Hilden Immer mehr Kunden verzichten auf Tüten

Hilden · Die Zeit der Gratis-Beutel aus Kunststoff ist in vielen heimischen Geschäften vorbei.

LANGENFELD/HILDEN Zwei Pakete Kaffee und Kleinigkeiten aus dem Tchibo-Shop liegen an der Kasse. Die Kundin zahlt, nimmt ihren Rucksack und steckt die Ware hinein. Die Frage "Möchten Sie eine Tüte?" wird gar nicht mehr gestellt. Vier Monate nach dem im April wirksam gewordenen flächendeckenden Verbot unentgeltlicher Plastiktüten ist die Neuregelung kein Thema mehr. Wer dennoch eine Tüte mit dem Firmenlogo will, bezahlt bei Tchibo 0,20 Cent. "90 Prozent der Kunden reagieren positiv", sagt die Tchibo-Filialleiterin, die sieht, dass die Kunden vermehrt mit Körben oder Jutetaschen unterwegs sind. Kundin Petra Piskalla nutzte "schon immer" ihren Rucksack zum Einkaufen, aus Überzeugung. "Eine geringe Veränderung für einen Einzelnen kann eine große Gesamtwirkung entfalten", sagt die Langenfelderin.

Auch bei Strauß-Innovation, in den Drogeriemärkten Rossmann und dm, bei H & M oder im Elektroladen von Expert Hoffmann an der Monheimer Krischerstraße kosten die Plastik-Tüten einen kleinen Aufpreis, bei P & C in Hilden indes nicht. Im Modegeschäft Steengrafe in der Langenfelder Stadtgalerie hat man die Plastik- durch Papiertüten ersetzt. In den meisten Buchhandlungen wird die Reiselektüre direkt meist in die mitgebrachte Tasche gepackt. Plastiktüten kosten auch dort 10 Cent. "Sie werden kaum nachgefragt, allerdings bleibt abzuwarten, wenn zum Ferienende die Schulbücher geholt werden", sagt eine Mitarbeiterin.

Auf dem Wochenmarkt herrschen Körbe und Jute-Beutel vor. "Das war eigentlich schon immer so", sagt ein altgedienter Marktbeschicker, der an verschiedene Aktionen erinnert, bei denen die Händler schicke Jutebeutel an die Stammkunden verteilten. Sven Lucht vom Naturkostladen Rheinkiesel an der Solinger Straße bietet Baumwollbeutel an, nur bei feuchten Produkten nutzt er die Restbestände von Plastiktüten, allerdings kosten die 20 Cent. Auch er bestätigt, dass "die Neureglung von Kunden schnell akzeptiert" wurde. Für den großen Einkauf und ohne jeden Verpackungsmüll nutzen seine Kunden gegen eine Leihgebühr von vier Euro bevorzugt Plastik-Pfandkisten als Transportboxen.

Der entspannte Umgang mit der Neuregelung vor Ort entspricht den Erfahrungen des Handelsverbands NRW. "Schließlich zeigen die Deutschen schon lange ein relativ großes Umweltbewusstsein", begründet Sprecherin Anne Linnenbrügger die breite Zustimmung bei den Kunden. "Für den normalen Einkauf werden vermehrt Beutel und Taschen mitgenommen, beim Spontankauf kommt es auf die zehn oder zwanzig Cent für die Tüte nicht an", ist nach ihrem Wissen die übereinstimmende Erfahrung der Einzelhändler.

Die Neuregelung hat auch zu kreativen Lösungen geführt. So wirbt in Wuppertal ein Buchladen damit, dass die Kosten für die Tüte einem lokalen karitativen Zweck zugute kommen.

(RP)
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