Kreis Mettmann Hildener Hotels leben von Messegästen

Kreis Mettmann · Kreisausschuss vergleicht ME-Tourismus mit anderen Regionen. Übernachtungszahlen sind steigerungsfähig.

 Am 20. Januar startet die weltgrößte Wassersportmesse "boot" in Düsseldorf. Die Segelschule des Unterbacher Sees organisiert das Opti-Segeln.

Am 20. Januar startet die weltgrößte Wassersportmesse "boot" in Düsseldorf. Die Segelschule des Unterbacher Sees organisiert das Opti-Segeln.

Foto: A. Endermann

Der Stachel sitzt: Da markiert der Kreis Recklinghausen im Langzeit-Übernachtungsdiagramm der Kölner Tourismusberater ifp eine stärkere Steigung als das Neanderland, das es 2015 auf 3480 Übernachtungen je 1000 Einwohner brachte.

Prompt versucht ifp-Prokurist Christian Rast den Kreisausschuss für Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus zu trösten: "Sie müssen ihren Angeboten Zeit geben, sich zu entwickeln." Anderswo wurden die Bettenburgen auch nicht über Nacht erbaut, sagt Rast. In Fröndenberg am Ruhrtalradweg bei Unna habe es beispielsweise zehn Jahre gebraucht, um die Übernachtungszahl zu verdoppeln.

Mit den Jahren aber spülte der Radweg entlang der Ruhr so viele die Pedalritter ins Städtchen, dass gleich zwei neue Hotels nötig waren, um die Nachfrage abzufedern. Das, so dachten sämtliche Kreispolitiker im Ausschuss, wollen wir auch. Und deshalb hatten sie eigens die ifp in eine zweite, mit anderen Kreisen vergleichende Auswertung geschickt.

Bezogen auf die zehn Städte im Kreis Mettmann ist Ratingen der Übernachtungssieger. Mit 4020 Übernachtung je 1000 Einwohner führen die Dumeklemmer die Tabelle an. Der Flughafen und die Messe von Düsseldorf seien die Ursachen für diese Stärke, analysiert Berater Rast. Wülfrath hockt mit der Hälfte an Tagesgästen tief im Keller dieser Konkurrenz; Mettmann schiebt immerhin 3460 Besucher je 1000 Einwohner durch, Haan folgt mit 3210, Hilden mit 2460.

Der Neanderlandsteig sei sehr geeignet, die Zahlen künftig deutlich in die Höhe zu treiben. Urlaub in Deutschland liege im Trend. Pech nur, unkt der Grüne Norbert Stapper, dass man mit einem ordentlichen Elektrofahrrad durch den gesamten Kreis Mettmann innerhalb eines Tages hindurch eilen kann. Die Hotelauslastung ist im Schnitt mit 37 Prozent bestenfalls Durchschnitt - mit einer gehörigen Portion Luft nach oben.

Dieter Roloeffs von der CDU will wissen, ob für neue Hotels erst die Nachfrage da sein muss. ifp-Berater Rast verneint: Das Angebot schaffe sich zu großen Teilen seine Nachfrage selbst. Allerdings nicht, wenn die Tourismusmanager die Hände in den Schoss legen. Man müsse schon interessante Pakete schnüren., sagte Rast.

Zum Beispiel für Wanderer, die im Kreis Mettmann bereits auf gut ausgeschilderte und ausgebaute Wege treffen. Oder Edelsportler, die sich mit Platzrunden auf den sieben Golfplätzen des Kreises sicherlich locken ließen.

Hildens Wirtschaftsförderer Christian Schwenger beurteilt die Situation etwas anders. Die rund 15 Hotels in Hilden lebten nicht von Touristen, sondern in der Hauptsache von Messegästen und Geschäftsleuten, die hiesige Unternehmen besuchten. Mit einem weit überdurchschnittlichen Exportanteil von 52,5 Prozent sei die Hildener Wirtschaft sehr international ausgerichtet. Unternehmen wie 3M, Qiagen oder AkzoNobel empfingen regelmäßig Besucher aus aller Welt. Davon profitierten auch die Hotels in Hilden.

Das bestätigt Dagmar Diedrichs vom Amber Hotel Hilden/Düsseldorf. 49 Prozent der Gäste seien Geschäftsreisende, 37 Prozent Tagungs- und Messegäste und nur 24 Prozent Individualreisende. Die durchschnittliche Verweildauer betrage unverändert zwei Tage. Hilden sei zwar eine "Randlage", aber durch die Ansiedlung namhafter internationaler Firmen nach wie vor für die Hotelkette mit Sitz in Hilden interessant. Bei Messen übernachteten rund 20 Prozent internationale Gäste im Amber Hotel Hilden/Düsseldorf. Die Messe Düsseldorf hat im vergangenen Jahr 29 Veranstaltungen mit rund 1,4 Millionen Besuchern (+6 Prozent) durchgeführt, berichtet Messe-Chef Werner M. Dornscheidt: "Die Düsseldorfer Weltleitmessen sind Marken mit hohem internationalen Renommee. Davon profitieren nicht nur wie als Messeveranstalter, sondern auch die Region Düsseldorf. Verweilen Gäste aus dem Ausland doch länger in der Stadt als das aus Deutschland angereiste Fachpublikum." Die Messe Düsseldorf erzeugt für die Region mit ihren Veranstaltungen und Kongressen eine Umsatz von 1,66 Milliarden Euro, hat das ifo-Institut jüngst berechnet.

(RP)
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