Analyse Hilden liegt voll im Landestrend

Hilden · Welche Partei hat zugelegt, wo waren die Hochburgen der AfD in der Itterstadt bei der Bundestagswahl? In allen Bezirken gilt: Die Großen haben zu Gunsten der Kleinen verloren. Die FDP ist zu neuer alter Stärke zurückgekehrt.

 Bleibt im Bundestag: Michaela Noll sitzt seit 2002 ununterbrochen für die CDU im Parlament.

Bleibt im Bundestag: Michaela Noll sitzt seit 2002 ununterbrochen für die CDU im Parlament.

Foto: Köhlen

Die Wahlergebnisse in Hilden sind nahezu identisch mit denen im Land NRW: 32 Prozent für die CDU, 24 Prozent für die SPD, die Grünen bekommen gut 7, bei der Linken ist es ähnlich. Sogar der vergleichsweise niedrige Anteil für die AfD (9,5) ist in Stadt und Land identisch. Lediglich die FDP schneidet in Hilden und Haan mit 15,5 beziehungsweise 17,6 höher ab als im Landesdurchschnitt (13) - womit die beiden Städte nur zu ihrer Tradition zurückgekehrt sind. Lediglich bei der Bundestagswahl 2013 mussten die Liberalen auch hier herbe Verluste einstecken, die scheinen jetzt überwunden.

 Ihre Partei zieht wieder in den Bundestag ein: Martina Reuter von der FDP.

Ihre Partei zieht wieder in den Bundestag ein: Martina Reuter von der FDP.

Foto: Köhlen Stephan

Ob das inhaltliche Gründe hatte? "Schwer zu sagen", meint etwa Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings. "Außer der gut fotografierten Kampagne kann ich mich an keine wegweisende inhaltliche Aussage der FDP erinnern." Andere wie die CDU-Abgeordnete Sylvia Pantel, die im benachbarten Düsseldorfer Süden erneut direkt gewählt wurde, lassen gerade an der erwähnten Kampagne kein gutes Haar: viel zu kalt, keine Emotionen. Klar ist, dass Spitzenkandidat Christian Lindner eine gute Figur gemacht hat. Klar ist auch, dass er nicht ganz so alleine da steht, wie viele glauben machen wollen: Allein die neue Düsseldorfer Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist ein Garant für absolut solide und handfeste Politik. Sie zieht über die Landesliste ins Parlament, wurde also mit den Zweitstimmen auch in Hilden und Haan gewählt. Die FDP hat jedenfalls in allen Hildener Wahlbezirken deutlich hinzu gewonnen, im Bezirk Astrid-Lindgren-Schule kam sie etwa von 6,3 (2013) auf glatte 16 Prozent bei den Zweitstimmen.

 Neu im Bundestag: Martin Renner und die AfD.

Neu im Bundestag: Martin Renner und die AfD.

Foto: Anne Orthen

Vergleicht man die Ergebnisse der beiden Sieger - neben der FDP ist das die AfD -, so fällt auf, dass dort, wo die AfD stark abgeschnitten hat, die Liberalen relativ wenige Zweitstimmen auf sich vereinigen konnten. Das ist etwa im Bezirk 50 (Wilhelm-Busch-Schule) so, wo die AfD mit 14 Prozent ihr stadtweit bestes Ergebnis verbuchen konnte (FDP dort: 12).

 Hat einen engagierten Wahlkampf gemacht: Jens Niklaus (SPD) holte in Gruiten 36,6 Prozent der Erststimmen. Links seine Ehefrau.

Hat einen engagierten Wahlkampf gemacht: Jens Niklaus (SPD) holte in Gruiten 36,6 Prozent der Erststimmen. Links seine Ehefrau.

Foto: Orthen/Staschik

Erneut hat es sich bewahrheitet, dass ein hoher Anteil von Briefwählern der Union zugute kommt. In den elf Hildener und den sechs Haaner Briefwahlbezirken schafft Michaela Noll (CDU) Traumergebnisse bis zu 56,6 Prozent. Auch ihre Partei schneidet bei den Briefwählern deutlich besser ab als in den Wahllokalen, für die SPD gilt das tatsächlich nicht. Alle Städte des Kreises Mettmann hatten im Vorfeld der Wahl Rekorde bei der Beteiligung im Vorfeld vermeldet. Daran wurde auch Kritik laut - immerhin sei die Briefwahl einmal als Ausnahme vorgesehen gewesen für die Kranken und Versehrten, denen der Urnengang nicht zuzumuten ist. Nun mussten die meisten Städte zusätzliche Helfer finden, um die Briefwahlstimmen überhaupt noch auszählen zu können.

Für die beiden direkten Kontrahenten Jens Niklaus und Michaela Noll aus Haan gilt: Sie konnten dort am meisten punkten, wo sie wohnen und also gut bekannt sind: Noll in Unterhaan und Niklaus in Gruiten, wo er 36,6 der Erststimmen auf sich vereinigt. Niklaus hat einen engagierten Wahlkampf hinter sich - umso bitterer, dass seine SPD historisch schlecht abgeschnitten hat und sich fragen lassen muss, ob sie noch als Volkspartei gelten kann.

(RP)
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