Willy Bitter "Ich habe vor Freude im Kunstraum getanzt"

Hilden · 1997 war Willy Bitters Ausstellung die erste im neuen Kunstraum Gewerbepark-Süd. Zur 20-Jahr-Feier stellt der Bildhauer dort wieder aus.

 Willy Bitter in seinem Atelier. Auch mit 82 Jahren hat er viel Spaß am künstlerischen Schaffen.

Willy Bitter in seinem Atelier. Auch mit 82 Jahren hat er viel Spaß am künstlerischen Schaffen.

Foto: Olaf Staschik

HILDEN Sein Atelier, recht frostig und nur von einem bullernden Öfchen erwärmt, ist sehenswert. Zwischen Schweißarbeiten, Gemaltem und Schnitzereien, zwischen älteren Kunstwerken und aktuellen, noch verborgen unter Laken, empfängt Willy Bitter. Ein künstlerisches Urgestein, ein Freigeist. Einer, der mit Leidenschaft und Lust Neues aus Altem schöpft.

Wie kam es dazu, dass Sie als erster Künstler im Kunstraum ausstellten?

BITTER Ich gewann 1996 bei einer jurierten Ausstellung im Bürgerhaus eine Einzelausstellung. Für die brauchte ich mehr Platz. Im Kulturamt erkundigte ich mich nach dem neuen Raum im Gewerbepark-Süd und schaute ihn mir an.

Sie gaben dem Kunstraum seinen Namen. Wie empfanden Sie diese neue Ausstellungsfläche?

BITTER Ich sah ihn, und ich war begeistert. So fasziniert, dass ich in dem riesigen Raum vor Freude getanzt habe.

Ihre neue Ausstellung im Kunstraum heißt "Bittergedanken". Warum?

BITTER Für mich ist das Sehen nur eine Notwendigkeit, eine Technik. Die Gedanken sind für mich das Wichtigste. Was ich sehe, transportiere ich in meine Gedanken. Ich lasse sie dann Revue passieren.

1997 - 2017. Hatten Sie vor 20 Jahren ein anderes Kunstverständnis?

BITTER Nein, glaub ich nicht. Schon sehr früh in meinem Leben fühlte ich, dass das, was ich mache, eine Wirkung auf den Betrachter hat. So wird der Gleichklang vom Macher (Künstler) über das Werk zum Betrachter eine Einheit.

Wenn Sie zurückblicken. Gibt es jemanden, der Sie beeinflusst hat?

BITTER (lacht)Ja, so einige. Unter anderem Josef Beuys, mit seiner Begeisterung, seinem Verständnis für bestimmte Materialien, wie Filz und Fett.

Arbeiten Sie noch mit den gleichen handwerklichen Techniken wie früher?

BITTER Ja. Schauen Sie auf die Werkzeuge hier. Die gibt es schon ewig hier. Meine Arbeiten sind abhängig von bestimmten Zeiten, von Gedanken und Eindrücken. Ich liebe das Experimentieren. Und ich erlebe immer wieder Neues, das ich in den Werken umsetze.

Sie waren Lehrer, Dozent, haben so einiges in Ihrem Leben gemacht. Hat Sie das in Sachen Kunst geprägt?

BITTER Ja, das Lehren und besonders das Schreinern, mein Leben als Tischler. So ein Schreiner bin ich immer noch. Das Schreinern ist eben die Mutter des Handwerks, die Königsdisziplin. (Er lacht).

Sie spielen virtuos mit der Vorstellungskraft des Betrachters. Gibt Ihre Kunst Rätsel auf?

BITTER Nein. Sie soll zum Dialog auffordern. Ich möchte die Menschen mit meiner Kunst berühren. Keiner kann Kunst für sich selbst machen. Er ist angewiesen auf die Reflexion des Betrachters.

Wieso signieren Sie alle Ihre Arbeiten mit einem Kreuz?

BITTER Oh, da gäbe es so einige Erklärungen. Die eine geht in meine Kindheit zurück. Als ich ein Junge war, bekam mein Onkel, der Pfarrer, öfter Briefe vom Erzbischof. Und immer war ein Kreuz darauf. Wenn ich die Briefe anschaute, hab ich mir gedacht: Schöne Sache so ein Kreuz.

Unter dem Ausstellungstitel steht: "Was ich immer schon mal machen wollte". Was denn?

BITTER Ich bin jetzt 82 Jahre alt. Wenn ich über das Leben nachdenke, weiß ich - ganz klar, ewig geht das nicht weiter. Deshalb bin ich für diese Ausstellung dankbar. In dieser Ausstellung symbolisieren meine Arbeiten das, was ich immer schon mal machen wollte. Zu der Erde, in der alles im Fluss ist. Zur Entwicklung der Welt. Zum Ursprung des Lebens. Und zu den Themen: Wie ernähren wir uns? Und was schützt uns?

ASTRID SCHOENE FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(nea)
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