Rp-Serie Schulnamen (8) Der "Alte" für ein junges Gymnasium

Hilden · Nur wenige Tage nach seinem Tod wurde Langenfelds Schule 1967 nach Konrad Adenauer benannt.

LANGENFELD (dne) Der Unterricht fiel aus. Alle Grundschüler wurden nach Hause geschickt. Mit zwei Auflagen. Sie sollten für den Verstorbenen beten und den Fernseher anschalten, um dem Staatsbegräbnis beiwohnen zu können. Der kleine Stephan Wippermann-Janda fand das "irgendwie zu viel". Die Flaggen, das viele Schwarz, die allgegenwärtige Staatstrauer. Als Bub wollte er von seinen Eltern wissen: "Ist Jesus gestorben?" Nein, Konrad Adenauer, von dem Dr. Wippermann-Janda heute einen Sinnspruch in seinem Büro hat: "Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andre gibt's nicht." Wippermann-Janda ist der Direktor des Langenfelder Konrad-Adenauer-Gymnasiums, das jetzt sein 50-jähriges Bestehen feiert.

In den 1960er Jahren wuchs Langenfeld mit einem enormen Tempo. Junge Familien zogen zwischen Köln und Düsseldorf; die Kinder brauchten Schulen am Ort. 1966 gab es im Land eine Schulreform, in der Stadt ein neues und zugleich das erste Gymnasium. Einen eigenen Namen hatte die neue Schule zunächst nicht. Dann starb, im Alter von 91 Jahren, Konrad Adenauer, am 19. April 1967. Er war einst jüngster Bürgermeister von Köln. 1933 weigerte er sich, als Kölner Oberbürgermeister, den "Führer" zu empfangen und ihm ein Fahnenspalier zu bereiten. Im September 1949 wurde Adenauer zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er hatte an der Spitze Langenfelds einen glühenden Verehrer: Bürgermeister Hans Litterscheid. Dessen Kandidatur für die Bundestagswahl 1965 hatte der Alte unterstützt, sich sogar höchstpersönlich auf den Langenfelder Marktplatz begeben und drei Minuten lang stehend aus seiner Staatskarosse heraus eine Wahlkampfrede gehalten.

Litterscheid schaffte es zwar nicht in den Bundestag - aber er revanchierte sich für die Unterstützung. Während anderswo Namensfindungsprozesse von Schulen Jahre dauern, trieb der Bürgermeister persönlich die Vorlage voran. Wenige Tage nach dem Staatsbegräbnis fiel die Entscheidung im Rat mit konservativer Mehrheit: 16 Kommunalpolitiker waren für, neun gegen den Namen "Konrad-Adenauer-Gymnasium". Der damals junge Gründungsdirektor, Dr. Fritz Vomhofe, wurde während eines Empfangs zu Seite genommen. Litterscheid soll den Arm um Vomhofes Schultern gelegt und gesagt haben: "Damit Sie das wissen: Ihre Schule wird ab sofort Konrad-Adenauer-Gymnasium heißen."

(RP)
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