Hilden/Haan Heimische Händler verkaufen mehr Eier

Hilden/Haan · Hildens einziger Geflügelhof reinigt den Stall selbst, sagt Inhaber Bernhard Möller: "Wir setzen aktuell keine Pestizide ein." Auch er habe das Desinfektionsmittel Dega 16 nicht benutzt, betont Landwirt Franz-Peter Schmitz aus Haan.

 "Wir sehen aktuell viele Kunden, die wir lange nicht gesehen haben", berichtet Bernhard Möller. Er ist Hildens einziger Eier-Produzent und verkauft seine Ware auf den Wochenmärkten.

"Wir sehen aktuell viele Kunden, die wir lange nicht gesehen haben", berichtet Bernhard Möller. Er ist Hildens einziger Eier-Produzent und verkauft seine Ware auf den Wochenmärkten.

Foto: Olaf Staschik

Bernhard Möller ist Hildens einziger Eier-Produzent. Im Weiler Elb hält er 4500 Legehennen in Freiland- und Bodenhaltung. "An unserem Stand auf dem Wochenmarkt sehen wir aktuell viele Kunden, die wir lange nicht gesehen haben", erzählt seine Frau Heidrun - und lächelt verschmitzt. Das hat mit dem Eier-Skandal zu tun, der immer weitere Kreise zieht. "Wir werden ständig auf das Thema angesprochen", erzählt Bernhard Möller: "Wir setzen im Moment gar keine Pestizide ein und reinigen unseren Stall selber. Und deshalb wissen wir auch ganz genau, welche Mittel wir benutzen. Noch vor vier Wochen war das Veterinäramt des Kreises zu einer unangemeldeten Kontrolle auf dem Hof. Alles war in Ordnung." Gereinigt wird ein Stall etwa alle 70 Wochen - nachdem die Legehennen "ausgestallt" wurden, sprich weggebracht werden und im Kochtopf landen.

Die Tiere kommen im Alter von 16 bis 17 Wochen auf den Hof. Möller gibt ihnen vier Wochen Zeit zur Eingewöhnung: "Die Tiere müssen unter anderem erst lernen, die Eier ins Nest zu legen." Das ist mit Kunstrasen ausgelegt (wegen der Hygiene) und wird von Zeit zu Zeit automatisch "geräumt". Die Eier kullern dann auf ein Transportband. Das kürzeste Leben hat das Freilandhuhn. Nach etwa 52 Wochen und rund 280 Eiern landet es im Suppentopf. Die Hennen im Stall bringen es mit einer Legepause wegen der Mauser auf bis zu 60 Legewochen. Wie die Hühner gehalten werden, davon kann sich jeder Besucher selbst überzeugen. Im Stall können sich die Legehennen frei bewegen. Zusätzlich gibt es noch einen 10.000 Quadratmeter großen Auslauf. Möllers erzeugen rund 100.000 Eier im Monat. Sie sind zwei bis drei Tage alt, wenn sie in den Verkauf kommen. Der Familienbetrieb in dritter Generation verkauft seine Eier selbst auf den Hildener Wochenmärkten. "Seit vier Wochen sind wir auch auf dem Wochenmarkt in Opladen", erzählt Heidrun Möller: "Das läuft sehr gut, weil wir offenbar die einzigen sind, die Freiland-Eier anbieten." Der direkte Kontakt zwischen Erzeuger und Verbraucher schafft Vertrauen, sagt ihr Mann: "Wir kennen unsere Kunden häufig seit vielen Jahren - und sie uns." Am häufigsten würden Eier aus Bodenhaltung und in den Größen M oder S gekauft. Ob weiß oder braun, mache keinen Unterschied, sagt der Eierfachmann: "Geschmack und Qualität kommen nur über das Futter." Das besteht aus Mais, Soja, Weizen und kommt als Mischung von der Mühle Deuka aus Düsseldorf.

400 Legehennen hält Franz-Peter Schmitz in Bodenhaltung auf Gut Ehlenbeck in Haan-Gruiten, und in diesem Jahr blieb sein Bestand von der Hühnermilbe weitestgehend verschont. Man müsse schon viel tun, um Hühner vor dem Schädling zu schützen, erzählt er. Er selbst setzt auf eine hohe Einstreu mit Hobelspänen oder Leinstroh. Außerdem bietet er seinen Hühnern Sand an, mit dem sie ihr Federkleid putzen können. Auch Silicat-Pulver helfe, "das wird aus Steinen gewonnen und ist was Natürliches".

Dass aber die Hühnermilbe zur Plage werden kann, weiß auch er: "Gerade die schwül-warme Witterung begünstigt den Befall. Das kann jede Fliege mitschleppen. Es ist schwer, sowas aus dem Stall rauszuhalten." Sind die Milben erst mal da, "müssen sie bekämpft werden", denn er habe schon Hühner daran sterben gesehen. Tragisch sei, dass dem Desinfektionsmittel Dega 16 unerlaubt das Schädlingsbekämpfungsmittel Fipronil beigemischt wurde. "Die Schweinerei, die die Industrie da angestellt hat, muss der Bauer wieder ausbaden."

Schmitz versichert, dass er das in Verruf geratene Desinfektionsmittel nicht benutzt hat. Seine Eier seien unbelastet. Und so steigt zurzeit wieder die Nachfrage nach seinen Eiern, die er je nach Größe zum Stückpreis von 26 bis 30 Cent ab Hof verkauft. Außerdem beliefert der Haaner Landwirt Kindertagesstätten. Schmitz will sich vergrößern, baut zurzeit einen Freilandstall. Dass die Nachfrage nach seinen Produkten steigt, freut ihn. Allerdings ist sich Schmitz auch bewusst: "Das wird nicht lange anhalten." Denn auch das zeigt ihm seine Erfahrung: Sobald es um einen Skandal wieder ruhig wird, kaufen die Verbraucher wieder dort, wo es billig und bequem ist.

(RP)
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