Hilden/Haan Hauptschulen in zwei Welten

Hilden/Haan · Während die Hauptschule Haan gut besucht ist, wird die Theodor-Heuss-Schule mangels Masse aufgegeben. Heute Abend informieren sich Elternvertreter über den Weg zur Sekundarschule, den Hilden eingeschlagen hat.

 Eduard Haas, kommissarischer Rektor in Hilden, findet die Entscheidung für die Sekundarschule richtig.

Eduard Haas, kommissarischer Rektor in Hilden, findet die Entscheidung für die Sekundarschule richtig.

Foto: Tinter, Anja

Die Städte sind Nachbarn, und die Schulform ist die selbe. Dennoch könnten die städtischen Hauptschulen in Hilden und Haan unterschiedlicher nicht sein: Während die Hildener Theodor-Heuss-Schule auslaufen wird, hat die Schule Zum Diek aus eigener Kraft 40 Anmeldungen zu verzeichnen und wird im Sommer zwei fünfte Klassen bilden.

 Schulleiter Markus Helf aus Haan glaubt, dass die starke Berufsorientierung seiner Schule ihr den Zulauf wahrt.

Schulleiter Markus Helf aus Haan glaubt, dass die starke Berufsorientierung seiner Schule ihr den Zulauf wahrt.

Foto: anja tinter

"Die meisten Kinder kommen aus Haan", freut sich Schulleiter Markus Helf. Den Zuspruch für die Schule, die seit 2008 als Ganztagesschule geführt wird, wertet er aber auch als Bestätigung für den eingeschlagenen Weg. Die Schule mit ihren rund 400 Schülern wurde kürzlich zum dritten Mal von der Stiftung Pro Ausbildung mit dem Siegel "berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule" ausgezeichnet.

"Die Berufsorientierung hat unsere Schule sich zur Hauptaufgabe gemacht", zeigt Markus Helf einen Aspekt auf, der für die Eltern bei der Schulwahl eine Rolle gespielt haben könnte. Durch Lernpartnerschaften mit den örtlichen Unternehmen Schüco und Centa kommen Inhalte aus der Arbeits- und Berufswelt immer wieder im Unterricht vor. Ein örtliches Altenheim wird bald die Palette der Berunfserkundung noch erheblich erweitern. Die enge Kooperation mit dem Verein Praktikums- und Lernpartnerbörse hat den Fokus immer wieder auf die Ausbildung nach dem Schulabschluss gelegt. "50 bis 60 Prozent unserer Schüler gehen direkt in eine Ausbildung. Auf diese hohe Vermittlungsquote sind wir sehr stolz", so Markus Helf.

Die Zusammenarbeit der Schulleitungen von Haupt-, Realschule und Gymnasium ist sehr eng. Ohne Konkurrenzdenken wird das dreigliedrige Schulsystem in der Stadt durchlässig gestaltet. Nicht nur nach oben, sondern auch umgekehrt. So musste die zweizügige Jahrgangsstufe sechs in der Hauptschule im vorigen Sommer auf drei Klassen erweitert werden.

Währenddessen gehen in der Theodor-Heuss-Schule nach und nach die Lichter aus — obwohl sie erst gestern eine Berufswahlbörse für die achten und neunten Klassen veranstaltet hat und ebenfalls als berufsorientiert und erfolgreich gilt. Eduard Haas, kommissarischer Schulleiter in Hilden, sieht politische Gründe für das Ende der Schule. "Die Entscheidung, die Schule nicht fortzuführen, hing seit langem im Raum", sagt er. Das hätten schließlich auch die Eltern erkannt, so dass es lediglich zu acht Anmeldungen gekommen sei. Ein Indiz: Vor einigen Jahren war noch geplant, den Schulstandort zu sanieren und mit einer Mensa auszustatten, Kosten: rund 2,5 Millionen Euro. Daraus wurde nichts, die Pläne wurden aus Kostengründen komplett kassiert, nicht etwa überarbeitet. Ein klares "Ja" zu einer Schule sieht anders aus.

Haas findet die Entscheidung zu Gunsten der Sekundarschule allerdings richtig, er hängt nicht an der Form Hauptschule. "Die gefundene Lösung ist pragmatisch und für Eltern und Schüler die beste", ist er überzeugt. Derzeit besuchen noch 215 Schüler die Theodor-Heuss-Schule, und sie können ihre Abschlüsse auch noch an der Schule machen, wenn sie das wollen. Was mit den 24 Lehrern geschieht, ist noch ebenso unklar wie es die Pläne für das Schulgebäude sind, aber Haas geht davon aus, dass ein Teil als Personal an die neue Sekundarschule wechseln wird.

Heute Abend werden Elternvertreter in der Fabry-Realschule darüber informiert, wie der Umbau zu einer Sekundarschule am Standort Am Holterhöfchen aussehen kann. Dort sollen künftig alle Kinder, die das wollen, gemeinsam lernen — und zwar von der fünften bis zur zehnten Klasse. Eine eigene Oberstufe hat die "kleine Gesamtschule" nicht (siehe Info). Es ist auch auszugestalten, wie inklusive Klassen gebildet werden können, und ob schon in der Eingangsstufe nach Leistung differenziert wird.

Das kann die Schule machen, muss es aber nicht.

(RP)
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