Hilden Forum: Zuwanderung als Chance sehen

Hilden · Es gibt zu viele Hürden, um Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Politik und Wirtschaft fordern Abhilfe.

 Axel Fuhrmann, Handwerkskammer, Michael Kleinbongartz, Geschäftsführer Kukko, Johannes Vogel, FDP-NRW-Generalsekretär, und Jan Frederick Kremer von der Friedrich-Naumann-Stiftung (von links).

Axel Fuhrmann, Handwerkskammer, Michael Kleinbongartz, Geschäftsführer Kukko, Johannes Vogel, FDP-NRW-Generalsekretär, und Jan Frederick Kremer von der Friedrich-Naumann-Stiftung (von links).

Foto: Olaf Staschik

Die Zuwanderung ist eine Chance - das war die Botschaft dreier Referenten, die jetzt auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung in der Reihe "Rheinische Wirtschaftsgespräche" bei der Hildener Firma Kukko zu Gast waren. "Zuwanderung nach Deutschland - Perspektiven für die Wirtschaft", so lautete das Thema, zu dem Gastgeber und Unternehmer Michael Kleinbongartz (Hildener Industrie-Verein), NRW-FDP-Generalsekretär Johannes Vogel und Dr. Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, Stellung bezogen.

Rund 50 Gäste waren gekommen, um mit den Referenten anschließend zu diskutieren.

Eine gute Grundlage für den Meinungsaustausch boten interessante Zahlen, die die Redner im Gepäck hatten. 2014 gab es erstmals mehr Studierende als Auszubildende, berichtete Fuhrmann - übrigens gebürtiger Hildener. Deutschlandweit gab es Anfang September dieses Jahres mehr als 100.000 offene Lehrstellen. Zugleich seien 9000 Inhaber von Handwerksbetrieben im Bezirk Düsseldorf 60 Jahre und älter, suchen also auf absehbare Zeit Nachfolger - die sich in dieser großen Zahl nicht anbieten. "Wir brauchen Menschen. Über die Geburten kriegen wir die nicht", betonte Fuhrmann und verwies darauf, dass aus den Reihen der Flüchtlinge und Asylbewerber diese Lücken gefüllt werden könnten. Schon jetzt gelinge Integration über Arbeit: 15 Prozent der Auszubildenden im Bezirk Düsseldorf haben einen ausländischen Pass, weitere 15 Prozent einen Migrationshintergrund. Allerdings gelte: "Deutsch ist der Schlüssel für Beschäftigung." Zu beobachten sei außerdem, dass junge Flüchtlinge eine mehrjährige Ausbildung wegen der vergleichsweise geringen Bezahlung ablehnen. Sie wollen Geld zu ihren Familien in die Heimatländer schicken und sind darauf angewiesen, umgehend so viel zu verdienen wie möglich. Daher nehmen sie häufig eine unqualifizierte Arbeit an und haben so kaum mehr eine Chance auf Aus- und Weiterbildung. FDP-Generalsekretär Johannes Vogel verwies ebenfalls auf die demografische Entwicklung. In den 2020er Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen - mit rund 6,5 Millionen Arbeitnehmern ein Aderlass von der Größe Hessens. Vogel betonte, dass Deutschland "die große Masse, die uns dann fehlen wird, ohne Zuwanderung nicht ersetzen" könne. Gleichwohl aber gebe es große Hürden, Flüchtlinge zu integrieren. "Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz, das es Fachkräften leichter macht, zu uns zu kommen", forderte er. Zugleich gelte es, die Vorrangprüfung (EU-Bürger werden bei der Besetzung freier Stellen Nicht-EU-Bürgern vorgezogen) und das (anfängliche) Arbeitsverbot für Asylbewerber zu lockern oder ganz darauf zu verzichten.

Forderungen, die auch FDP-Mitglied und Unternehmer Michael Kleinbongartz stellte. Auch der Mindestlohn gehört aus seiner Sicht zu den überflüssigen Hürden. Die Wirtschaft stehe bereit: "Die beste Integration geschieht über die Arbeit", sagte Kleinbongartz. "Die Arbeitgeber überlegen bereits, was sie machen können, um die Leute zu integrieren. Wir möchten mitwirken - aber Politik, Verwaltung und Behörden müssen uns dazu auch die Möglichkeit geben."

(arue)
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