Postskriptum Die Woche In Unserer Stadt Gräber interessieren keinen Toten? Von wegen!

Hilden · Bestattet werden, wie man gelebt hat: Das ist modern. Die einen wollen ruhen unter Bäumen, die anderen schlicht in einem Kämmerchen liegen.

Postskriptum Die Woche In Unserer Stadt: Gräber interessieren keinen Toten? Von wegen!
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Kolumbarien oder Urnenwände sind im Trend, Holzsärge in Gruben ganz klar out. Eine absolut nicht repräsentative Umfrage unter Hildenern hat ergeben, dass alle Befragten nach ihrem Tod verbrannt werden wollen. Sie wollen verstreut oder aber in einer Urne bestattet sein. Stattdessen von Maden zerfressen zu werden - diese Vorstellung widerte die Befragten an.

Es passt also, wenn Hilden eine weitere Bestattungsform anbieten will. Nach Baumgräbern und den seit langem üblichen Urnenreihen, ist eine Urnenwand für den Südfriedhof ausgeschrieben, um deren Errichtung sich Firmen bewerben konnten. Das könnte eine gute Idee sein. Ist es aber nicht. Alle Erfahrungen aus den umliegenden Städten, die bereits Kolumbarien haben, zeigen, dass der Bedarf schneller wächst, als eine solche Wand vergrößert werden kann. Monheim hatte in den ersten Bauabschnitten mit 630 Feldern kalkuliert - und war schnell darüber hinaus ausgebucht. Über 1300 Urnenkammern bietet die Nachbarkommune inzwischen an. In Hilden sind 40 geplant.

Niemand muss hellsehen, um zu erkennen, dass diese Anzahl lächerlich klein ist. Das bedeutet erstens, dass es sehr schnell zu einer weiteren Ausschreibung für eine Vergrößerung kommen wird. Zweitens wird der Unmut bei denjenigen, die sich für eine Kammer interessieren und keine bekommen, groß sein. Drittens heißt das, dass mancher Hildener nach seinem Tod womöglich nicht in Hilden bestattet wird, sondern in einem Kolumbarium anderswo. Damit verliert die Stadt Einnahmen, denn auch tote Bürger zahlen: Die Gräber werden für 20 beziehungsweise 30 Jahre verkauft. Das Geschäft mit dem Sterben ist sehr vielschichtig und keineswegs anrüchig. Umsonst ist der Tod nicht.

Vielleicht ist noch Zeit, hier nachzubessern, noch steht ja nichts. Das Thema noch einmal auf die politische Agenda zu holen, kann aber nicht schaden.

(RP)
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