Hilden "Das mit Jesus war echt unfair"

Düsseldorf · Reportage Die Passionsgeschichte vermittelt das Ehepaar Becker derzeit Kindern und Jugendlichen aus drei verschiedenen Konfessionen. Im Schülertreff der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde sind 13 Nationen vertreten, die sich dort freitags treffen – neugierig und mit vielen Fragen.

"Gott hat Zeit", steht im Schaukasten des rot verklinkerten Gemeindehauses an der Paul-Spindler-Straße. Dort erleben derzeit Kinder und Jugendliche aus 13 Nationen und drei verschiedenen Konfessionen, was es mit der Passionszeit auf sich hat. Doch vor der "Bibelzeit" ist "Freispielzeit" im Schülertreff der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde. Während die ehrenamtlichen Mitarbeiter Tamara und Samuel draußen etliche Kinder beim Hockey-Spiel betreuen, wird im Keller des Gemeindehauses gemalt, gebastelt und gewerkelt.

Deniz ist Stammgast beim Schülertreff. Gerade feilt der Neunjährige an seinem Schwert, das in der Holzwerkstatt von Pastor Klaus Becker entstanden ist. Noch mehr als die Workshops und Sport-AG's gefallen dem Sohn eines bi-konfessionellen Paares aber die Geschichten, die jeden Freitag ab 19 Uhr erzählt werden. "Das mit der Auferstehung" sei seine Lieblingsgeschichte, erzählt Deniz eifrig – auch wenn das "echt unfair" war, wie das Volk und die Soldaten vorher mit Jesus umgegangen seien. "Aber dann hat sich der Gott ja als Gärtner verkleidet und war wieder lebendig."

Die Hoffnung der Osterbotschaft möchte Gemeindepädagogin Marlies Becker auch in diesem Jahr vermitteln. Heute beispielsweise können die Zehn- bis 15-Jährigen Blumensamen in die dunkle Erde legen – und erleben, wie schnell aus ihnen etwas Neues entsteht. Und wie vermittelt man Kindern, gleich welcher Konfession, die Passionsgeschichte? "Kinder haben einen starken Gerechtigkeitssinn", weiß die Pastors-Frau. "Sie können gut nachvollziehen, dass Jesu Tod am Kreuz Unrecht pur war." Ihr Anliegen ist es, zu "vermitteln, dass Jesus durch seinen stellvertretenden Tod zur Brücke wurde, über die alle Menschen zu Gott gehen können".

Und das mit einer didaktischen Methode, die eher nostalgisch anmutet: An diesem Abend erzählt Pastor Becker mit Flanellbildern vom Leiden und Sterben Jesu. "Wenn es nur spannend genug gestaltet wird, hören selbst die 15-jährigen coolen Jungs ganz gebannt zu", findet das Ehepaar. Und welche Gedanken sie sich über das Gehörte machen, erfährt Klaus Becker dann am nächsten Freitag zwischen Säge und Schwingschleifer. "Wenn man den Kinder nur genug Aufmerksamkeit schenkt", hat der Seelsorger und zweifache Vater erlebt, "dann kommen die tiefgründigen Gespräche von selbst".

Zeit nimmt sich auch an jedem Freitagnachmittag seine Frau, die jeden Schülertreff-Besucher persönlich mit Handschlag begrüßt: "Hallo Kevin, schön, dass du da bist. Hallo Lea, stellst du deinen Roller bitte an die Garderobe?" Bis zu 36 Kinder und Jugendliche aus Hilden, deren Eltern aus Deutschland, Russland, Rumänien, Äthiopien, der Türkei, Sri Lanka oder anderen Ländern stammen, kommen regelmäßig in den Schülertreff. Dieser hat sich aus der vor sechs Jahren gegründeten "Kinderstunde" der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde entwickelt – und wird von den Gemeindegliedern (Altersdurchschnitt: 60 Jahre) mit viel Herzblut unterstützt.

(RP)
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