erzieher.

Welche Themen werden dort angesprochen?

Bannert Für Erzieher kann es eine Herausforderung sein, damit umzugehen, wenn Kinder sehr traurig sind. Die Therapeuten können dann beispielsweise vermitteln, dass die Trauer der Kinder nicht an der Erzieherin selbst, der Betreuung oder der Kita-Gruppe liegt, sondern vielleicht an dem Erlebten. Wenn die Kinder traumatisiert sind, müssen natürlich Fachleute ran.

Zum Abschluss noch mal zu allen Kindern: In welchem Bereich müssen Kinder in Deutschland noch besser unterstützt werden?

Bannert Es gibt zu viele arme Kinder. Dadurch sinken ihre Bildungschancen, die Aussicht auf ein gesundes Leben und später auf einen erfolgreichen Berufseinstieg. Wir müssen mehr in die frühkindliche Bildung investieren, das fängt schon in den Kitas an. Vor zehn Jahren waren Kitas noch keine Bildungseinrichtungen, heute sind sie es. Das ist ein Fortschritt. Trotzdem gibt es noch eine Menge zutun.

DIE FRAGEN STELLTE TANJA KARRASCH.

(RP)
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