Hilden Flüchtlinge sind Azubis im Autohaus

Hilden · Das Autohaus Gierten hat zwei zusätzliche Ausbildungsplätze für die Brüder Nour Hamo Laila aus Syrien geschaffen.

 Vom Flüchtling zum Azubi: Yazan und Mohammed Hamo Laila (v.l.) bekommen von Michael Esser im Langenfelder Autohaus Gierten die ersten Lektionen rund ums Auto.

Vom Flüchtling zum Azubi: Yazan und Mohammed Hamo Laila (v.l.) bekommen von Michael Esser im Langenfelder Autohaus Gierten die ersten Lektionen rund ums Auto.

Foto: RALPH MATZERATH

Viele Unternehmen suchen händeringend nach Auszubildenden. 690 freie Stellen sind im Kreis Mettmann bislang unbesetzt. Umso erfreulicher ist die Geschichte, die Micheal Esser, Geschäftsführer des Autohauses Gierten, zu erzählen hat: "Vor acht Wochen ist die Idee entstanden, unsere Ausbildungskapazität zu verdoppeln - aus zwei sollten vier Stellen werden. Wir wollten die zusätzlichen Plätze mit zwei Flüchtlingen besetzen."

Diesen Plan hat das Autohaus innerhalb kürzester Zeit in die Tat umgesetzt. Esser wendete sich mit seiner Idee an den Landtagsabgeordneten Jens Geyer (SPD), der unmittelbar den Kontakt zu der Agentur für Arbeit herstellte. Zwei Ausbildungsakquisiteure suchten nach passenden Bewerbern. Der Kontakt zu den Brüdern Hamo Laila kam bei einem Deutschkursus zustande. Vor zwei Wochen lernten sich die Brüder und die Ausbilder kennen und unterzeichneten noch am selben Tag die Ausbildungsverträge.

"Wir sind sehr froh, dass wir hier lernen dürfen. Und Deutschland hat uns sehr gut aufgenommen", sagt Yazan Hamo Laila. Der 26-Jährige ist mit seinem jüngeren Bruder Mohammad Nour (22) vor etwa zweieinhalb Jahren aus Syrien vor dem Bürgerkrieg geflohen. In ihrer Heimatstadt nahe Damaskus gehörten Bombenanschläge und Schießereien zum Alltag - die Brüder waren dort nicht mehr sicher. In seinem Heimatland hat Yasan Design studiert, sein Bruder hatte dort mit einem IT-Studium begonnen. Studium, Besitz und Familie mussten die Brüder zurücklassen, um in einem anderen Land ein neues Leben beginnen zu können.

Seit Januar 2014 leben die beiden nun in Deutschland. "Wir lernen gut Deutsch und wollen besser werden. Wir wollen uns in-te-grie-ren", sagt Yasar und stolpert dabei über das letzte Wort. Er erzählt, dass es ihm nicht leicht fällt, die Sprache zu lernen. Da er aber mit seinem Bruder langfristig in Deutschland bleiben will, müssen die jungen Männer für ihre Perspektive arbeiten und sich weiterentwickeln - das weiß Yasar.

Der erste Schritt dazu ist getan: Gestern hat ihre Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen, und die jungen Männer standen zum ersten Mal selber an den Hebebühnen. "Ich wünsche mir, dass der Krieg in Syrien weggeht. Und meine Familie soll nach Deutschland kommen. Aber erst möchte ich einen guten Job hier machen", schildert Yasan seine Wünsche für die Zukunft. Stolz deutet er dabei auf den Blaumann, auf dem in Großbuchstaben sein Name zu lesen ist und streckt beide Daumen in die Luft. "Die Geschichte der beiden Brüder ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie man miteinander umgehen sollte", betont Jens Geyer. Er hofft, dass die Idee viele Nachahmer findet und noch mehr Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden können. "Es ist nicht wichtig, wo jemand herkommt", sagt Kreishandwerksmeister Thomas Grünendahl, "sondern, wo er hinwill."

(RP)
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