Hilden Flüchtlinge im Hungerstreik - Probleme geklärt

Hilden · Bezirksregierung spricht von "internen Schwierigkeiten". Nach unserer Recherche geht auf einmal alles ganz schnell.

 Jubel und Erleichterung: Die 15 syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge dürfen jetzt in Hilden bleiben. Sie dürfen die Notunterkunft verlassen und werden in Heimen untergebracht. Mitte (mit Schal): Michaela Neisser.

Jubel und Erleichterung: Die 15 syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge dürfen jetzt in Hilden bleiben. Sie dürfen die Notunterkunft verlassen und werden in Heimen untergebracht. Mitte (mit Schal): Michaela Neisser.

Foto: Olaf Staschik

15 Flüchtlinge aus Syrien sind am Dienstagmorgen in der Notunterkunft in einen Hungerstreik getreten. Sie wüssten sich nicht mehr anders zu helfen, erläutert Khaled Osman auf Englisch. Der 29-Jährige lebt gemeinsam mit seinem Bruder Mouhamad (27) in der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule. Vor mehr als drei Monaten, am 28. September 2015, sind sie in Hilden aufgenommen worden. Das können sie mit ihren Camp-Ausweisen belegen. Viele andere Flüchtlinge sind seitdem durch das Lager gegangen und weiterverteilt worden. Nur sie und 13 andere Syrer nicht. Das können sie nicht verstehen. Immer wieder seien ihnen neue Termine für ihre Weiterverteilung genannt worden, erzählt Khaled Osman: "Wir sind geduldig. Wir haben auf diese Versprechen vertraut. Aber wir sind immer noch hier. Wir wissen nicht, wer uns nicht die Wahrheit sagt."

Die städtische Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Hilden, Michaela Neisser, bestätigt die Darstellung der Bürgerkriegsflüchtlinge: "Sie sind alle registriert und seit Monaten transferbereit." Sie habe seit dem 13. September x-mal bei der Bezirksregierung Arnsberg, Nebenstelle Essen, angerufen, gemailt und auf die offenbar vergessenen Flüchtlinge hingewiesen: "Ich habe jedes Mal sämtliche Daten mitgeschickt. Unsere Johanniter sind sogar extra nach Essen gefahren und haben die Bescheinigungen persönlich abgegeben."

Beschleunigt wurde dadurch nichts. Im Gegenteil: Es gab neue Pannen. Eine Familie aus der Gruppe sollte nach Duisburg, wies die Bezirksregierung an. Als Neisser dort anrief, wusste man dort von nichts: "Ein Zuweisungspapier ist weder in Hilden noch in Duisburg angekommen." Ein körperbehinderter junger Mann sollte ohne seinen Bruder, auf dessen Hilfe er angewiesen ist, nach Reichshof verschickt werden. Das habe der für die Unterkunft Hilden zuständige Camp-Manager der Bezirksregierung Düsseldorf im letzten Moment verhindern können.

Transfer zwischen dem 4. und 8. Januar 2016: Das war das letzte Versprechen aus Essen. Auch dieser Termin verstrich. Als Neisser in Essen anrief, hieß es, die zuständige Mitarbeiterin sei in Urlaub: "Mir hatte sie zugesichert, sie habe vor ihrem Urlaub alles in die Wege geleitet." Nach der Rückkehr der Dame rief Neisser wieder an: "Sie konnte sich an keine Absprache erinnern und wollte auch keinen Termin nennen. Es hieß nur lapidar: Der Transfer der Flüchtlinge findet demnächst statt."

Als Neisser die Mitarbeiterin am Dienstagmorgen über den Hungerstreik informieren wollte, wurde sie mit der Mailbox verbunden. "Es gab interne Schwierigkeiten, der Fall ist bekannt": Mehr wollte Benjamin Hahn, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, dazu am Dienstag nicht sagen. Aber er bot eine Lösung an: "Alle neun zuweisungsfähigen Flüchtlinge der Gruppe dürfen in Hilden bleiben." Das hatte Neisser - in Absprache mit den Flüchtlingen - vorgeschlagen, um die Hängepartie endlich zu beenden: "Alle 15 sind zuweisungsfähig. Ich mache jetzt Nägel mit Köpfen - und nehme alle auf."

(RP)
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