Bettina Warnecke "Haan braucht mehr Selbstbewusstsein"

Hilden · Die Bürgermeisterin ist zwei Jahre im Amt, drei liegen noch vor ihr und der Stadt. Sie hofft auf den Neubau des Rathauses.

 Bild von einem der wichtigsten Momente ihrer bisherigen Amtszeit: Mit Warneckes Unterschrift im Juni dieses Jahres wurde der Neubau des Gymnasiums besiegelt: Von links: Rolf Römer, Torben Stumpe, Peter Melching, Baudezernent Engin Alparslan, Hans-Peter Kulartz, Olaf Tödte und Ute Eden.

Bild von einem der wichtigsten Momente ihrer bisherigen Amtszeit: Mit Warneckes Unterschrift im Juni dieses Jahres wurde der Neubau des Gymnasiums besiegelt: Von links: Rolf Römer, Torben Stumpe, Peter Melching, Baudezernent Engin Alparslan, Hans-Peter Kulartz, Olaf Tödte und Ute Eden.

Foto: Stephan Köhlen

Haan Bettina Warnecke gilt als kommunikativ und zupackend. Die Strukturen in der Verwaltung hat sie geändert, auf die geplante Erhöhung der Gewerbesteuer will sie verzichten. Einst laute Kritik an der Stadtführung ist leiser geworden.

Frau Warnecke, was würden Sie spontan als Ihren größten Erfolg als Bürgermeisterin bezeichnen?

Warnecke Spontan....alleine hätte kein Bürgermeister Erfolg. Ich würde mit meinen Ideen ständig stranden, gäbe es nicht eine gut funktionierende und motivierte Stadtverwaltung. Und dieser Stadtverwaltung ist es zu verdanken, dass es uns gemeinsam mit dem Rat der Stadt Haan in den vergangenen zwei Jahren gelungen ist, große Projekte auf den Weg zu bringen und abzuschließen: Wir haben Baurecht für den Technologiepark II geschaffen. Wir haben die Leerstände im Einzelhandel in der Haaner Innenstadt wesentlich verringern können. Mit dem Großen Steuerlichen Querverbund haben wir die Existenz unseres Hallenbades gestärkt und unseren Haushalt um 230.000 Euro jährlich entlastet. Wir bauen unser neues Gymnasium. Wir haben eine Gesamtschule gegründet und unseren Kindergarten am Bollenberg fertiggestellt. Wir haben ganz tolle Kulturveranstaltungen erlebt. Und ich habe vieles nicht aufgezählt.... Der Erfolg zeigt sich nicht an einem, sondern an ganz vielen Projekten. Da haben wir einiges vorangetrieben, und es macht unheimlichen Spaß zu sehen, mit welchem Ehrgeiz an den Projekten gearbeitet wird.

Was war Ihre größte Enttäuschung?

Warnecke Enttäuschung ist das falsche Wort.... Es ist nur frustrierend zu sehen, wenn freie Stellen, insbesondere im Ingenieurbereich, nicht nachbesetzt werden können. Und wenn der Druck auf die vorhandenen Mitarbeiter wächst, die Projekte mit einfach zu wenig Manpower zu erledigen. Die Stadt Haan ist an den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes gebunden und kann im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft und auch im Wettbewerb mit größeren Städten nicht mithalten. Meine Hoffnung ist, dass Gehalt am Ende des Tages nicht alles ist, was zählt. Und dass wir als Stadt Haan noch mehr als bisher attraktiver Arbeitgeber sein werden. Eine wichtige Rolle dabei wird unsere Infrastruktur und - so hoffe ich - ein neues Rathaus spielen. Eine wichtige Rolle ist aber die persönliche Wertschätzung.

Was braucht Haan, was es bisher nicht hat?

Warnecke Natürlich wünschen wir uns in Haan noch mehr Einzelhandel im Zentrum, eine bessere Qualität unserer Straßen, weniger Schwerlastverkehr und, und, und. Was wir Haaner aber auch brauchen, ist eine Portion Selbstbewusstsein: Wir leben in einer so liebenswerten Stadt. Wir profitieren von unserer Lage, von dem vielen Grün, von unserem regen Vereinsleben, von den vielen Veranstaltungen. Wir müssen allesamt lernen, diese positive Grundeinstellung nach außen zu tragen. Das Glas ist nicht halb leer, es ist drei Viertel voll!

Sie leben mit drei Kindern in Gruiten. Hat Ihr "Job" sie verändert?

Warnecke (lacht): Die Zwillinge haben in der Kita ihre eigene "Bürgermeister-Sprechstunde" eingerichtet und sich gegenseitig "Klienten" zugeschoben. Kann also schon sein, dass es sie geprägt hat . . . Inzwischen sind sie in der Schule.

Warum kaufen Sie in Hilden ein - wie die meisten Haaner, übrigens?

Warnecke Ich kaufe gern in Hilden, Düsseldorf oder Köln ein. Das ist ja auch der große Vorteil von Haan und deshalb wohnen wir unter anderem so gern hier. Wir sind in wenigen Minuten mit der Bahn in Großstädten, in denen wir nicht nur ein Eldorado an Einkaufsmöglichkeiten haben, sondern in denen viele von uns auch arbeiten und ihr Geld verdienen. Die Rheinische Post hat mit ihrer Rubrik "Einkaufen" aber richtigerweise auf die neuen inhabergeführten Geschäfte an Kaiserstraße und Marktpassage aufmerksam gemacht. Auch das macht Haan aus!

Die Belebung der Innenstadt ist ein Dauerbrenner in Haan. Wie weit ist denn das Integrierte Handlungskonzept?

Warnecke Seit Mitte Juni 2017 läuft die EU-weite Bewerbungsphase zur Teilnahme am "Städtebaulich freiraumplanerischen Wettbewerb Innenstadt Haan". Der Wettbewerb ist ein wichtiger Baustein im Integrierten Handlungskonzept, für das in diesem Jahr durch das Land die erste Fördertranche in Höhe von 288.000 Euro zugesagt worden ist. Wir haben inzwischen sieben Planungsbüros aufgefordert, ihre Gestaltungsideen für den Innenstadtbereich zwischen Altem Kirchplatz, Rathauskurve, Park Ville d'Eu, Schillerpark und Neuer Markt bis Spätherbst zu entwickeln. Am 1. Dezember beurteilt ein Preisgericht die ausgearbeiteten Entwürfe. Ab nächstem Jahr wird ein Citymanager bzw. ein Citymanagement-Team die Stadt Haan bei der Umsetzung der vielzähligen baulichen und planerischen Stadterneuerungsmaßnahmen unterstützen. Die Ausschreibung hierzu wird gerade vorbereitet.

Und was erhoffen Sie sich von seiner Umsetzung?

Warnecke Die Aufwertung der Innenstadt kann nur im Zusammenspiel von öffentlichen Maßnahmen und privaten Investitionen erreicht werden. Durch den Verfügungsfonds zur Umsetzung selbstständiger Maßnahmen soll ab dem nächsten Jahr privates Engagement die Erhaltung und Entwicklung der Haaner Innenstadt unterstützen. Jeder Euro, der aus privatem Vermögen in den Verfügungsfonds eingezahlt wird, wird mit dem gleichen Betrag aus dem Etat der Städtebauförderung (Bund, Land, Kommune) bezuschusst. Über die Verwendung der Gelder aus dem Fonds entscheidet ein lokales Gremium in Eigenregie. Ich habe die Hoffnung, dass das neue Erscheinungsbild der Innenstadt mit ihren dann schön gestalteten Plätzen und Grünanlagen dazu beitragen wird, dass wir uns noch lieber in unserem Stadtzentrum aufhalten.

Was bringt die Offenlage der Planungen Windhövel im nächsten Jahr?

Warnecke Die Offenlage der Planungen ist ein wichtiger Schritt im Bebauungsplanverfahren und führt zu einer großen Transparenz für alle interessierten Bürger. Neben dem Integrierten Innenstadtkonzept ist das Geschäftshaus am Unteren Neuen Markt der Schlüssel für die Belebung unserer Innenstadt. Haan hätte diesen Schritt viel eher gehen müssen.

Wie bringen Sie den Namenszusatz "Gartenstadt" voran, mit welchen Mitteln füllen Sie ihn mit Leben?

Warnecke Vielen von uns ist es in diesem Jahr sicherlich schon aufgefallen: Unsere Gärtner haben mit viel Liebe zum Detail und großer Kreativität unsere Parks und öffentlichen Flächen gestaltet. Klar ist aber auch, dass wir nicht unbegrenzte personelle Kapazitäten und finanzielle Mittel zur Verfügung haben, um allen Wünschen rund um das Thema "Gartenstadt" gerecht zu werden.

Apropos Mittel: Wie steht es um die Haaner Finanzen und wie ist Ihre Prognose für die kommenden Jahre? Wird es eine kommunale Steuererhöhung geben (müssen)?

Warnecke Am 17. Oktober wird der Haushaltsplanentwurf eingebracht. Wir rechnen nach jetziger Planung für das Jahr 2018 noch mit einem Defizit. Wir merken aber auch, dass sich die Haushaltssituation spürbar verbessert. Mein Ziel ist es, nicht nur so schnell wie möglich aus dem Haushaltssicherungskonzept zu kommen, sondern dies auch ohne die bislang geplante Erhöhung der Gewerbesteuer im Jahr 2019 zu schaffen.

Der nächste Bauabschnitt Technologiepark kann Realität werden, ein Quartier für den Kiebitz ist gefunden. Welche Firmen werden einziehen, haben Sie schon Rückmeldungen?

Warnecke Ja, das ist ein wirklich schönes Ergebnis. Ich gehe davon aus, dass wir in wenigen Wochen den ersten Kaufvertrag über rund 30.000 qm unterzeichnen. Darüber hinaus stehen wir mit anderen potenziellen Käufern in engem Austausch. Mein Ziel ist es, Unternehmen mit einem hohen Gewerbesteuerpotenzial anzusiedeln. Ich glaube, dass uns dies gelingt. Anders als früher sind wir inzwischen in der Position, Unternehmen, die nicht zu uns passen, abzulehnen.

GÖKÇEN STENZEL STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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