Hilden Hildens Kunstszene ist kreativ und vital

Hilden · Viele Kulturfreunde nutzten gestern den "Kunstsonntag" und besuchten Künstler in ihren Ateliers.

 Marion Käufler (r.) malt sein zwei Jahren im Kunst- und Kulturzentrum QQTec. Sie findet Willy Bitters (l.) Ideen "genial". Seine Werkstatt ist ein Kunstwerk für sich.

Marion Käufler (r.) malt sein zwei Jahren im Kunst- und Kulturzentrum QQTec. Sie findet Willy Bitters (l.) Ideen "genial". Seine Werkstatt ist ein Kunstwerk für sich.

Foto: Olaf Staschik

Es ist erst kurz nach zehn Uhr, aber im Atelier von Anja Hannig an der Südstraße steht die Tür schon offen für Besucher, die den "Kultursonntag" genießen wollen. In den lichten Räumen der Goldschmiedin glitzern nicht nur Gold und Silber. Natursteine verleihen den Arbeiten von Anja Hannig etwas Besonderes: "Gefasst wie gefunden", erklärt sie und präsentiert ausgefallene Kieselsteine, die sie ihrer natürlichen Form nach fasst und an verschiedenen Stahl- oder Edelmetallketten verkauft.

Jedes Schmuckstück aus ihrer Werkstatt ist ein Unikat. Wohl deshalb kann Hannig schon seit ihrer ersten Teilnahme vor acht Jahren mit fast 100 Gästen an diesem Sonntag rechnen. "Es kommen auch viele von außerhalb. Vielleicht könnte die Stadt beim nächsten Mal über einen Stadtplan mit eingezeichneten Standorten unserer Ateliers nachdenken."

Dort, wo normalerweise Hannigs Esstisch steht, begegnet der Besucher diesmal außergewöhnlichen Keramikarbeiten von Hanna Brückelmann. Sie beteiligt sich das dritte Mal an der Kunstaktion. Insgesamt 28 faszinierende Repliken von Gefäßen aus der Bronzezeit Zyperns (2500 bis 1900 vor Christus) sind zu bestaunen. Mittels eigens dafür nachgebauter Brennöfen hat Hanna Brückelmann Schalen und Krüge, sogenannte Libationsgefäße, im Auftrag des Biblisch-Archäologischen Instituts Wuppertal in antiker Technik von Hand aufgebaut und gebrannt. Bei derartiger Kunstfertigkeit kommt Gisela Brunsch ins Staunen: "Ich kenne viele Galerien in Hilden, aber hier habe ich immer nur ins Schaufenster geschaut. Toll, was es noch zu sehen gibt." Die Kombination aus archaisch anmutendem Schmuck und archäologischen Keramik-Repliken ist auf alle Fälle gelungen. Dass so viel Schönheit angesichts steigender Preise in der Kunstszene bezahlbar ist, freut den Besucher. Unbezahlbar ist die Zusammenarbeit der Künstler Razeea Lindner und Willy Bitter: Er hat der Kollegin in seinem bekannten Atelier voller Eisen einen eigenen Bereich aus weißem Leinen eingeräumt, damit sie ihre feinfühligen Kollagen zeigen kann. "Mein eigenes Atelier eignet sich nicht für Besucher", sagt sie. Lindners Talent spricht für sich, wenn man ihre frühe Studie gesehen hat, in der sich Frauen im Gespräch auf einem Markt auf Mauritius befinden. Marion Käufler aus Hilden malt erst seit zwei Jahren im QQtec: "Ich interessiere mich für Kollagen und finde auch Bitters Ideen genial." Der Gastgeber führt mittlerweile schon viele Gäste durch seine persönlichen Kunst-Schaff-Räume. "Ich bin hier, weil ich Bitters Werkstatt so faszinierend finde und das persönliche Gespräch mit dem Künstler", kommentiert Marianne Brüninghaus. Willy Bitter ist in seinem selbst so genannten "Körmelraum" zu finden und erklärt gerade einem interessierten Besucher, dass "Kunst über den Macher etwas bewirkt". Er kämpfe dafür, dass Kunst Raum braucht: "Damit meine ich aber nicht die Mittelstraße."

Gleichwohl geht es schon zur Mittagszeit hier fast so zu: Unterhalb eiserner "Wächter", zwischen gestapelten Bildern und kreativen Entwürfen treffen sich Menschen. Walter Held findet es schön, "an einem Ort zu leben, wo so viel geboten wird". Für Ursula Burmeister bietet sich die Gelegenheit, spontan ein Kunstwerk zu erwerben, das ihr in neuen Räumlichkeiten gefallen könnte. Auch bekannte Hildener Persönlichkeiten wie Rolf Koenzen stehen im Raum. Kommentar: "Die beiden sind hervorragende Künstler. Deshalb bin ich hier." Auch der zuständige Kulturdezernent Reinhard Gatzke lässt es sich nicht nehmen lässt, den Ateliers und Ausstellungsräumen einen Besuch abzustatten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort