Hilden Künstler eröffnen Blick auf uns selbst

Hilden · 16 renommierte Künstler präsentieren ab Sonntag im Kunstraum Fotografien, filmische Essays und Installationen.

 "Human Land" ist die neue Ausstellung im Kunstraum an der Hofstraße betitelt. Birgitta Thaysen hat die Werkschau kuratiert. Im Vordergrund Irmela Droeses Figurentheater.

"Human Land" ist die neue Ausstellung im Kunstraum an der Hofstraße betitelt. Birgitta Thaysen hat die Werkschau kuratiert. Im Vordergrund Irmela Droeses Figurentheater.

Foto: Olaf Staschik

"Human Land" ist eine mentale, eine emotionale Reise durch Landschaften - wie sie wahrgenommen werden, wie sie sich verändern, was in ihnen passiert. 16 Foto-Künstler treffen ab Sonntag in der Ausstellung im Kunstraum aufeinander. Ihre vielschichtigen Arbeiten beschäftigen sich mit dem Verhältnis Mensch und Landschaft. Ein spannender Prozess und denkbar unterschiedlich ihr fotografischer Blick, ihre Vorstellungen, ihre Techniken. Gestern war Eröffnung dieser Ausstellung.

Kulturamtsleiterin Monika Doerr freut sich, dass diese Ausstellung die Tradition bedeutender Foto-Kunst-Ausstellungen in Hilden fortsetzt und bedankte sich bei der Kuratorin Birgitta Thaysen und bei Marion Reckow-Memmert für deren Engagement. Wie ein roter Faden zieht sich das Verführerische des Themas durch die gesamte Ausstellung. Birgitta Thaysens Palmen und Haus-Aufnahmen in Schwarzweiß verwirren, sind doppelbelichtet, fremdartig, bedrohlich, wie losgelöst von Zeit und Raum. Der Verzicht auf Farbe schärft den Blick auf das, was der Künstler vor Augen führen möchte. So auch bei Hiroko Inoue. In ihren stimmungsstarken Landschafts-Eindrücken, auf japanischer Seide belichtet, schwingt das Erinnern an das große Erdbeben in Kobe mit, an Leben und Tod und die Entfremdung Mensch und Umwelt. Zeichen dafür sind in vielen Arbeiten zu erkennen.

Wie in Stefanie Minzenmays "Protected Privacy" - Menschen, junge Frauen, verhüllt, vermummt, in einer Szenerie, die sich mit den Gefahren des Netzes auseinandersetzt. Matthias Koch rückt in riesigen Fotoarbeiten die ehemalige Schwerindustrie im Ruhrgebiet in den Focus. Aus der Distanz erzählen seine Bilder Geschichten, von gestern, heute und morgen. Eigentümlich Reizvolles hat Stefan Kögel ins Visier genommen - Impressionen von italienischen urigen Gassen und schlichter Hinterhof-Architektur. Im Kontrast dazu Frank Szafinskis bizarre Momente auf Theaterbühnen, wie in Zeitlupe festgehalten. Davor bestaunt man eine monumentale Leinwand mit Torloch - zum Schmunzeln. Felix Droese fängt damit die Länder übergreifende Lust am Fußballspiel ein. Ein Hingucker auf einem Podest ist die fantastisch gearbeitete Menagerie von 58 Puppen von Irmel Droes. Fabelwesen, Charakterstudien und Menschen-Stellvertreter. Bei der Interpretation muss man sich Zeit nehmen.

Eine geradezu mathematische Musik geht von Farben und Linien der Kompositionen von Birgit Lemm aus. 1000 Kilometer lang hat sie auf der Autobahn den Mittelstreifen und die Pflanzen fotografiert. Verlorenheit, aber auch Schönheit liegt über der Bildreihe von Markus Feger. Im Visier hat er junge Umweltaktivisten genommen, die im urwaldähnlichen Hambacher Forst für den Erhalt einer ursprünglichen Waldlandschaft kämpfen. Neben reizvollen Langzeitstudien, Stadtansichten aus der Vogel-Perspektive und überaus spannenden dokumentarischen Film-Essays von Rainer Komers ist gerade das Schlichte heimatlicher Landschaft, das auf das Auge einen Zauber ausübt. Bei Marion Reckow-Memmert kommt es zu Wort, macht das Atmosphärische sichtbar.

Die 16 Künstler der Hildener Ausstellung zeigen uns ihren Blick auf die Welt - am Ende ist es auch der Blick auf uns selbst.

(nea)
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