Hilden Gitarrist entdeckt vergessene Musik

Hilden · Der Hildener Musiker Andreas Stevens hat seine zweite CD herausgebracht. Die Auswahl des Werks ist ungewöhnlich.

Musik ist eine internationale Sprache, und der Hildener Musiker Andreas Stevens beherrscht sie: Auszüge seiner ersten CD "Heinrich Albert - ausgewählte Werke für Gitarre solo" wurden am Mittwoch im Rundfunkprogramm des Senders "En la tarde del Sur" in Uruguay übertragen.

Damit erreichte der deutsche Musiker gleich mehrere Zielgruppen. In Uruguay sind von den 3,3 Millionen Einwohnern rund 50 000 Deutsche. Sie stellen die größte Gruppe an Einwanderern. Ihnen brachte der Hildener Musik aus ihrer alten Heimat nahe.

In dem südamerikanischen Staat ist außerdem die Gitarre sehr präsent - und mit den Stücken von Andreas Stevens lernten die Lateinamerikaner eine völlig andere Musik kennen: Der Gitarrist hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk deutschsprachiger Komponisten zu interpretieren. Auf seiner ersten CD sind Werke von Heinrich Albert (1870-1950) zu hören. Die zweite, gerade erste bei Aurea Vox erschienen, widmet sich Anton Stingl (1908-2000).

Beide sind eher unbekannt. Regelrechte Detektivarbeit musste Stevens daher leisten, um in Archiven und Museen nach Noten zu suchen. Er besuchte Angehörige und Zeitzeugen. Was ist das Besondere an dieser Musik? "Man bringt Gitarrenmusik nicht mit deutschsprachigen Ländern in Verbindung. Und es ist diese Unmittelbarkeit, die man sonst nicht hat." Denn die Musik von Anton Stingl basiert auf Volksliedern. "Die sind bei vielen Menschen immer noch erstaunlich präsent. Der Zugang der Zuhörer zu dieser Musik ist dadurch sehr viel unmittelbarer."

Mit seiner Leidenschaft hat sich Andreas Stevens in der Szene bereits einen Namen gemacht. Alexander-Sergei Ramirez, geboren in Peru und Professor an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, schätzt die Arbeit des Hildener Musikers. "Sie ist unendlich wichtig für unser Instrument." Schließlich existiere in Deutschland eine der florierenden Gitarrenszenen weltweit. Doch "mit der Gitarre verbindet man Exotik", also Musik aus Spanien, Brasilien und anderen lateinamerikanischen Staaten.

Durch deutsche Komponisten lernen die Musiker hierzulande ihre eigenen Wurzeln kennen. "Das ist von unschätzbarem Wert", sagt Ramirez, der mit Stevens persönlich befreundet ist. Beide eint nicht nur, dass sie in ihrer Ausbildung dieselbe Professorin hatten - Maritta Kersting. Beide pflegen auch eine Leidenschaft "zur Forschung, zum Suchen. Das haben wir gemeinsam", sagt Ramirez. Andreas Stevens wird sich weiter darin engagieren, historischer, längst vergessener Musik neues Leben einhauchen - indem er sie einfach wieder spielt. Und es wird noch viel von ihm zu hören sein: Seit 2007 veranstaltet er im Zweijahresturnus gemeinsam mit Gerhard Penn das Lake Konstanz Guitar Research Meeting, von dem internationale Impulse für die Gitarrenforschung und Musizierpraxis ausgehen. Und im Herbst gastiert er mit seinem "Neuen Münchner Gitarrenensemble" in Düsseldorf.

(RP)
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