Hilden Jetzt hat auch Hilden eine Give-Box

Hilden · Zum 25-jährigen Bestehen hat das Fritz-von-Gehlen-Haus gestern zwei alte Telefonzellen an der Zelterstraße als Tauschschränke aufgestellt.

 Britta Altenkamp MdL, Vorsitzende des Awo-Bezirks Niederrhein, und Werner Eike (l.), Leiter des Fritz-von-Gehlen-Hauses, weihten gestern die beiden Give-Boxen vor dem Haus ein. Rechts einer der Bewohner.

Britta Altenkamp MdL, Vorsitzende des Awo-Bezirks Niederrhein, und Werner Eike (l.), Leiter des Fritz-von-Gehlen-Hauses, weihten gestern die beiden Give-Boxen vor dem Haus ein. Rechts einer der Bewohner.

Foto: Olaf Staschik

Das Fritz-von-Gehlen-Haus der Arbeiterwohlfahrt (Awo) feiert sein 25-jähriges Bestehen - und macht den Hildenern ein Geschenk. Vor dem Haus an der Zelterstraße 10 stehen seit gestern zwei Tausch-Schränke: eine "Bücher-Box" und eine "Trödelkiste" - Hildens erste Give-Box überhaupt. Werner Eike, Leiter Wohnverbund des Awo-Bezirksverbandes Niederrhein, hat drei alte Telefonzellen umbauen lassen: "Wo die dritte hinkommt, ist noch offen." Die "Aktion Mensch" fördert das Projekt mit 5000 Euro.

Der Tausch-Schrank (und die Bücher-Box) ist ein soziales Modellprojekt. Die Boxen werden betreut: Das ist ganz wichtig, haben Erfahrungen in anderen Städten gezeigt. Die Betreuer sind Menschen mit psychischer Behinderung oder Krankheit. 21 leben im Fritz-von-Gehlen-Haus, weitere 40 in betreuten Wohnungen. Der vor sechs Jahren eingerichtete "Treffpunkt Lindenstraße" ergänzt das Angebot, ist Anlaufpunkt für Menschen mit psychischen Problemen im Stadtteil. Jedes Jahr erkranken allein im Verband Rheinland 1500 junge Menschen neu, berichtet Treff-Leiterin Ana Crasmareanu.

"Die Give-Box sind nicht nur eine Tauschbörse, sondern ein Ort, der Menschen zusammenbringen und Nachbarschaft fördern soll", erläutert Werner Eike: "Die von uns betreuen psychisch kranken Menschen sollen ihren Sozialraum aktiv gestalten und Mitbürger für die Give-Box gewinnen." Die Tausch-Schränke sollen das Miteinander fördern und auch helfen, Vorteile gegen Menschen mit psychischen Handicaps abzubauen, hofft Eike.

So einleuchtend und nachhaltig die Idee der Give-Boxen auch ist: Andere Kommunen haben mit den Tauschschränken - anders als mit den Bücherschränken - durchwachsene Erfahrungen gemacht.

In Erkrath war die Give-Box von Anfang an ein Erfolg. 2013 wurde sie in Brand gesteckt. Bürger beschweren sich immer wieder, dass der Tauschschrank offenbar als kostenfreies Warenlager missbraucht werde. Viele würden nicht geben, sondern nur nehmen - und das reichlich. Manchmal verschwinde der komplette Inhalt innerhalb weniger Minuten im Kofferraum eines Autos. "Dabei handelt es sich um Einzelfälle, die leider nicht zu verhindern sind", glaubt Gabriele Wolpers von der Caritas-Begegnungsstätte. Ähnliche Probleme gibt es auch mit der Give-Box in Düsseldorf-Gerresheim. Der Tauschschrank werde missbraucht, um Müll und Sperrmüll loszuwerden.

Deshalb hatten und haben die Bürgeraktion und die CDU in Hilden große Bedenken, um nicht zu sagen "Bauchschmerzen". Schließlich gebe es bereits zahlreiche etablierte Einrichtungen wie Arbeiterwohlfahrt oder Caritas, wo man gutes Gebrauchtes loswerden könne. Der Stadtrat beschloss im Dezember vergangenen Jahres schließlich, einen Tauschschrank auf dem Abenteuerspielplatz an der Richard-Wagner-Straße aufzustellen - versuchsweise für ein Jahr. Der Träger, die Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte, übernimmt die Betreuung. Geschehen ist bislang allerdings noch nichts.

Deshalb werden viele gespannt sein, welche Erfahrungen die Arbeiterwohlfahrt mit ihrer Give-Box an der Zelterstraße 10 in Hilden macht.

(RP)
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