Hilden Daumen hoch für Normann

Hilden · Die Herzlaufgruppe nahm im Zoch auch einen geistig Behinderten mit.

Es herrscht gute Stimmung beim Hildener Karnevalszug. Die Mitglieder der "Herzlauf"-Gruppe haben sich mit großen, roten Herzen aus Plüsch kostümiert. Bei fröhlicher Karnevalsmusik verschenken sie an die Zuschauer Süßigkeiten und Rosen. Doch vor der Gruppe strahlt jemand fast noch mehr: Auf einem Fahrrad sitzt Normann Schweizer, der ein Piratenkostüm trägt. Überglücklich verteilt auch er Kamelle und Rosen. Geben macht den geistig Behinderten dabei genauso glücklich wie nehmen - denn das ist sein Geburtstagsgeschenk. Möglich machte dies die Großzügigkeit seiner Mitmenschen: Es gab Spenden an den Verein Herzlauf sowie 100 Rosen von Sybille und Frank Kammann (Foto Kammann) und Wurfmaterial vom Hildener Ehepaar Fähse. So konnte Normann aus dem Vollen schöpfen.

Beim Hildener Rosensonntagszug am Wochenende hat der geistig behinderte Normann Schweizer den Verein Herzlauf aus Hilden unterstützt - und der Verein unterstützte ihn. Denn als besonderer Gast wurde er anlässlich seines 40. Geburtstages von Herzlauf- und CCH-Mitglied Andy Bloch eingeladen.

Den Kontakt haben die Hildener Dieter und Marianne Fähse hergestellt: "Wir kennen Normann und seine Familie schon seit fast 40 Jahren. Zu seinem Geburtstag wollten wir ihm eine besondere Freude machen, und da hat Andy Bloch angeboten, Normann im Zug fahren zu lassen und sich um ihn zu kümmern", erzählt Marianne Fähse. Über die Überraschungsaktion freut sich Schweizer sehr: "Es macht mir sehr viel Spaß, ,Helau' zu rufen. Die Frauen bekommen Rosen von mir und die Babys Süßigkeiten", erzählt er. Normann wohnt in Esslingen bei Stuttgart und musste mit dem Flugzeug anreisen: "Am Samstag hat das Sicherheitspersonal Normann Schweizer an das Flugzeug übergeben, und da hat er sich so gefreut und geschrien, dass er seinen Ausweis gar nicht vorzeigen musste", erzählt Marianne Fähse lächelnd.

Das Schicksal von Normann und seiner Familie ist tragisch. Bei seiner Geburt hatte sich dem heute 40-Jährigem, einem von insgesamt drei Kindern der Familie, für einige Minuten die Nabelschnur um den Hals gewickelt. Der daraus resultierende Sauerstoffmangel des Gehirns führte zu seiner geistigen Behinderung. Die Familie hielt jedoch fest zusammen. Marianne und Dieter Fähse sind begeistert vom freundlichen Wesen des jetzt 40-Jährigen: "Wir lieben ihn heiß und er uns auch. Normann ist ein fröhliches Kind und der Sonnenschein seiner Familie", berichten sie.

Andy Bloch hingegen kannte Schweizer vor der Aktion gar nicht: "Ich habe ihn am Samstag zusammen mit der Familie Fähse am Düsseldorfer Flughafen abgeholt und auch dort kennengelernt. Gleich werden wir noch gemeinsam feiern, und morgen Abend fliegt er wieder zurück", erklärte Andy Bloch am Sonntag. Das Thema "Inklusion" ist Bloch wichtig. Er ist Freizeitpädagoge der Graf Recke Erziehung & Bildung, arbeitet als pädagogischer Mitarbeiter in der Wohngemeinschaft an der Mozartstraße und ist Mitorganisator der Inklusions-Party des CCH.

Das Piratenkostüm hat Normann Schweizer selbst von zu Hause mitgebracht: "Der Normann ist im Karneval gerne unterwegs, und wir hoffen, dass er diesen Tag für den Rest seines Lebens in Erinnerung behält", sagt Fähse. Dafür haben sie sich noch etwas einfallen lassen: "Wir werden Fotos von dem heutigen Tag in ein Fotoalbum kleben, so dass er sich dieses immer zur Erinnerung ansehen kann. Nächstes Jahr wollen wir ihn wieder einladen und dann auch zur Inklusionsparty, damit die Überraschung für ihn noch größer wird", sagt Marianne Fähse.

(RP)
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