Hilden Hildens Demenz-WG sucht neue Bewohner

Hilden · Kaum zu verstehen: Seit Mai wohnen nur zwei statt wie geplant vier Senioren in der "Villa Hoxbach". Die Gesellschafter kommen finanziell an ihre Grenzen.

Die Gründer und Mit-Gesellschafter der privaten Demenz-WG fürchten das Aus für ihr Projekt.

Die Gründer und Mit-Gesellschafter der privaten Demenz-WG fürchten das Aus für ihr Projekt.

Foto: Ralph Matzerath

Klaus Thissen und seine Frau Elisabeth Wilke-Thissen haben eine schlaflose Nacht hinter sich. Jetzt sitzen sie mit ihrer dementen Mutter auf der Terrasse der Demenz-WG und reden Klartext: "Wenn nicht bald zumindest ein neuer Bewohner hier einzieht, dann müssen wir das Projekt beenden", sagt Klaus Thissen.

Die Demenz-WG, die erst im März 2015 an der Gerresheimer Straße 232 eröffnet worden ist, steht vor dem Aus. Eine Seniorin ist gestorben, eine andere bereits nach zwei Tagen im Mai wieder ausgezogen. "Sie war etwas aggressiv und hätte sich erst eingewöhnen müssen. Wir hätten es länger mit ihr versucht, aber ihre Tochter wollte das nicht", stellt Wilke-Thissen klar.

"Verstehen kann das keiner, dass wir keine Bewohner finden", sagt sie. 800 Flyer haben sie bereits verteilt, auch bei den städtischen Ämtern, Wohlfahrtsverbänden und Pflegediensten. Fakt ist: Interessenten gibt es jede Menge, aber sie sagen alle wieder ab. Dabei geht es "preiswerter als hier nur im städtischen Heim mit Doppelbett". Hinzu kommt ein traumhafter Betreuungsschlüssel von drei Pflegerinnen und einem zusätzlichen Pflegedienst für vier Bewohner. Die WG-Bewohner haben jeder ein eigenes Zimmer und Gemeinschaftsräume auf über 200 Quadratmetern. Hinzu kommt eine Terrasse und ein großzügiger, gepflegter Garten.

Dass sich trotzdem kaum ein Angehöriger traut, seine alten Verwandten in der Villa Hoxbach unterzubringen, liegt nach Meinung des Ehepaars an mangelnder Einsatz- und Risikobereitschaft. Viele Interessenten hätten Angst davor, dass ihr finanzieller Eigenanteil steigt, wenn die Bewohnerzahl sinkt. "Bei Vollbelegung muss für jeden Bewohner 2800 Euro bezahlt werden, bei drei Bewohnern sind es 3300, bei zwei etwa 3600 Euro pro Monat", rechnet Klaus Thissen vor. Wie hoch der jeweilige Eigenanteil ist, hängt davon ab, was die Pflegekassen bei den einzelnen Bewohnern dazutun.

Hier sieht seine Frau ein weiteres Problem: "Wenn ich meine Verwandten im Seniorenheim unterbringe, habe ich mit dem Beantragen von Zuschüssen nichts mehr zu tun. Das ist bei uns anders. Da müssen sich die Angehörigen selbst kümmern." Sie glaubt, dass das viele abschreckt. Außerdem würden Verwandte immer wieder besorgt betonen, dass sie berufstätig seien und nicht so viel Zeit hätten, um ihre Angehörigen zu besuchen: "Für die Pflege haben wir genug Personal. Wir wollen nur nicht, dass sie ihre Verwandten hier einfach nur abliefern und dann vergessen", sagt ihr Mann. Die richtige Zielgruppe? Die Demenz-WG hat sie noch nicht gefunden.

(RP)
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