Hilden Frau Holle, Frau Schneeloch und Herr Winter

Hilden · Heute ist kalendarischer Winteranfang - Zeit für eine Plauderei mit drei Leuten, die einen "Namen der Saison" tragen.

 Marianne Holle

Marianne Holle

Foto: Staschik, Olaf

Wenn der Winter in seinen Laden geschneit kommt, dann fühlt sich Herr Winter aus Langenfeld sauwohl. "Ich mag Frühling, Sommer, Herbst und Winter, aber von allen ist mir der Winter am liebsten", sagt der Betreiber des "Elektrostudios" neben dem Freiherr-vom-Stein-Haus an der Hauptstraße.

Ottokar Winter

Ottokar Winter

Foto: Matzerath, Ralph

Für Kunden, die es nicht so mit dem Winter haben und fröstelnd das Geschäft betreten, drückt Herr Winter aufs Knöpfchen: Aus dem Einbau-Automat in der Wand dampft dann Kaffee oder heißes Wasser für Tee oder Kakao heraus. Warum er den Winter so mag? "Na zum Beispiel, weil ich es mir dann vor unserem Kamin daheim in Berghausen gemütlich machen kann."

 Nadine Schneeloch

Nadine Schneeloch

Foto: Staschik, Olaf

Herr Winter, der seinen Elektroladen unter anderem mit einem frierenden Schneemann dekoriert und Heizlüfter für Frostbeulen im Sortiment hat, hört auf den aparten Vornamen "Ottokar". "Wie ich an meinen Familiennamen gekommen bin, ist ja klar. Aber warum mich mein Vater ,Ottokar' genannt hat, ist mir bis heute ein Rätsel - meine Mutter war von Anfang an dagegen", sagt Ottokar Winter. Soweit er wisse, hießen böhmische Könige Ottokar. "Dabei kam mein Vater aus Ostpreußen."

Herr Winter oder vielmehr der kleine Ottokar wurde in Hilden geboren, wo er bis kurz vor der Jahrtausendwende bei seinem Lehrmeister vom Elektrohaus Gies am alten Markt arbeitete. In Hilden ging Ottokar auch zur Schule. "Natürlich gab es Hänseleien, aber je länger man einen Namen trägt, desto mehr gewöhnt man sich an ihn", seufzt der 63-Jährige mit dem verschmitzten Blick. Außerdem ist aus Ottokar aus Hilden ja längst Herr Winter geworden - Ottokar Winter aus Langenfeld.

* * *

Frau Holle aus Benrath hat rein äußerlich mit der Frau Holle aus dem Grimm'schen Märchen gar nichts zu tun: Sie ist nicht klein und dick, sondern groß und schlank. Aber sie kommt genauso nett rüber. Vor allem mit Kindern kann sie es gut, war sie doch Grund- und Hauptschullehrerin und zuletzt - bis zu ihrer Pensionierung - Rektorin an der Bonifatius-Schule in Bilk, die Eltern und Schüler auch gerne Holle-Schule nannten.

Marianne Holle ist Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath, und tritt auch schon mal als Märchentante auf. Beispielsweise beim Sommerfest. "Da sah ich auch märchenhaft aus", sagt sie schmunzelnd. Sie trug ein langes Gewand. "Ich kokettiere gern mit meinen Namen. Der ist ja relativ selten, jeder kann ihn sich sofort merken."

Frau Holle sei übrigens nicht gerade ihr Lieblingsmärchen, gesteht sie. Da hat sie es eher mit Hans Christian Andersens kleiner Meerjungfrau. Denn sie liebt das Wasser und ist somit eigentlich mehr ein Sommer- als ein Wintermensch.

Überhaupt Märchen. Die ehemalige CDU-Ratsfrau liebt Märchen. Denn gerade Volksmärchen spiegeln die Gesellschaft wider. Es gibt Gut und Böse. "Und sie vermitteln die Realität des Lebens", sagt Frau Holle. Für Kinder sei es wichtig, zu wissen, dass es Gut und Böse gibt. Auch bei der Märchen-Frau Holle. Die lässt über die eine Marie, die lieb war, bekanntlich Gold regnen - und die andere bekommt das Pech.

Marianne Holle bevorzugt das Ausschütteln von Kissen. Sie selbst besitzt ein wunderbares Daunenkopfkissen. "Ohne Kuschelkissen kann ich nicht schlafen."

* * *

Frau Schneeloch aus Hilden findet ihren Nachnamen "doch eigentlich normal". Manchmal fragen Leute am Telefon schon mal nach, ob sie richtig verstanden haben, dass ich Schneeloch heiße", sagte Nadine Schneeloch. Sie erinnert sich nur an den Vorfall, dass ein Pizzaservice nicht geliefert habe, weil er sich bei der telefonischen Bestellung veräppelt gefühlt habe. Aber ausgelacht oder gehänselt wurde die Hildenerin auch als Kind nicht. "Wir sind dreißig Jahre immer an ein und den selben Ort in den Winterurlaub gefahren, der hieß St. Ulrich. Irgendwann wurden wir gefragt, ob man unseren Nachnamen für eine Werbekampagne nutzen dürfe, also Schneeloch als Assoziation für viel Schnee," sagte Nadine Schneeloch, die Schnee liebt und begeisterte Skifahrerin ist. Deshalb ist sie sich auch bei einem ganz sicher: "Wenn ich mal heirate, bleibt mein Nachname."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort