Hilden Glücklich ohne Stundenplan

Düsseldorf · Im Familienzentrum der SPE Mühle gilt das Prinzip der kurzen Wege. Die Angebote für Familien umfassen unter anderem die Sprachförderung nach einer Methode, die von einer Mitarbeiterin entwickelt wurde.

Als sich Helmut Bandosz zum ersten Mal den Anforderungskatalog für Familienzentren las, ging ihm sofort ein Gedanke durch den Kopf. "Ich dachte nur, da hat Minister Armin Laschet wohl bei uns abgeschaut", erinnert sich der Leiter des Familienzentrums der Sozialpädagogischen Einrichtung (SPE) Mühle und lacht. Noch kurioser ist allerdings die Tatsache, dass die Kita mit ihrer ungewöhnlichen Konzeption nicht so recht in das Bewertungsschema passen wollte – und die Zertifizierung im ersten Anlauf verpasste. "Für uns waren die Anforderungen nicht neu, denn wir arbeiten schon seit inzwischen fast 40 Jahren nach dem gleichen, äußerst flexiblen Prinzip", erläutert Bandosz.

Wie im richtigen Leben

Die Erziehung der aktuell 50 Kinder in drei Gruppen – davon 18 Kinder unter drei Jahren – sowie den beiden U3-Gruppen der "QiaKids" im Biotech-Unternehmen Qiagen (seit 2005) mit weiteren 20 Kindern haben die sieben pädagogischen Fachkräfte, zwei Zivis und eine Mitarbeiterin im Freiwilligen Sozialen Jahr stets im Hinterkopf. "Aber bei uns geht es zu wie im richtigen Leben. Alle bewegen sich völlig frei in den Räumen und im Außengelände, die Kinder können die Einrichtung nach ihren Wünschen umräumen und gestalten", sagt Bandosz. Das Familienzentrum Mühle legt viel Wert darauf, dass es nur einen Rahmen-, jedoch keinen Stundenplan gibt. "Und es kommt nicht selten vor, dass ich in meinem Büro Besuch bekomme und ein Kind zum Beispiel beim Kopieren helfen möchte", berichtet er.

Spielen und Turnen im Turnraum (Bewegungsbaustelle), ein Waldtag, Schwimmen, altersgerechte Spiel- und Lerngruppen gehören ebenso zum Konzept wie kreative Angebote im hauseigenen Atelier und Bildungsmöglichkeiten. Als wesentlichen Eckpfeiler der Arbeit bezeichnet der Leiter die Sprachförderung für Kinder und Familien nach der Methode "Erzähl' mal was", die von Astrid Drick in Hilden entwickelt wurde, damit Eltern und Erzieher gleichermaßen lernen, Kinder in Gespräche zu verwickeln und Auffälligkeiten zu beheben.

Organisch gewachsen

Bereits im Jahr 1971 kämpfte die damalige Bürgermeisterin Ellen Wiederhold für die Einrichtung der Kindertagesstätte, die zunächst im heutigen Jueck an der Heiligenstraße eine Heimat fand. 1982 nahm die Einrichtung ihren Betrieb an der Mühle auf und ist dem Verein SPE Mühle nicht nur räumlich eng verbunden.

"Hier ist alles organisch gewachsen, und es gilt das Prinzip der kurzen Wege. Mitarbeiter der anderen Angebote bewegen sich auch im Familienzentrum, so dass es keine Berührungsängste gibt", betont Bandosz: "So können wir den Familien schnell und unkompliziert Hilfe vermitteln."

(RP)
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