Hilden Händedruck ist bei Bewerbung wichtig

Hilden · Vier Personalbetreuer erzählen, was sie von Anwärtern erwarten und welche Fehler die Kandidaten machen können.

Als vor wenigen Tagen der siegerländische Unternehmer Henning Zoz die Aufmerksamkeit auf sich zog, weil er Schüler mit Körperschmuck und bunten Haaren von seinem Symposium ausgeladen hat, warf das die Frage auf, was Unternehmer eigentlich genau von Bewerbern erwarten.

Silke Timmer ist Mitarbeiterin in der Personalabteilung von Wenko. Ein Unternehmen, das vor allen Dingen mit Erfindergeist und Innovationskraft wirbt. Im Gegensatz zum aktuellen Trend findet Silke Timmer allerdings den altmodischen Weg der postalischen Bewerbung besser, statt E-Mails mit Dateianhängen. Gerade junge Menschen könnten durch eine ordentliche Mappe punkten, wenn der Lebenslauf noch nicht so viel hergebe, meint sie.

Für Christoph Häusler von 3M sieht das ganz anders aus.Man solle mit dem Fortschritt gehen, 95 Prozent aller Bewerbungen seien digital. 3M habe eine Übergangszeit von zwei bis drei Jahren für die Umstellung von Papier-Bewerbungen auf digitale Verfahren vereinbart. Wer dann immer noch Briefumschläge schickt, wird nicht mehr berücksichtigt. "Doch Online-Dokumente sollten einen klaren und sinnvollen Dateinamen haben und nicht einfach durchnummeriert sein", meint Timmer.

Auch wenn Kandidaten zum Gespräch eingeladen werden, ist die Optik durchaus entscheidend. Die strenge Entscheiderin von Wenko sieht bunt gefärbte Haare kritisch: "Nein, das geht nicht. Piercings sind nur ok, wenn es was Kleines ist", gibt sie etwas widerwillig zu. Selbst bei der Wahl der Kleidung hat Timmer feste Vorstellungen. Anzug müsse es nicht unbedingt sein, aber ein Hemd und schwarze Schuhe seien angemessen. Das Hemd dürfe nicht zu bunt sein und die Jeans dürfe keine Löcher haben, auch keine modisch bedingten.

Der Bewerber müsse sich, trotz der ganzen Vorschriften, selbstbewusst verhalten. Sie sollten ruhig Fragen stellen, auch nach dem Gehalt, das signalisiere Interesse - sofern sie denn den Händedruck bestehen, dieser dürfe nämlich keinesfalls zu lasch sein. Timmer merkt an: "Ein ordentlicher und fester Händedruck zeigt sofort, ob ein Kandidat auch hier sein möchte oder nicht." Christoph Häusler spricht hingegen gar nicht mehr von Kandidaten. Gute Arbeitskräfte seien so rar, dass sie sich frei aussuchen könnten für wen sie arbeiten wollten. Deshalb sieht er auch das optische Auftreten nicht so eng: "Solange der Charakter passt und die Sicherheit am Arbeitsplatz gewährt ist, kann der Bewerber gepierct und bunt gefärbt sein", sagt er lachend. Häusler erzählt, in jüngeren Jahren habe er selbst ein rebellisches Auftreten gehabt. Auch Ralf Gierten vom gleichnamigen Autohaus ist da erst einmal relativ offen: Im Kundenkontakt sei es schon wichtig, sich nicht zu sehr durch sein Äußeres abzuheben, ansonsten gebe es im gewerblichen Bereich Arbeitskleidung. Allerdings sei ein freiwilliges Praktikum im Betrieb notwendig, wenn man eine Chance bei Gierten haben möchte. Nach einigem Ringen gesteht er noch, dass Bewerber mit bunten Haaren doch schwierig zu vermitteln seien; egal ob diese Kontakt mit Kunden haben werden oder nicht.

Wie die Arbeitnehmer bei Geschäftspartnern ankommen, ist auch Volker Müller von der IT-Firma Frings wichtig. Er verweist zudem auf den Arbeitsschutz. Privat- und Berufsleben müssten getrennt werden, meint er. Und Piercings gehörten nun einmal ins Privatleben. Auch Fragen findet er nicht immer toll, zum Beispiel solche nach den Arbeitszeiten und den Urlaubstagen. Da sollten vorher andere Fragen gefallen sein, erklärt er. Er wertet manche Fragen als Zeichen von Desinteresse.

Wer sicher ins Bewerbungsgespräch gehen möchte, kann Experten-Tipps bei der RP-Messe "Impuls - Das Forum rund ums Studium" am Samstag, 12. März bekommen.

(RP)
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