Auf Ein Wort Frank-Dieter Göbel Fastenbilanz - das Scheitern in Gottes Händen

Hilden · Am Sonntag wären dann ja zehn Tage schon geschafft. Ein Viertel der Fastenzeit ist dann schon um. Wie die Zeit vergeht. Gott sei Dank! Nur noch 30 Tage durchhalten! Oder - Hand aufs Herz - nur noch 30 Tage schlechtes Gewissen: Dass ich es diesmal schon wieder nicht geschafft habe, meine guten Absichten durchzuhalten; dass ich schon am zweiten Tag "rückfällig" geworden bin, was meine alten Gewohnheiten betrifft. Das war dann ja mal wieder nichts!

 Frank-Dieter Göbel ist Pastoralreferent in Hilden.

Frank-Dieter Göbel ist Pastoralreferent in Hilden.

Foto: ola

Während normale Menschen diesen Frust am Scheitern der guten Vorsätze in den ersten Januartagen abarbeiten, darf man als frommer Christ gleich zweimal im Jahr ran. Wollen wir ehrlich sein: Das ist ganz schön nervig festzustellen, dass man wieder einmal am eigenen Schweinehund gescheitert ist. Und wenn es mir schon nicht gelingt, die kleinen Ziele des Alltags konsequent zu verfolgen, wie sieht es dann erst mit meinen großen Lebenszielen aus?

Als Christ darf ich aber auch wissen, dass Scheitern zum Leben gehört. Gott ist gnädiger und barmherziger zu mir als ich zu mir selbst, geschweige denn als ich es zu anderen bin. Und ich darf jeden Tag neu beginnen. Der Weg der Umkehr zu neuen Lebenswegen ist ja kein zeitlich befristeter Abschnitt, an dessen Ende das Osterfest als Hochfest des Rückfalls in die alten Muster stünde. Im Gegenteil: Ostern ist, wenn der Weg der eigenen Umkehr, mit all seinen Sackgassen, Irrgängen, Stolpersteinen, Fallstricken und Suchbewegungen, doch zum guten Ziel führt.

"Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht", sagt Jesus in der Bergpredigt (Mt 6,16). Weil es nicht darum geht, jetzt eine fromme Leistung zu vollbringen, sondern das eigene Scheitern vertrauend und mutig in die Hände Gottes zu legen, damit er es verwandeln möge. Dann können wir befreit Ostern feiern: Wenn wir wissen, dass lebt, was begraben war - auch in uns.

(RP)
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