Bürgermonitor Haaner setzt sich für sicheres Internet ein

Hilden · Die Verbraucherorganisation "Diagnose Funk" sieht Alternativen für das Datensurfen in der Stadt, die auch gesünder sind.

 Tim Feisel (r.), Vinzent Enderes (.) und Frederich Büse fordern freies Wlan am Haaner Bahnhof.

Tim Feisel (r.), Vinzent Enderes (.) und Frederich Büse fordern freies Wlan am Haaner Bahnhof.

Foto: -m

Haan "Jugend wünscht sich Wlan am Bahnhof in Haan" war Ende März ein Beitrag zum Bürgermonitor überschrieben, der nun Gerrit Krause auf den Plan ruft. Stehen bislang die Zeichen auf die Nutzung von Freifunk, so bringt der Haaner Ingenieur eine Alternative ins Spiel. Unternehmen könnten Nutzern über ihren Internet-Anschluss kostenfrei Zugang ins weltweite Netz gewähren - und zwar nicht über Wlan, sondern auf Basis von UMTS-oder LTE-Protokollen.

Für Gerrit Krause steht der Aspekt Sicherheit ganz oben. Er ist für einen kostenfreien Internetzugang. Aber der sollte nicht ohne Identifikation des Nutzers sein. Unternehmen könnten ihren Kunden oder Besuchern (Zugangsdaten wie Passwort usw.) geben. Dann wüsste jeder, wer der andere ist. Und im Falle strafbarer Handlungen wären Rückverfolgungen zum Täter möglich.

Bürgermonitor: Haaner setzt sich für sicheres Internet ein
Foto: gerrit krause

Ein zweiter Aspekt: In einem Freifunk-Netz könnten Kinder Pornos und Gewaltvideos unbemerkt konsumieren. Der Passwort-Zugang hält über Schäden nicht aufgeklärte Kinder davon ab, unüberlegt Straftaten zu begehen, für die dann ihre Eltern haften müssten, erklärt Gerrit Krause. Für ihn ist das Verhindern illegaler Downloads von großer Bedeutung. "Es muss verhindert werden, dass geschütztes Gedankengut - ob jetzt Musik oder ein E-Book - ungestraft verbreitet wird." Der Haaner, der auch Sprecher der Umwelt- und Verbraucherorganisation "Diagnose-Funk" Landesgruppe NRW ist, weist aber auch auf gesundheitliche Aspekte hin. Bei einem flächendeckenden Wlan-Netz per Freifunk würden die Router ständig mit einer hohen Intensität senden. Die Funkstrahlung enthält starke 10 Hertz-Impulse, die Einfluss auf unsere Nervenbahnen haben. Aus diesem Grund warnte das Bundesamt für Strahlenschutz auch in 2016 Kinder und Jugendliche vor unnötiger Wlan-Nutzung. Beim Telefonieren mittels WhatsApp oder Streaming von Musik/Videos wird stets eine sehr hohe Sendeleistung direkt am Kopf erzeugt, weil kaum ein Mobiltelefon für Wlan eine Sendeleistungsregelung hat.

Anders ist das mit den entsprechenden Routern/Accesspoints; weltweit SmallCells genannt, die mit UMTS oder LTE-Protokollen arbeiten. Unternehmen oder Geschäfte, die Ihren Kunden diesen kostenfreien Service bieten wollen, könnten die Leistung solcher Router reduzieren und damit die Reichweite ihres Zugangsbereichs vergrößern oder begrenzen.

"Freiheit im Wlan auf Kosten anderer war gestern und ist auch technisch überholt durch neuere Technologien", betontGerrit Krause. Statt Wlan-Nutzung in Freifunk-Netzen bietet sich der Einsatz in Kleinzellen (z.B. Femto, Pico, City) im Inneren und außerhalb von Gebäuden auf dieser Basis (3G/4G) an", ergänzt Dieter Donner, Umweltschützer aus Hilden.

Diese "Architektur" sei in vielen asiatischen Ländern bereits üblich. Um sie auch hierzulande einzusetzen, müssten Regelungen zur Abrechnung von Datenvolumen zwischen den Providern geschaffen werden. "Wir müssten erste Interessierten finden, die nicht Wlan-basierte, sondern zukunftssichere Kleinstzellen einsetzen wollen." sagte Krause, der sich auch schon an das Umweltministerium NRW gewandt hat. Auch im Rathaus hater schon Gespräche geführt. "Die massenhafte Internet-Nutzung durch Freifunk ist nicht kostenlos, weil die Provider feststellen werden, dass durch die hohe Ausnutzung von (V)DSL-Flatrates der teilnehmenden Freifunker die Datentransfermengen stark ansteigen." Dadurch könnten alle Flatrates teurer werden, ist der Mobilfunkfachmann überzeugt. Dies geschehe auch auf Kosten des Klimaschutzes, weil das Freifunk-Netz sehr viel elektrische Leistung braucht, da Router immer dicke Außenwände durchstrahlen müssen.

(RP)
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