Hilden Info-Abend lässt Bürger unsicher zurück

Hilden · Aus den leer stehenden Bundeshäusern am Brahmsweg werden Asylunterkünfte. Anwohner fühlen sich übergangen.

 Dass es seit einiger Zeit nun diese Markierung gibt, ist dem langen Atem von Jürgen Spitzner zu verdanken - und dem Nachdruck von Stadtwerke-Sprecherin Sabine Müller.

Dass es seit einiger Zeit nun diese Markierung gibt, ist dem langen Atem von Jürgen Spitzner zu verdanken - und dem Nachdruck von Stadtwerke-Sprecherin Sabine Müller.

Foto: Stephan Köhlen

In den fünf leer stehenden Häusern im Musikantenviertel werden jeweils etwa zehn bis 15 Asylsuchende einquartiert. Das war die Nachricht des gestrigen Abends im "Area 51", wo die Stadtverwaltung zur Zukunft des Viertels rund um den Brahmsweg informieren wollte.

 Von links: Flüchtlingsbetreuerin Anne de Wendt und -beauftragte Michaela Neisser, Sozialdezernent Sönke Eichner, Bürgermeisterin Birgit Alkenings und Hildens derzeitiger Polizeichef Uwe Elker vor vollem Haus

Von links: Flüchtlingsbetreuerin Anne de Wendt und -beauftragte Michaela Neisser, Sozialdezernent Sönke Eichner, Bürgermeisterin Birgit Alkenings und Hildens derzeitiger Polizeichef Uwe Elker vor vollem Haus

Foto: Stephan Köhlen

Viele Anwohner waren gekommen, und es war schnell klar: Sie fühlen sich von der Stadt nicht ausreichend und nicht frühzeitig genug informiert, sie fühlen sich übergangen und sagten das teilweise auch deutlich. Hintergrund: Die Häuser gehören dem Bund, der sie der Stadt mietfrei zur Verfügung stellt, wenn sie dort Flüchtlinge unterbringt. Das war auch vorher schon bekannt - allerdings waren die Bewohner des Viertels davon ausgegangen, dass einzelne, große Familien in die Häuser ziehen würden. Die Stadt hat sich jedoch dazu entschlossen, weitere Notunterkünfte dort einzurichten, "weil wir nach wie vor 50 bis 130 Neuzuweisungen pro Monat haben", so Hildens Flüchtlingsbeauftragte Michaela Neisser, "Menschen, die wir unterbringen müssen." Natürlich habe man das Angebot des Bundes, Häuser einfach dazu nutzen zu dürfen, mit Freuden angenommen, alle anderen Unterkünfte kosten (städtisches) Geld. Jetzt würde alles vermessen, um zu schauen, wie viel Platz tatsächlich vorhanden ist in den Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften, dann würde hergerichtet, "und dann werden die Unterkünfte nach und nach belegt", so Neisser.

Unglauben und Entsetzen machte sich bei den Anwesenden nach dieser Ankündigung breit: Wie sollen in die kleinen Zimmerchen so viele Menschen hinein passen? "Vorgeschrieben sind fünf Quadratmeter pro Mensch", erläuterte Bürgermeisterin Birgit Alkenings die Vorgaben für Notunterkünfte. Ein Versprechen gab es allerdings: In die Häuser werden nur Familien und Paare ziehen. Dass man erst jetzt offiziell informiere, liege daran, dass der letzte Mietvertrag und die Einwilligung zur Herrichtung der Häuser erst vor kurzem vom Eigentümer - der Bundesanstalt für Immobilien - zugestellt worden seien. Das ließ eine Anwohnerin nicht gelten. Es stehe schon seit Jahresbeginn im Raum, dass Flüchtlinge in die Häuser kämen, "aber die Einzige, die einen Infoflyer dazu im Viertel verteilt hat, war die AfD. Das kann doch nicht wahr sein!" Sie hätte sich vielmehr von der Stadt schon damals einen Sachstand gewünscht, um nicht im Trüben fischen zu müssen. "Auch wenn Sie damals noch keine definitiven Zusagen von der Bundesanstalt hatten!" Dem widersprach Alkenings. So sei man bei den bereits bestehenden 21 dezentralen Notunterkünften auch nicht vorgegangen, weil niemand eine solche in seiner Nachbarschaft haben wolle. Als es hieß, das Umfeld der Unterkünfte sei unauffällig, regte sich ebenfalls Widerspruch: Es sei eben nicht so, dass sich alle integrieren wollten. Hilden hält Hausmeister, Sozialarbeiter und Nachtdienste in jeder Unterkunft vor. "Deren Kontaktdaten bekommen Sie natürlich", versprach Neisser.

850 Flüchtlinge leben derzeit in Hilden. Am Brahmsweg werden nur solche mit Bleiberechtsperspektive wohnen. Sie müssen drei Jahre in Hilden bleiben

(RP)
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