Hilden Frau und Technik? "Macht tierisch Spaß"

Hilden · Die Hildenerin Isabell Arnold hat bei den Stadtwerken erfolgreich ihre Lehre zur Elektrikerin absolviert. Ihre Kollegen sind allesamt Männer.

 Azubine Isabell Arnold.

Azubine Isabell Arnold.

Foto: Olaf Staschik

Die Schalttafel im Technik-raum der Stadtwerke Hilden ist eine der leichtesten Übungen für Isabell Arnold. Sie braucht nur ein paar Handgriffe, und schon sind die Kabel so verlegt, dass Strom fließen kann und die Lampe leuchtet. Kein Wunder: Vor wenigen Wochen hat sie ihre Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik erfolgreich beendet. Jetzt ist sie mit ihren Kollegen täglich bei den Kunden der Stadtwerke unterwegs, wechselt Zähler aus, richtet auf Baustellen Hausanschlüsse ein und hilft bei Störungen. Ihre Kollegen sind allesamt Männer. Für die ehemalige Theresienschülerin eine ungewohnte Situation. "Doch mittlerweile gehöre ich dazu", sagt sie und nickt. Die einzigen, die der Situation noch etwas Ungewohntes abgewinnen, sind die Kunden. "Die fragen schon mal nach. Aber das ist dann eher Interesse", sagt Arnold.

Am Donnerstag, 23. April, sind die Unternehmen im Kreis Mettmann dazu aufgerufen, ihre Türen für den Girls' Day und den Boys' Day zu öffnen. Jugendliche sollen die Gelegenheit erhalten, in für sie jeweils fremde Berufe hineinzuschnuppern. Denn noch immer gibt es eine geschlechterspezifische Rangliste, berichtet Christoph Löhr, Sprecher der Agentur für Arbeit im Kreis Mettmann. Während junge Männer am liebsten Kfz-Mechatroniker, Einzelhandels- oder Industriekaufleute werden wollen, sind die beliebtesten Berufe der Mädchen Bürokauffrau, Medizinische Fachangestellte oder Einzelhandelskauffrau. Von den 128 Auszubildenden, die Ende Juni im Kreis Mettmann eine Ausbildung im Bereich Elektrotechnik absolvierten, waren vier Frauen. "Nur drei Prozent!", staunt selbst Löhr über den niedrigen Anteil. "Viele wollen eher ins Büro und sich nicht schmutzig machen", hat Corinna Angenendt vom Team Personal der Stadtwerke beobachtet.

150 Mitarbeiter zählt der Betrieb zurzeit, darunter sechs Azubis über alle Lehrjahre. Dass sich eine Frau für einen typischen Männerberuf bewirbt, haben die Stadtwerke so zum ersten Mal erlebt, berichtet Angenendt. Für Isabell Arnold war das hingegen nichts Ungewöhnliches. Das Handwerkliche liegt ihr im Blut, "ich habe schon als kleines Kind meinem Papa geholfen." Dann absolvierte sie ein Praktikum in einem technischen Bereich. "Das hat mir tierisch gefallen", sagt sie. Also war es nur noch ein kurzer Schritt, sich bei den Stadtwerken um eine entsprechende Ausbildung zu bewerben. "Und sie gehörte zu den Besten im Auswahlverfahren", sagt Angenendt. Einen Bonus hatte Isabell Arnold wegen ihres Geschlechts nicht, sie musste das gleiche Auswahlverfahren durchlaufen wie die männlichen Bewerber. Mit ihrem Job ist die 20-Jährige zufrieden. "Ich würd's jederzeit wieder machen", sagt sie. Unterstützung fand sie bei ihrer Familie, der Vater "fand's cool". Die Freundinnen, "die sind da ein bisschen anders", sagt Isabell Arnold, die streben eher zu typisch weiblichen Berufen. Doch Heike Koch, Sprecherin der Stadtwerke Hilden, beobachtet auch: "Das Interesse von Mädchen an Männerberufen wächst generell." Und daher beteiligen sich die Stadtwerke auch diesmal wieder am Girls' Day.

(RP)
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