Hilden Künstlerin wirbt für Vernunft und Toleranz

Hilden · Premiere: Erstmals veranstaltete die RP zusammen mit dem Kulturamt eine Pre-Vernissage für ihre Leser. Sie trafen Razeea Lindner im Kunstraum.

 41 Stunden vor Beginn der Vernissage zur neuen Ausstellung "Structures d'Identité" konnten sich gestern Abend im Kunstraum Gewerbepark Süd RP-Leser, die eine Karte zur Pre-Vernissage gewonnen hatten, die Werke von Razeea Lindner (links) ansehen. Bei einem Glas Sekt erläuterte die Künstlerin ihre Arbeiten.

41 Stunden vor Beginn der Vernissage zur neuen Ausstellung "Structures d'Identité" konnten sich gestern Abend im Kunstraum Gewerbepark Süd RP-Leser, die eine Karte zur Pre-Vernissage gewonnen hatten, die Werke von Razeea Lindner (links) ansehen. Bei einem Glas Sekt erläuterte die Künstlerin ihre Arbeiten.

Foto: Olaf Staschik

Wenn am Sonntag im Kunstraum Gewerbepark-Süd um 11 Uhr die Ausstellung "Structures d'Identité" der Künstlerin Razeea Lindner eröffnet wird, werden die Besucher immer wieder mit islamischen und jüdischen Symbolen, arabischen und hebräischen Schriftzeichen konfrontiert. Auf Mauritius sei es normal, dass die Menschen unterschiedliche Religionen haben. Der Inselstaat sei ein sehr liberales Land, und die Menschen dort hätten viel Respekt voreinander, berichtet die dort geborene Künstlerin Razeea Lindner. Trotzdem wohnt Linder seit 1993 in Hilden.

Sie sagt: "Das, was ich mache, wäre ganz anders, wäre nicht das hier, wenn ich jetzt nicht in Hilden leben würde." Mit "das hier" meint Lindner, die aus einer muslimischen Familie stammt, die ganzen Collagen und Bilder, die sich mit der eigenen Identität auseinandersetzen - immer wieder auch die drei großen monotheistischen Religionen ins Bild setzen und das eigene Ich vor dem Hintergrund der religiösen Empfindungen und Betrachtungen hinterfragen.

Genau darum ging es auch bei der exklusiven Vorbesichtigung, die die RP zusammen mit dem Kulturamt der Stadt angeboten hat: Zwölf RP-Leser war bei einer Verlosung als Gewinner hervorgegangen und hatten gestern Abend schon die Gelegenheit, sich die Ausstellung anzuschauen und mit der Künstlerin darüber zu sprechen. Lindner erklärte ihre Vorgehensweise und ihren Ansatz, während die Gäste von einem Objekt zum anderen gehen konnten. Dazu spendierte die Rheinische Post ein Glas Sekt. Redaktionsleiterin Gökçen Stenzel stellte in Aussicht, dass es solche Pre-Vernissagen und auch Treffs mit den lokalen Künstlern künftig regelmäßig geben wird. Die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt ist eng.

Zurück zur Ausstellung. In der Installation "Wem gehört der Himmel?" ist ein Zitat des Dichters Heinrich Heine verarbeitet, der Jude, der aus Pragmatismus Christ wurde, nur um am Ende doch nach Frankreich zu fliehen. Religion als Teil der Identität dürfe aber nie unser ganzes Handeln bestimmen. "Wir können uns unsere Religion nicht aussuchen", sagt Lindner. Identität hingegen sei ein Prozess, etwas das nie ganz abgeschlossen ist, aber immer durch neue Ideen und ständige Lektüre gefüttert werden müsse. "Am Ende steht die Vernunft", sagt die Künstlerin. Es ist nicht verwunderlich, in anderen Werken die Konterfeis von Mahatma Ghandi und Hannah Arendt verarbeitet zu sehen.

Humanismus als Antwort auf die Religion? Lindner bezeichnet sich durchaus als gläubig, als spirituell. Die Bezeichnung 'religiös' will sie für sich selbst aber vermeiden. Es gehe in der Ausstellung gar nicht so sehr um sie selbst, um ihre Biografie, sondern um den Anreiz sich mit seiner eigenen Identität auseinanderzusetzen, Vorurteile, aber auch religiöse Extreme abzubauen.

Die Leiterin des veranstaltenden Kulturamts Hilden, Monika Doerr, hält die Ausstellung gerade deshalb auch für so wichtig. Das Fremde, was zu uns komme, könne auch ein Angebot sein, sich über sich selbst noch einmal Gedanken zu machen. Aus diesem Grund wird in der Mitte des Kunstraums eine Spiegel-Installation stehen, in der sich die Besucher selbst betrachten können. Begleitet werden die Installationen von Textstücken, die schon immer auch eine Erklärung oder eine Aussage mitliefern können. Kommunikation ist für Lindner ein anderes großes Thema, das in der Ausstellung immer wieder vorkommt, eng verknüpft mit der Identität und der Religion.

Die Vernissage wird von Bürgermeisterin Birgit Alkenings und einer Einführung von Kunsthistoriker und Dichter Frank Schablewski eröffnet. Begleitet wird die Eröffnung von Murat Cakmaz, der auf einer Ney, einer türkischen Flöte, spielen wird und einem Derwisch-Tanz vor der Spiegel-Installation. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 4. Dezember unter der Woche von Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und am Wochenende sowie an Feiertagen von 11 bis 16 Uhr. Montag ist der Kunstraum geschlossen. Der Eintritt ist frei.

(rads)
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