Hilden/Haan Immer mehr Pendler müssen weit fahren

Hilden/Haan · Aktuelle Zahlen des statistischen Landesamtes zeigen: Die Distanz zwischen Arbeits- und Wohnort wird immer größer.

Hilden/Haan: Immer mehr Pendler müssen weit fahren
Foto: dpa-Infografik

Immer mehr Menschen im Kreis Mettmann legen eine immer größere Wegstrecke zur Arbeit als Pendler zurück. Das ist Zahlen zu entnehmen, die jetzt das Landesamt für Statistik vorlegte. Ihm zufolge mussten im Jahr 2000 etwas mehr als ein Fünftel - 20,8 Prozent - aller Erwerbstätigen eine Distanz zwischen 30 und 60 Minuten bewältigen. Dieser Wert ist gestiegen: 2016 war es bereits mehr als ein Viertel - 27,2 Prozent.

Kürzere Wegstrecken haben dagegen immer weniger Pendler. Zwischen 10 und 30 Minuten waren im Jahr 2000 genau 50,7 Prozent aller Erwerbstätigen unterwegs. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 44,7 Prozent. Eine Wegstrecke von unter zehn Minuten hatten vor 17 Jahren 22,5 Prozent aller Erwerbstätigen vor sich. Im vergangenen Jahr sank dieser Anteil auf 19,8 Prozent.

Zahl der Pendler wächst Dabei liegt der Anteil der Pendler an allen Erwerbstätigen im Kreis Mettmann nach wie vor bei rund 70 Prozent. Das heißt damit allerdings nicht, dass ihre Zahl stagniert: Es gibt über die Jahre immer mehr Pendler. Ihre Zahl wächst im gleichen Maße wie die Erwerbstätigkeit auch. Darauf macht Thomas Vieten, Verkehrsreferent der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf aufmerksam. Und: "Der Kreis Mettmann ist als Wohn- und Arbeitsstätte attraktiv. Deshalb gibt es auch viele Pendler innerhalb des Kreises", erläutert er.

Ziele Das zeigt sich an den Zahlen für Hilden und Haan. Neben den Großstädten Düsseldorf, Köln, Wuppertal und Solingen gehören zu den zehn wichtigsten Zielen der Auspendler aus Haan die Städte Hilden, Mettmann, Erkrath, Langenfeld und Ratingen. Auch bei den Hildener Arbeitnehmern sind Düsseldorf, Solingen, Wuppertal und Köln ganz oben auf der Hitliste. Unter den ersten zehn Zielen befinden sich aber auch Langenfeld, Erkrath, Haan, Ratingen und Mettmann.

Pendlerüberhang Hilden hat 643 mehr Ein- als Auspendler, Haan hat 847 mehr Aus- als Einpendler. Damit gibt es in Haan einen leichten Überhang an Auspendlern, in Hilden einen leichten Überhang bei den Einpendlern. Allerdings: Die Einpendlerquote, also der Anteil der Einpendler an den Erwerbstätigen des Arbeitsortes, ist in Hilden und Haan gleichermaßen groß. Haan liegt unter den 396 vom statistischen Landesamt untersuchten Städten auf Platz 18, Hilden auf Platz 24. Grundsätzlich gilt, so Vieten: "Eine Stadt, die mehr Einpendler hat, ist auch prosperierender."

Nachfragedruck Signifikant ist die große Zahl der Pendler aus beiden Städten nach Düsseldorf. Daran zeigt sich: "Der Nachfragedruck nach Wohnraum, der auf Düsseldorf herrscht, verschiebt sich ins Umland", so der IHK-Experte. Wer also in Düsseldorf arbeitet, dort aber keine (bezahlbare) Wohnung findet, sucht sich seine Unterkunft im Umland - auch in Hilden und Haan. Diese Städte allerdings als Schlafstädte Düsseldorfs oder Vororte zu bezeichnen, "würde sie zu sehr degradieren", sagt Vieten.

Kaufkraftabfluss Fakt ist: Viele Menschen kaufen dort ein, wo sie arbeiten. Diesem Kaufkraftabfluss können die Wohnstädte etwas entgegensetzen, wenn sie in ihren Citys attraktive Einkaufsmöglichkeiten haben. "Es ist wichtig, dass man auch an den Wohnorten gut shoppen kann, und dass die Nahversorgung gesichert ist", betont Vieten. Hier sei Hilden klar im Vorteil: Die attraktive Einkaufslandschaft ist ein Grund dafür, dass es der Stadt trotz ihrer Auspendler gut geht. Bei Haan hingegen dürfte der Kaufkraftabfluss bei einer im Vergleich zu Hilden um 3,4 Prozentpunkte höheren Auspendlerquote von 70,5 Prozent schwerer wiegen.

(arue)
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